In den Neubau des Robert-Bosch-Krankenhauses sind hochmoderne Krebs- und Psychosomatik-Abteilungen eingezogen Foto: factum/Granville

Kurze Wege und ständiger Austausch zwischen den Ärzten sind in der Medizin wichtig. Das Robert-Bosch-Krankenhaus am Burgholzhof hat mit einem Neubau die Voraussetzungen geschaffen.

Stuttgart - Großzügige Räume, Glasfronten, niedrige Fensterbrüstungen, umlaufende Balkone und eine atemberaubende Aussicht über Stuttgart mit den angrenzenden Weinbergen. Das ist das neue Gebäude „Atrium“ des Robert-Bosch-Krankenhauses (RBK), in das im vergangenen September unter anderem die Abteilung für Psychosomatische Medizin eingezogen ist. Oberärztin Anja Kidess führt stolz durch die neuen Räumlichkeiten. „Wir haben uns hier schnell eingelebt und hatten mehr Platz bitternötig“, sagt sie.

Der u-förmige Bau südwestlich des Hauptgebäudes ist 25 Meter hoch und vereint auf drei Ebenen die Abteilung Psychosomatik mit einem hochmodernen Krebszentrum und dem Irmgard-Bosch-Bildungszentrum des RBK. „Kurze Wege sind für eine reibungslose Zusammenarbeit von großer Bedeutung“, sagt Anja Kidess. Im Krebszentrum, dem „Comprehensive Cancer Center“, sind alle medizinischen Disziplinen räumlich in einem Behandlungszentrum zusammengefasst. Kooperationspartner ist das Tumorzentrum der Universität Tübingen. „Ein derartiges Zentrum außerhalb der Universität ist in der Region einmalig“, sagt Anja Kidess. Der Patient finde an einem Ort alle wichtigen Fachbereiche und Beratungsangebote für seine Krankheit. Die Ärzte aller Bereiche tauschen sich hier untereinander aus und ergänzen sich.

So auch die Mitarbeiter der Psychosomatischen Abteilung. „Wir bieten Patienten, die wegen ihrer körperlichen Erkrankung psychisch stark belastet sind, unsere therapeutische Hilfe an“, sagt Anja Kidess. Auch Patienten mit Depressionen, Zwängen, Borderline oder Essstörungen können hier die Tagesklinik besuchen. Für 21 Patienten gibt es die Möglichkeit einer psychotherapeutischen Behandlung von einer Dauer von acht bis zwölf Wochen. Dabei stehen Gruppen- und Einzelgespräche im Mittelpunkt, Entspannungsübungen und Kunsttherapie.

„Die Integration von Kunstobjekten ins Krankenhaus ist bei uns etwas ganz Besonderes“, sagt Isabel Gründer, Kunstbeauftragte am RBK. Die Kunstobjekte täten den Patienten gut, sie schafften eine sinnliche Belebung. So gab es im gesamten RBK seit 1998 bereits 41 Kunstprojekte. Die neuste Installation hat der Berliner Künstler Axel Anklam im Foyer des Atriums installiert: Eine schwebende Skulptur aus 17 organisch geformten Edelstahlbahnen. Sie beziehen sich auf die Agonauthenfahrt aus der Mythologie, ein Sinnbild für die Wissenssuche, von der die Menschheit seit der Antike angetrieben wird.

Auch der Begriff „Atrium“ hat Symbolcharakter. Er bezieht sich auf einen Innenraum in der antiken römischen Architektur, der dem Austausch und der Versammlung diente. „Die Vernetzung der Wissenschaften hat hier einen fruchtbaren Boden gefunden“, sagt Kidess. Gemeinsame Forschung in den Laborräumen des Gebäudes und gemeinsame Patientenbesprechungen seien nun möglich. Der 50 Millionen Euro teure Neubau ist von der Robert-Bosch-Stiftung finanziert worden. Er ist Teil des Bauprojekts „Step 2020“, das auch neue Personalwohnungen umfasst. „Das Krankenhaus hat jetzt neues Expansionspotenzial“ sagt Kidess. Und die Wissenssuche kann weitergehen.