Eine seltene und komplizierte Operationstechnik hat jetzt am Ludwigsburger Klinikum einem schwerverletzten ukrainischen Soldaten ein Stück Lebensqualität gesichert.
Ein schwerverletzter ukrainischer Soldat hat in der Unfallchirurgie des RKH Klinikums Hilfe durch eine äußerst seltene Operationsmethode bekommen. Rund 40-mal war er laut Pressemitteilung der RKH-Kliniken bereits in Kiew operiert worden, weil ein Artilleriegeschoss seinen Oberschenkel zerfetzt hatte.
Allerdings kam es dabei zu einer Infektion mit multiresistenten Keimen, sodass ein künstlicher Oberschenkelknochen eingesetzt werden musste. Der Infekt jedoch schritt weiter fort, sodass es nur noch die Alternative gegeben hätte, das Bein ganz abzunehmen. Über ein internationales Verteilsystem wurde der Soldat dann an das RKH Klinikum Ludwigsburg weitergeleitet.
Ortema stellt Prothese
In der dortigen Unfallchirurgie wurde der Oberschenkel bis auf einen kurzen Stumpf entfernt, doch dabei blieb es nicht. Laut Pressemitteilung wurde der gesunde Unterschenkel mit Fuß um 180 Grad gedreht und statt des Oberschenkels eingesetzt.
Der Vorteil dieser Methode: Das Sprunggelenk kann die Funktion des Knies übernehmen. Beugt der Fuß nach unten, streckt sich das „neue Knie“, zieht er nach oben, beugt es sich. Zudem ist nur noch eine kurze Prothese nötig, die von der Markgröninger Ortema angepasst wurde.
Drei bis fünf Mal im Jahr
Betroffene behalten durch die Operationstechnik, die bereits in den 1920er Jahren entwickelt und später verfeinert wurde, ein hohes Maß an Mobilität und damit Lebensqualität. Laut der RKH zeigen Langzeitstudien hervorragende Ergebnisse und eine sehr gute Anpassung im Alltag.
Die Operationstechnik ist extrem selten und wird laut der Mitteilung des RKH Klinikums in Deutschland nur drei- bis fünfmal jährlich durchgeführt. „Wir sind stolz, diese Technik in unserem Klinikum anbieten zu können“, so Professor Dr. Markus Arand, Ärztlicher Direktor der Klinik für Unfall‑, Wiederherstellungschirurgie und Orthopädie im RKH Klinikum Ludwigsburg. Der anspruchsvolle, rund elf Stunden dauernde Eingriff erforderte die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen – Unfallchirurgie, Gefäßchirurgie, Anästhesie, Orthopädietechnik und Pflege – um das Bein funktionell und belastbar zu rekonstruieren.