Der Musical-Boxring zieht von Hamburg nach Stuttgart (hier: Drew Sarich als „Rocky“). Foto: dpa

Die Stage Entertainment hält nichts von der Idee, eines der beiden Musicaltheater dem Opernhaus als Provisorium zu überlassen. „Wir müssten in diesem Fall Mitarbeiter entlassen, das wollen wir nicht“, erklärt Stage-Sprecher Stephan Jaekel. „Chicago“ hat sich als Flop erwiesen und macht Platz für „Rocky“.

Stuttgart - Werden die Stars des Stuttgarter Balletts, wenn das über 100 Jahre alte Opernhaus in der City von Grund auf saniert wird und für Aufführungen geschlossen ist, auf den Fildern ihre Spitzenschuhe schnüren? Im Bezirksbeirat Mitte war dieser Vorschlag erneut zu hören. Dies sei preisgünstiger als ein Interimsbau mit bis zu fünf Stockwerken auf dem dann trockengelegten Eckensee, so wurde argumentiert. An den Umzug von Oper und Ballett nach Möhringen glaubt Stephan Jaekel jedoch nicht. „Bisher gab es keine offizielle Anfrage von Stadt und Land“, erklärte der Unternehmenssprecher der Stage Entertainment mit Sitz in Hamburg am Mittwoch gegenüber unserer Zeitung. Deshalb habe sich die Leitung des Musicalkonzerns bisher nicht mit dieser Frage befassen müssen.

Die besten Plätze für „Rocky“ kosten 165 Euro

Jaekels Bedenken aber sind groß. Die Musicalmacher wollten weiterhin auf einen Doppelstandort mit zwei Shows in Stuttgart setzen. Würde die Oper für einen längeren Zeitraum ins Apollo- oder ins Palladium-Theater einziehen, würden viele Beschäftigte ihre Arbeit verlieren. „Das wollen wir ihnen nicht zumuten“, erklärt Jaekel. Außerdem seien die Kosten in einem Musicaltheater sehr hoch. Da würden die Zuschüsse von Stadt und Land, die es für eine Interimsstätte gibt, wohl kaum reichen.

Mit welchen Etats in Möhringen kalkuliert wird, zeigen die Eintrittspreise für die neue Show „Rocky“, die am 11. November im Palladium-Theater ihre Stuttgart-Premiere feiert. Samstags kostet ein Ticket für den sogenannten Golden Circle – für die besten Plätze direkt am Ring, die an den Vip-Rundkreis eines echten Boxkampfes erinnern – 164,50 Euro. Dies ist für Stuttgart ein neuer Höchstpreis. „In Hamburg gibt es noch höhere Preise für den ,König der Löwen‘“, sagt Jaekel. Die Erfahrungen bei „Rocky“ in Hamburg hätten gezeigt, dass die Nachfrage für die besten Plätze besonders groß ist. „Viele Besucher sagen sich, wenn wir ins Musical gehen, dann richtig“, berichtet der Stage-Sprecher. Die Preisgestaltung richte sich nach Angebot und Nachfrage. Dienstags kostet in Möhringen der Eintritt für den Golden Circle „nur“ 120 Euro.

Zum Finale der Show wird sich das Palladium-Theater auf spektakuläre Weise in die Boxarena Philadelphias verwandeln. Um das Publikum so nah wie möglich an das Geschehen zu bringen, wird der Ring in die ersten sieben Reihen des Theatersaals hineingefahren. Die Besucher mit einem Golden-Circle-Ticket nehmen dann neue Plätze auf einer Tribüne direkt an der Boxarena ein.

Chicago“ hat sich als Flop erwiesen

Begeistert ist Stephan Jaekel vom Vorverkauf für die Stuttgarter Boxer-Show, die im November 2012 in Hamburg Premiere feierte und im dortigen Opernhaus bis zum August dieses Jahres 1130-mal gespielt worden ist. Die hohe Zahl der Kartenverkäufe zeige, dass die Stage diesmal „den Nerv“ für Stuttgart und die Region getroffen habe. Dies sei mit der Tanz-Show „Chicago“ leider nicht gelungen. Jaekel, ein großer Fan des Broadway-Klassikers, bedauert dies sehr. Jetzt hofft er, dass dieses Musical in Berlin besser läuft, wo am 11. Oktober im Theater des Westens Premiere gefeiert wird.

Auslastungszahlen von „Chicago“ in Stuttgart nennt der Stage-Unternehmenssprecher nicht, redet aber auch nichts schön: „Die Show hat seit der Premiere im vergangenen November unsere Erwartungen nicht erfüllt.“ An diesem Donnerstagabend verabschiedet sich das Ensemble von seinen treuen Fans im Palladium-Theater, ehe kurz danach der Aufbau für „Rocky“ beginnt.

Der Zeitplan ist eng. „32 Lastwagen bringen 100 Tonnen Ausstattung“, sagt Martin Siebler, Chef des Aufbauteams. Nächste Woche gehen die Proben des Ensembles auf einer Nebenbühne los, während die Technik-Crew in drei Schichten rund um die Uhr im Saal alles startklar macht für die teure Inszenierung. Um das ganze Gewicht auf die Bühne zu bekommen, wird eine Unterkonstruktion mit über 1000 Meter Stahl zusätzlich verbaut. Siebler: „Seit mehr als zehn Jahren bin ich für Produktionsaufbauten bei der Stage verantwortlich – doch so groß wie für ,Rocky‘ war der Aufwand noch nie.“