Der Ex-Beatle Ringo Starr wird am 7. Juli 80 Jahre alt. Dieses Bild zeigt ihn im Jahr 2013. Foto: dpa/Sebastien Nogier

Bei den Beatles stand der Drummer Ringo Starr im Schatten genialer Kollegen. Womöglich hielt seine geerdete Persönlichkeit die ganze Band zusammen – zumindest aber deren Musik. Am 7. Juli wird Starr 80 Jahre alt.

Stuttgart - Große Beatles-Songs sind kaum vorstellbar ohne das Schlagzeugspiel von Ringo Starr. Mit einer hinter dem Beat liegenden Rhythmusfigur gab er „Ticket to ride“ besonderen Pfiff. Dem vertrackten Psychedelic-Opus „Strawberry Fields forever“ bescherte er ein rollendes Rückgrat. In „Come together“ ließ er Becken und Toms rauschen. Und „A Day in the Life“ schmückte er mit seinen prägnanten Fills.

„Er war ein großer Innovator. Nicht technisch, aber was sein Gefühl angeht“, hat der ehemalige Cream-Bassist und -Sänger Jack Bruce im Jahr 2004 über Ringo Starr gesagt, mit dem er kurz darauf in einer All-Star-Band auf der Freilichtbühne Killesberg stand. Ein großes Kompliment war das aus dem Mund des Avantgarde-Rockers Bruce, der bei Cream immerhin mit dem nicht minder innovativen Ginger Baker spielte.

Aus Ringos Wortschöpfungen wurden Songs

Kaum ein anderer hat das Rock-Drumming so geprägt wie der oft unterschätzte Ringo Starr, der innerhalb seiner Band nicht nur Wertschätzung erfuhr. Gefragt, ob Ringo Starr der beste Drummer der Welt sei, antwortete John Lennon einmal mit Blick auf den Multiinstrumentalisten Paul McCartney: „Er ist nicht einmal der beste Drummer bei den Beatles.“ Die Kollegen leisteten sich gerne Scherze auf Kosten des manchmal ungelenk Wirkenden. Nach einem anstrengenden Studiotag sagte Ringo, es sei „a hard Day“ – als ihm auffiel, dass es bereits Abend war, und er ein „Night“ anfügte. Die Alphatiere John Lennon und Paul McCartney machten daraus „A hard Day’s Night“, dessen Titel auch den ersten Beatles-Films ziert. Auch aus Ringos Wortschöpfung „Tomorrow never knows“ wurde ein Song.

Immerhin ließen sie den Drummer eine Nummer pro Album singen, nur wenige davon – wie „Octopus’ Garden“ – schrieb er selbst. Die meisten komponierten John Lennon und Paul McCartney gezielt für seinen eingeschränkten Stimmumfang, „Yellow Submarine“ etwa oder „With a little Help from my Friends“. Zugleich hatte Ringo Starr die Rolle eines Blitzableiters: Mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehend, konnte er die enorme Spannung zwischen den beiden kreativen Köpfen ausgleichen, während der zurückhaltende George Harrison sich mühte, bei Lennon/McCartney mit seinen eigenen Kompositionen durchzudringen.

Das Trommeln brachte er sich selbst bei

1940 geboren in Liverpool als Richard Starkey, stieß Ringo 1962 als Nachfolger von Pete Best zur Band, kurz vor Ausbruch der „Beatlemania“. Seine Schulbildung beschränkte sich auf etwa fünf Jahre wegen eines Blinddarmdurchbruchs und einer Tuberkulose-Erkrankung. Das Trommeln brachte er sich selbst bei und entwickelte als Linkshänder an einem rechtshändigen Set einen eigenwilligen Stil. Dass er exponiert über niedrig gestellten Trommeln saß, veränderte die Art, wie Schlagzeuger wahrgenommen wurden: Die Taktgeber im Hintergrund rückten auf einmal ins Blickfeld.

Mit dem Ende der Beatles 1970 kam Ringo Starr nicht gut zurecht, er versank im Alkohol, von dem er sich erst Ende der achtziger Jahre befreite. Immer wieder ging er mit Freunden auf Tournee, neben Jack Bruce auch mit Peter Frampton, Greg Lake (King Crimson), Joe Walsh (Eagles) und John Entwistle (The Who). Wer einen dieser Auftritte gesehen hat, wurde Zeuge, dass es dem gut gelaunt in der Mitte thronenden Schlagzeuger nur um eines ging: die Freude an der Musik zu leben.

Er nimmt weiterhin Alben auf

Das tut er auch im hohen Alter noch – an diesem Dienstag wird er achtzig Jahre alt. Sein aktuelles Album „What’s my Name“ erschien im Oktober 2019. Er nimmt im eigenen Tonstudio in Los Angeles auf und lädt sich prominente Freunde ein, zuletzt Joe Walsh, Edgar Winter und Steve Lukather (Toto).

Auf der Bühne ist Ringo Starr weniger präsent als früher, aber er hat seine Gene weitergegeben: Sein Sohn Zak Starkey (54) ist unter anderem mit den Britpoppern Oasis um die Welt getourt und spielt seit 1996 bei The Who, wo er den wilden Stil des früh verstorbenen Keith Moon in immer neue Sphären treibt.