Larissa Reyle und Fabian Geisler gehören seit Jahren zu den Organisatoren des Rohrer Seefests. Foto: Christoph Kutzer

Am Wochenende lädt das 43. Rohrer Seefest zum ausgelassenen Feiern für einen guten Zweck rund um den Teich in Stuttgart-Rohr. Wir haben mit den Veranstaltern über Tradition und Neuigkeiten gesprochen.

Rohr - Libellen schwirren über das Wasser. Ein paar Stockenten ziehen ihre Kreise. Vogelgezwitscher macht die Geräuschkulisse der Schönbuchstraße beinahe vergessen. Kaum vorstellbar, dass hier am 10. und 11. Juni Bands mit illustren Namen wie Texas Cornflake Massacre oder Betreutes Üben den Ton angeben werden. Dann nämlich geht, rund um den Bronzebären am Ufer, Stuttgarts ältestes nicht-kommerzielles Umsonst & Draußen in die 43. Runde: das Rohrer Seefest.

„Inzwischen ist das ein Treffen der Generationen“, sagt Fabian Geisler vom Organisatorenteam, in dem Studenten wie der 26-Jährige, der gerade seinen Bachelor gemacht hat, mit Handwerkern und Anwälten an einem Strang ziehen. „Im Jugendclub Rohr, der das Festival auf die Beine stellt, sind jetzt quasi die Kinder der ersten Veranstalter aktiv.“

Viele spenden auch ihr Wechselgeld

„Meine Eltern haben sich extra frei genommen, um beim Seefest dabei sein zu können“, untermauert Larissa Reyle (27) diese Aussage. „Es gibt auch etliche Leute, die außerhalb studieren und gezielt für das Wochenende nach Hause kommen.“ Reyle arbeitet hauptberuflich im Marketing einer Firma. Seit fünf Jahren engagiert sie sich für die Rohrer Festival-Institution. „Es ist toll, zu erleben, wie friedlich hier die verschiedensten Menschen gemeinsam Spaß haben. Hip-Hop-Hörer kommen, obwohl Metalbands spielen, Metaller spenden einer Reggae-Combo wie Higher Papa Jah Applaus, ältere Bürger finden es gut, dass die Jugend kreativ ist. Und wir hatten noch nie ernsthafte Probleme mit Betrunkenen oder Störern, die auf Randale aus waren.“ Auch Anwohner und Stadt stehen mehrheitlich hinter dem kostenlosen Event. Die Klage eines Herrn, der sich wegen Ruhestörung an das Amt für öffentliche Ordnung gewandt hatte, wurde zurückgewiesen. Der Bezirksbeirat Vaihingen sprach sich eindeutig für eine Fortsetzung der alternativen Lustbarkeit am Seeufer aus.

Gute Tradition ist beim Seefestdie Wahl einer sozialen Einrichtung aus Stuttgart, der die Einnahmen aus dem Verkauf von Speis und Trank zufließen. Dieses Jahr geht das Geld an die Beratungsstellen Mädchengesundheitsladen und Jungen im Blick. Alle neun Bands verzichten auf ihre Gage. Rund 80 Helfer sind ehrenamtlich im Einsatz, damit eine ansehnliche Summe zusammenkommt. „Viele Besucher verzichten auf ihr Wechselgeld, wenn sie sich eine Wurst oder ein Bier holen und stecken es direkt ins Spendenkässchen“, hält Geisler fest. „Hier feiert man wirklich für einen guten Zweck.“ Die Natur wird dabei nicht übergangen. „Der Müll landet meist da, wo er soll“, betont Reyle. „Den Park säubern wir selbst. Wegen der Pfanddosen und -flaschen kommt jedes Jahr ein Pfandsammler vorbei. Das hilft. Ich glaube nicht, dass die Umwelt unter dem Rohrer Seefest leidet.“

Eine Stimmung wie in Wacken

Im Großen und Ganzen wird 2017 alles wie immer sein: Grill, Zapfhahn und Livemusik. Mehr braucht es nicht. Erstmals soll es allerdings auch Cidre geben. Bei Sonnenschein wird für Kinder eine Wasserrutsche aufgebaut. „Der Regen im letzten Jahr war die absolute Ausnahme“, betont Reyle. „Sonst hatten wir immer Glück mit dem Wetter, solange ich zurückdenken kann und ich war ja früher schon als Gast dabei.“ Das gilt auch für Geisler, den die Stimmung beim Rohrer Open Air ein wenig an Wacken erinnert. Perfekt fände er es, wenn das Seefest ebenso wie das namhafte Metal-Festival von einer Blaskapelle eröffnet werden würde. Noch findet sich dafür zu seinem Bedauern keine Mehrheit im demokratisch arbeitenden Team. Vielleicht ändert sich das ja aber in den kommenden Jahren?