Roland Ostertag Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Geschichte ist für den Architekten Roland Ostertag höchst aktuell. Leser unserer Zeitung schätzen seine mahnenden Gastbeiträge.

Bundesehren für Roland Ostertag

Im kommenden Februar wird der Stuttgarter Architekt Roland Ostertag 85 Jahre alt. aber was heißt das schon für einen, dem die Diskussion über das Gebaute und das zu Bauende, über das Geplante und das zu Planende über alles geht, und der mehr noch auf Ergebnisse drängt. Als Person eher zurückhaltend, ist für Ostertag der Text lange schon zentrales Gestaltungsmittel.

In der Tonlage des Einwurfs kommen seine Worte, türmt er mitunter Gedankenkaskaden. doch gerade auch die Leserinnen und Leser unserer Zeitung genießen dies auch. Stets versprechen die Beiträge des Gastautors Roland Ostertag eine klare, aber ebenso bedenkenswerte Stellungnahme. Wertvoll macht diese, dass Ostertag sich nicht mit der Szenerie des Sichtbaren begnügt. Den historischen Schichten einer Stadt spürt er nach, und so wird auch die Erinnerungskultur in all ihrer Faszination und all ihren besonderen deutschen Schrecken selbstverständlicher Teil städtebaulicher Überlegungen.

Für manches ist Roland Ostertag zu danken – in Stuttgart ebenso wie andernorts. An diesem Montag steht der Mahner mit dem wachen Blick selbst im Mittelpunkt – Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid überreicht ihm um 17 Uhr im Neuen Schloss (Veit-Saal) in Stuttgart das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Der langjährige Ordinarius für Gebäudelehre und Entwerfen an der Technischen Universität Braunschweig und frühere Präsident der Bundesarchitektenkammer dürfte, Ehrung hin oder her, den Ministeriumssitz kaum unkommentiert lassen – das Neue Schloss sähe Roland Ostertag lieber heute als Morgen als Forum öffentlicher Nutzungen.