Läuft bei Rolf Zacher, der jetzt 75 Jahre alt geworden ist. Foto: dpa

Rolf Zacher, der Mann mit dem bekanntesten Ganovengesicht des deutschen Films, wird 75. Gerade hatte er einen Auftritt im australischen Dschungel. Was denkt er heute darüber?

Berlin - Im Dschungelcamp von RTL gehören sie zum Inventar: ältere Schauspieler, die die jüngeren Zuschauer erstmal googeln müssen. Sie haben früher mal mit Fassbinder gedreht und wilde Zeiten hinter sich. Rolf Zacher ist so einer. Seine Liste mit Filmen ist seitenlang, er hat die Hollywoodstars Nicolas Cage und Robert De Niro vertont. Mit Zachers Stimme wird selbst Autowerbung zum Showdown: „Da lachen ja die Hühner! 4000 Euro Preisvorteil!“

Gerade gibt es Anlass, sich Zachers Stimme mal wieder anzuhören. Am 28. März wird er 75 Jahre alt. „Ich habe wunderbar gelebt“, sagt der Berliner. Er müsse nicht unbedingt arbeiten. Er habe sehr viel Geld in seinem Leben verdient und es mit seinem Opa gehalten: „Das Geld muss raus!“ Pleite sei er aber nie gewesen.

Sein Gesicht ist bekannt. Er ist eine Type. Am Telefon bittet er kurz um Geduld: „Wait a second, Baby“. Dann sprudelt Zacher los. Ihn wundert es, dass er vom Fernsehen nicht als Zeitzeuge befragt wird. Als Flüchtlingskind und über sein Leben in Ost und West kann er viel erzählen. Was seine Arbeit als Schauspieler angeht: „Ich brauche nur eine Klappe.“

Seine Spanne reicht von „Berlin Alexanderplatz“ bis zur Telenovela „Rote Rosen“. Vor kurzem hat der SWR einen alten „Tatort“ von 1978 ausgegraben. In „Der gelbe Unterrock“ spielt Zacher einen Gauner im Drogenmilieu. Eine typische Rolle. Zacher sei „der beste Kleinganove des deutschen Kinos“, schrieb ein Kritiker. Dazu Drogen und Knast im wahren Leben, das passte zum Rebellenimage. Das ist lange her. „Überall wo man ist - man ist immer selbst schuld“, sagt Zacher.

Zacher ist Veganer und übte Yoga

Zacher hat viele Seiten: Er drehte Kinderfilme, ist Veganer und machte Yoga, bevor es Mode wurde. Musik spielt eine große Rolle. Er schreibt Songtexte, war als Gast bei der Rockband Amon Düül II und im Punkmusical „Gabba Gabba Hey“ dabei.

Im Zweiten Weltkrieg in Berlin geboren, wuchs Zacher in Brandenburg auf. Nach einer Bäckerlehre lernte er das Schauspielhandwerk in Berlin. Er jobbte als Kellner, Barmixer und Rock ‚n’ Roll Tänzer. Der Regisseur Helmut Käutner engagierte ihn für den Film „Zu jung für die Liebe?“ (1961). Später drehte er mit Ulrich Schamoni und Robert van Ackeren.

Den Bundesfilmpreis gab es für Reinhard Hauffs „Endstation Freiheit“ (1980). Auch vor Klamotten wie „Go Trabi Go 2“ schreckte Zacher in seiner Karriere nicht zurück. Zu seinen jüngeren Kinorollen gehören Oskar Roehlers „Tod den Hippies!! Es lebe der Punk“ und Doris Dörries „Die Friseuse“.

An guten Fernsehrollen hapert es, erzählt Zacher. Ihn zieht es auf die Bühne, zur Musik. „Mir geht’s gut.“ In seinem Leben bereue er nichts - nur, dass er die Kindheit seiner 1972 geborenen Tochter aus einer Ehe mit Gisela Getty nicht mit erlebt hat.

Die Zeit im Dschungelcamp sieht er lässig

Und das RTL-Dschungelcamp „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“? Dort fiel Zacher durch sein Nuscheln auf, das der Kölner Privatsender mit Untertiteln versah. Für die Dschungelprüfungen wurde er gesperrt. Das „Gequatsche“ der anderen nervte ihn. Zacher hatte „wahnsinnig Sehnsucht“ nach seiner Freundin. Nach acht Tagen verließ er das Camp, laut RTL aus „gesundheitlichen Gründen“.

Auf Fragen zu seinem Urwald-Ausflug reagiert er lässig: „Wann kommt man in seinem Leben nach Australien?“. Bei der Show mitzumachen, weckt seiner Meinung nach das Mitgefühl für andere Menschen: „Wenn man drin ist, dann hat jeder eine Möglichkeit, in sich hineinzuhorchen.“ Er sei im Camp der Guru gewesen. Als er weggegangen sei, hätten sie alle geheult.