Frank Stäbler (oben) fühlte sich eigentlich fit – doch die Testergebnisse sagten etwas anderes. Foto: dpa/Alessandra Tarantino Foto:  

Der Ringer war mit dem Coronavirus infiziert und hat die Krankheit in Quarantäne überstanden. Im Trainingslager hat sich jedoch herausgestellt, dass ihm 20 Prozent seiner üblichen Leistungsfähigkeit fehlen. Nun sagt der Musberger seine WM-Teilnahme ab.

Stuttgart - Corona! Ein Reizwort, aber vor allem eine üble Viruserkrankung, die jeden erwischen kann: auch Frank Stäbler war betroffen. Mitte Oktober wurde der dreimalige Weltmeister im Ringen positiv auf Covid 19 getestet. Er wollte es nicht an die große Glocke hängen, sich nicht einreihen in die Riege zahlreicher Sportler, die täglich zu den Infizierten hinzukommen. Aber er kann es jetzt nicht mehr verhindern.

Frank Stäbler befand sich 14 Tage in Quarantäne, hat die Erkrankung auskuriert – doch das Virus hat ihn geschwächt. „Ich hätte nie gedacht, das es auch mit meinem Körper etwas anrichten kann“, sagt der Ringer aus Musberg, der vergangenen Woche „total überrascht“ war. Im Trainingslager zeigte sich, dass das Virus Spuren beim ihm hinterlassen hat.

Der Leistungstest beim Training in Heidelberg brachte es ans Licht: Stäbler geht zu schnell die Puste aus, die Lungen sind noch nicht wieder auf dem alten Niveau, etwa 20 Prozent seines Leistungsvermögens hat er eingebüßt. Deshalb fällt für ihn die Weltmeisterschaft Mitte Dezember in Serbien flach. „Dass ich aktuell über 20 Prozent weniger Leistungsvermögen verfüge – das war ein Schock für mich“, sagt Frank Stäbler und fügt schweren Herzens hinzu: „Unter diesen Umständen macht ein WM-Start für mich keinen Sinn.“ Es ist nicht das erste Mal, dass ihn das Pech verfolgt.

Schwarz auf weiß

In Heidelberg dachte Stäbler zunächst, alles sei in Ordnung. Doch bei dem Test auf dem Laufband war der Gurt mit den Messelektroden um den Brustkorb aus Sicht des Sportlers zu eng angelegt. Das stimmte nicht, da waren offenbar noch fünf Zentimeter Spiel. Und trotzdem fühlte sich Stäbler eingeengt und unwohl. Da spürte er, dass mit seinen Lungen etwas nicht stimmen konnte. Wenig später hatte er das Ergebnis über seine eingeschränkte Leistungsfähigkeit schwarz auf weiß. Zuvor im Training war ihm das noch gar nicht so aufgefallen.

Die Corona-Krise hat Frank Stäbler nie wirklich in Panik versetzt. Unterschätzt hat er die Gefahr zu keinem Zeitpunkt, doch als positiv denkender Mensch ließ er allzu große Ängste erst gar nicht an sich heran. Nun ist das anders. „Im Hinblick auf das, was das Virus mit meinem Körper gemacht hat, bitte ich alle, sich an die Vorgaben zur Eindämmung der Pandemie zu halten“, sagt Frank Stäbler. Abstand halten, Mund-Nasen-Schutz aufsetzen, keine Zusammenkünfte mit zu vielen Menschen – das ist es, was er meint.

Neben hartnäckigen Schulterproblemen, die Frank Stäbler seit Monaten plagen, werfen ihn nun also auch noch die Folgen seiner Corona-Infektion zurück. „Es ist sicher besser für ihn, jetzt auszusetzen und sich stattdessen voll und ganz auf die kommende EM in Polen und dann den hoffentlich krönenden Abschluss in Tokio vorzubereiten“, sagte Bundestrainer Michael Carl. Mit Tokio meinte der Coach die Olympischen Spiele im Sommer 2021, die Stäbler als sein letztes großes Ziel bezeichnet. Dort möchte er seine ohnehin schon großartige Karriere mit einer Olympia-Medaille krönen – am besten mit Gold. Schon bei den vergangenen Spielen in Rio de Janeiro war er als Favorit angetreten, doch Verletzungsprobleme ließen nicht mehr zu als den siebten Platz.

Eine neue Herausforderung

Was die WM angeht: Wegen der Corona-Pandemie ist noch nicht sicher, ob sie in der geplanten Form stattfindet. Da nicht alle Top-Nationen teilnehmen, könnte der Status des Turniers vom Weltverband UWW noch diese Woche geändert und es alternativ als Weltcup oder Grand Prix ausgetragen werden.

Frank Stäbler wird es egal sein. Er ist ohnehin nicht dabei. Der 31-Jährige hat zurzeit andere Sorgen und macht fleißig Atemübungen, die zu seinem Rehabilitationsprogramm gehören. Ob er Angst hat, dass auch seine Olympiateilnahme gefährdet ist? Angst habe er nicht, sagt Frank Stäbler – und gibt sich kämpferisch wie immer: „Ich sehe es jetzt noch mehr als Herausforderung an, dass der Traum vom Olympia-Gold auch wahr wird.“