Der kleine Roboter Nao kann sich recht menschlich verhalten. Foto: Uni Duisburg-Essen

Sozialwissenschaftler
untersuchen, wie ein ängstlicher Roboter auf Menschen wirkt.

Duisburg - Es gibt wirklich süße kleine Roboter – mit freundlichem Gesicht und dunklen Kulleraugen. Nao gehört sicherlich dazu: 58 Zentimeter groß, etwas pummelig, nette orangerote Applikationen auf dem ansonsten weißen Körper. Man kann die Maschine leicht abstellen, wenn man den großen roten Knopf auf dem menschenähnlichen Bauch drückt. Aber das heißt noch lange nicht, dass dies jedem Menschen leicht fällt – denn Nao kann sich vehement dagegen wehren, indem er plötzlich fleht: „Nein! Bitte knipse mich nicht aus! Ich habe Angst vor der Dunkelheit!“

Was würden Sie in solch einem Fall machen? Den Roboter einfach abschalten – schließlich ist es ja nur eine Maschine? Oder ihn anlassen? Irgendwie weiß man ja nicht so genau, ob er nicht doch etwas empfindet und zudem äußert er seine Befürchtungen ja klar und deutlich. Was die Menschen in solch einem Fall tun, das wollten Sozialwissenschaftler der Universität Duisburg-Essen in einem Experiment genauer erforschen.

Manche Menschen hatten Mitleid

Wie sie in einer Mitteilung der Uni berichten, haben sie dazu 85 Versuchspersonen in Kontakt mit Nao gebracht – und ihnen gesagt, man wolle mit ihrer Hilfe die Zusammenarbeit zwischen Roboter und Mensch verbessern. Doch darum ging es den Forschern gar nicht: In Wahrheit wollten sie wissen, wie die Versuchspersonen auf die flehentliche Bitte des Roboters reagieren, ihn nicht abzuschalten – obwohl sie genau dies tun sollten. Bei 43 Personen wollte Nao dies durch sein Betteln verhindern, bei den restlichen Versuchspersonen wehrte er sich nicht verbal gegen das Abschalten.

Das Ergebnis ist interessant: 13 Personen brachten es nicht übers Herz, den quengelnden Nao auszuknipsen. Die anderen 30 brauchten doppelt so lange, bis sie den Aus-Knopf drückten, wie die Leute, bei denen Nao still blieb. Aber warum? Sechs Personen sagten, sie hätten Mitleid mit Nao gehabt. Andere wiederum meinten, sie seien von der Situation überrascht worden – oder hätten wissen wollen, was passiert. Oder sie hätten einfach Angst gehabt, etwas falsch zu machen. Für die Forscher zeigt das Experiment, dass menschenähnliche Roboter als soziale Wesen gesehen werden: Wenn sie wie Menschen reagieren, werden sie oft auch ähnlich wie Menschen behandelt. Selbst dann, wenn der Verstand sagt, dass es „nur“ eine Maschine ist. „Das liegt an unserem angeborenen sozialen Verhalten“, kommentiert die Studienleiterin Nicole Krämer das Verhalten der Versuchspersonen.

Schlechtes Gefühl nach dem Ausschalten

Und noch ein psychologisches bemerkenswertes Detail lässt aufhorchen: Wenn man einen solchen sozial agierenden menschenähnlichen Roboter wie Nao ausknipst – vor allem, wenn er sich auch noch dagegen wehrt –, dann fühlt man sich danach schlechter. Nicole Krämer kommentiert das so: „Es hat also Folgen, wenn man Maschinen mit menschlichen Verhaltensweisen ausstattet.“ Und sie stellt die Frage, ob das ethisch wünschenswert ist. Einen Trost allerdings hat die Sozialpsychologin: „Auf absehbare Zeit müssen wir uns jedoch keine Sorgen machen, dass Roboter uns dominieren. Die Technik ist noch lange nicht soweit.“