Die geringe Bautätigkeit in Stuttgart gibt Experten Anlass zur Sorge. Foto: Sebastian Gollnow//dpa

Die Teilnehmer an unserer Umfrage Heimat-Check haben die Kategorie Immobilienmarkt am schlechtesten bewertet. Das wundert den Mietervereinschef Rolf Gaßmann nicht. Er wirft der Stadt vor, jahrelang den Bedarf an Wohnraum unterschätzt zu haben.

Der Mietervereinsvorsitzende Rolf Gaßmann weist seit Jahren auf das Defizit im Wohnungsbau hin.

 

Warum wundert Sie das schlechte Ergebnis nicht?

Seit die Stadt Bürgerumfragen durchführt, sind das mangelnde Wohnungsangebot und die zu teuren Wohnungen das Problem Nummer eins. Weil die Stadt stark wächst, aber das Wohnungsangebot nicht mit, verschlimmert sich die Wohnungsfrage von Jahr zu Jahr. Das spüren zunehmend auch Durchschnittsverdiener durch krass steigende Mieten und explodierende Kaufpreise.

Der Mietervereinsvorsitzende Rolf Gaßmann kritisiert die Stadt. Foto: L

Wie lässt sich die Lage verbessern?

Der Wohnungsbau muss mit der wirtschaftlichen Entwicklung mithalten. Wenn im letzten Jahrzehnt jährlich 6000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden sind aber nur 1400 Wohnungen, dann haben OB und Gemeinderat nicht kapiert, dass zusätzliche Arbeitsplätze zusätzliche Wohnungen erfordern. Wir brauchen große Lösungen für neue Wohngebiete, wie sie in den 60-er und 70-er Jahren möglich waren. Verwaltung und Gemeinderat agieren zu behäbig.

Welche Möglichkeiten außer Neubau auf der grünen Wiese könnten helfen?

Es gibt erhebliche Potenziale beim Umbau von Büro-in Wohngebäude. In anderen Städten werden Investoren mit großzügiger Auslegung des Baurechts ermuntert, das in Gewerbegebieten zu tun. In Stuttgart ist bislang nur der Umbau in ein Hotel möglich, selbst wenn sich im Umfeld kein störendes Gewerbe befindet und es gut erschlossen ist.