So sehen Sieger aus: Das thailändische Team freut sich zusammen mit Florian Litzen, Lars Bosch, Lars Banholzer und Lehrerin Kerstin Janser (von links nach rechts hinter der Deutschland-Flagge). Foto: privat

Lars Banholzer, Lars Bosch und Florian Litzen von der Roboter-AG des Gymnasiums Renningen holen in Thailand den Pokal.

Wenn Stolz eine Farbe hätte, wäre das im Moment Blau. Azurblau, so wie die Sieger-T-Shirts von Lars Banholzer, Lars Bosch und Florian Litzen. Die drei 17- und 18-jährigen Schüler der Klassenstufe I des Renninger Gymnasiums sind, zusammen mit dem thailändischen Team, Weltmeister im Robo-Cup Junior 2022 in der Kategorie Rescue Line geworden. In dieser Disziplin müssen die Teilnehmer ihre Roboter so konstruieren und programmieren, dass sie „Opfer“ – im Fall des Wettbewerbs silberne Kugeln – aus unzugänglichen Gebieten retten können.

Mitte Juli starten die Renninger nach Bangkok. Im Reisegepäck, gut gesichert, der Star des Wettbewerbs: der eigenhändig gebaute Roboter. An dem hat „schnellSchnell“, so der Name des Renninger Teams, bis Mitte April gebaut, getüftelt und programmiert. In den Osterferien hat das Raupenfahrzeug mit dem hölzernen Chassis und der großen Schaufel vornedran seinen ersten Wettkampfeinsatz bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel gehabt. Das Team hat hier prompt den Meistertitel errungen und sich damit für die Weltmeisterschaft in Thailand qualifiziert.

Schwerer Parcours in Bangkok

Im heißen Bangkok hat der kleine Kerl dann in einem vorgegebenen Zeitrahmen einen Parcours bewältigen müssen, der es in sich hat: Rampen, Wippen, Brücken und Bodenschwellen müssen auf einer vorgegebenen Strecke überwunden werden, bevor der Durchgang zum angrenzenden Feld, auf dem drei Kugeln verteilt sind, genommen werden darf. Diese Kugeln müssen aufgenommen und in einen Behälter abgelegt werden. Dafür gibt es Punkte, doch das System ist kompliziert.

Die Strecke wird von Tag zu Tag schwerer. Doch die Renninger haben ihre Sache gut gemacht, in der Individualwertung haben sie den zweiten Platz geholt. Am dritten und letzten Wettkampftag arbeiten zwei zufällig ausgeloste Teams als Superteam miteinander. Dabei muss einer der beiden Roboter die Kugeln aufnehmen und diese an den anderen Roboter übergeben, der sie dann auf den richtigen Farbfeldern ablegt.

Die Aufgabe setzt ein hohes Maß an Teamfähigkeit und Flexibilität voraus. „Und unsere Partner sprachen kein Englisch“, erinnert sich Florian Litzen an den Schrecken bei der Auslosung am Ende des zweiten Tages. Alle drei müssen grinsen, wenn sie daran denken, doch eine Übersetzerin war glücklicherweise schnell gefunden, und die beiden Teams verbrachten den ganzen Abend in bester Laune damit, sich auf ihre Aufgabe vorzubereiten.

Der zweiter Anlauf klappt

Und dann kam der erste Lauf. „Unser Roboter ist sehr gut darin, die Kugeln aufzuheben“, erklärt Lars Bosch, „also haben wir den ersten Teil übernommen und dem thailändischen Roboter die Kugeln übergeben.“ So weit die Strategie. Doch der erste Lauf ging komplett daneben, die Übergabe wollte einfach nicht klappen. „Den Fehler haben wir dann aber schnell beheben können“, so Lars Banholzer, und gezählt wird sowieso nur der bessere von zwei Läufen. Der zweite Anlauf hat dem Superteam schließlich die Punktzahl für den WM-Titel beschert.

Die drei Schüler nehmen seit sieben Jahren an den RoboCup-Junior-Wettkämpfen in der Kategorie Rescue Line teil. Jedes Jahr bauen sie einen neuen Roboter, überwiegend aus Holz, der immer weiter verfeinert wird.

Am Freitagnachmittag wird getüftelt

Lehrerin Kerstin Janser ist unglaublich stolz auf ihr Team. Sie unterrichtet Mathematik und Physik und hat die Roboter-AG von einem Kollegen übernommen. „Diese drei sind bei der Robotik auf einem Level, da kann ich nur noch bedingt mithalten“, gibt sie freimütig und mit einem herzlichen Lachen zu, „und das durch ganz viel Eigeninitiative. Sie haben sich ihr Know-how und ihre Fertigkeiten im Lauf der letzten Jahre selbst erarbeitet, vieles angelesen und ausprobiert und die Roboter immer weiter verbessert.“

Jeden Freitagnachmittag halten sie sich dafür frei und meistern immer neue Hürden. Lars Banholzer lacht. „Wenn etwas nicht klappt, ist das eher ein Ansporn für uns“, doch es klappt ja: Sie haben sich von Beginn an jedes Jahr für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Den ersten Weltmeistertitel hat „schnellSchnell“ schon 2016 in Leipzig im Superteam gemeinsam mit dem chinesischen Team geholt.

Ihr Hobby und die Wettkampfteilnahmen finanzieren die drei Tüftler größtenteils selbst. Für die kostspielige Reise nach Thailand hat das Team Sponsoren gesucht. Bei Bosch, Daimler und Trumpf haben sie vergeblich an die Tür geklopft, doch die Renninger Bürgerstiftung und die Stuttgarter Vector-Stiftung haben den engagierten Schülern gern unter die Arme gegriffen.

Robotik

Roboter
 Der Roboter der Renninger Weltmeister wird durch Licht-, Farb- und Abstandssensoren sowie ein Gyroskop und eine Kamera gesteuert. Die Basis ist Arduino, eine quelloffene Plattform zum Entwickeln eigener Geräte, die aus Hard- und Software besteht.

Robo-Cup
 Der Robo-Cup ist ein internationales Projekt mit dem Ziel, den Fortschritt in Hard- und Software von autonomen Robotern messbar zu machen und Jugendliche schon früh für das Thema Robotik und Künstliche Intelligenz zu begeistern. Die nächste WM findet vom 04.-09.06.2023 in Bordeaux statt. Mehr dazu: www.robocup.org