Diese Sportart aus den USA ist ein ständiges Geschiebe. Foto: Viola Katemann

Die Stuttgarter Rollergirlz haben sich ein Derby gegen die Royal Windsor Rollergirls geliefert – und haben den Sieg eingefahren.

S-West - Spannung liegt in der Luft. Die Sporthalle West ist fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein Fan schlägt auf seine Pauke. Als die Rollergirls – zwei Teams von je zehn Frauen auf Rollschuhen – in die Halle sprinten, geht ein lautstarker Jubel durch die Reihen. Das Derby kann beginnen. Am Samstag, 13. September, haben sich die Rollergirlz Valley Stuttgart einem Wettkampf gegen die Royal Windsor Rollergirls aus Berkshire gestellt – und gewonnen.

Anpfiff. Die Teams stürmen aufeinander ein. Ähnlich wie beim Rugby gilt es, an einer Art Wand aus Spielern vorbeizukommen. Eine Wand, die rollt, knufft, pufft und schubst. So schnell sich die Rollen drehen, so rasant ist das Spiel. Die Regeln dieser ursprünglich amerikanischen Sportart sind komplex. Roller Derby ist eine Art aggressives Rollschuhrennen auf einer ovalen Bahn. Dabei treten zwei Teams gegeneinander an.

„Ein Team besteht aus maximal 14 Spielerinnen. Der Wettkampf heißt Bout, eine Spielrunde Jam. Pro Jam können höchstens fünf Spielerinnen für das Team aufgestellt werden, die immer wieder wechseln, jedoch nur eine von ihnen, der Jammer, kann Punkte holen“, erläutert Jasmin Link, deren Spielername Pack Slash ist. An diesem Abend tritt sie aber als Helferin der Schiedsrichter an und überwacht, dass die Spielerinnen auf der Strafbank ihre 30 Sekunden Auszeit einhalten.

Nicht erlaubt ist kratzen, beißen und rempeln

„Jedes Team hat einen Jammer, den es starten lässt. Sie startet hinter dem so genannten Pack. Das besteht aus zweimal vier Blockern“, sagt Link. Jeder Jammer versucht, sich den Weg durch das Pack zu bahnen, wobei die Blocker alles dafür geben, dem eigenen Jammer den Weg frei zu machen und den gegnerischen hinzuhalten. „Schafft der Jammer es, zweimal das Pack hinter sich zu lassen und die Gegnerin zu überholen, sammelt sie vier Punkte ein“, erklärt Link. Dabei gibt es Spielregeln: „Erlaubt ist, mit Schultern und Hüften die Gegnerin zu boxen und wegzustoßen. Nicht erlaubt ist natürlich beißen, kratzen, rempeln oder schubsen. Diese Rangeleien machen den Reiz des Spiels aus“, sagt Link. Damit es nicht drunter und drüber geht, gibt es sechs Schiedsrichter.

„Ursprünglich wurde der Wettkampf auf Rollschuhen von Frauen auf Jahrmärkten ausgeübt. Das war in den Dreißigerjahren“, sagt Silicon Sally alias Stefanie Bardos, die ebenfalls Spielerin und seit Gründung des Vereins aktives Mitglied ist. Sie sei durch ein Plakat auf die Sportart aufmerksam geworden. „Eine Amerikanerin suchte damals in Stuttgart Frauen, die Lust auf Wettkämpfe auf Rollschuhen hätten. Das klang spannend“, erzählt sie. Seit 2006 gibt es den Stuttgarter Verein nun schon.

Die Royal Windsor Rollergirls überbieten immer wieder

Anders als in anderen Sportarten treten Teams aber nicht gegeneinander an, weil sie sich durch Spiele dafür qualifiziert haben. Jedes Team sucht sich vielmehr seine Gegner selbst aus nach ähnlichen Erfolgen. Dann fragt es an, ob es für ein Derby bereit sei. Die Royal Windsor Rollergirls aus Berkshire ließen sich nicht lange bitten.

An diesem Abend schaffen sie es immer wieder, die Rollergirlz aus Stuttgart punktemäßig zu überbieten. „Ich bin für die Britinnen“, verrät die Zuschauerin Katie MacIsaac. Sie ist extra aus Nürnberg angereist, ihr Mann ist dort beim US-Militärstützpunkt stationiert. Es ist ihr erstes Spiel in Deutschland. Die Teams wechseln sich immer wieder ab. Inzwischen steht es 163 zu 169 für die Gegner. Polly Purgatory vom Stuttgarter Team versucht gegen das Pack anzukommen. Auch Culverhouse von den Royals gibt alles und schafft es schließlich. Wieder schnellen die Punkte der Gegner nach oben. Nitro Netty – mit Jammer-Haube – versucht, sich den Weg zu bahnen. Es gibt ein großes Geschiebe. Ein Fan macht Stimmung fürs Stuttgarter Team.

Und tatsächlich. Nitro Netty schafft es, sich durchzusetzen und holt die ersehnten Punkte. Doch das Spiel ist noch nicht vorbei. Je 30 Minuten dauert eine Spielhälfte. Die letzten Minuten sind angebrochen. Polly Purgatory ist wieder am Zug. Mit 180 zu 178 holt sich Stuttgart den Sieg. Die Fans jubeln. Ihre Mädels haben es geschafft und rollen zur Siegerehrung.