Das Restaurant Waldschlössle und das Waldheim dahinter stehen leer und benötigen viel Geld zur Sanierung. Foto: Patricia Sigerist

Der Bauantrag des Gastronomen Armin Karrer für das Waldheimgelände auf dem Kappelberg sieht einen Ganzjahresbetrieb, Anbauten, weitere Terrassen und ein höheres Gebäude vor. Bauen im Landschaftsschutzgebiet ist aber erschwert.

Fellbach - Wer sich die beantragte künftige Größe des seitherigen Waldheims auf dem Kappelberg vergegenwärtigt, erschrickt erst einmal. Unsere Zeitung hatte die Gelegenheit, in Unterlagen zum Baugesuch des Hirschen-Wirts Armin Karrer und seiner Frau zu blicken und stieß auf Planzeichnungen eines groß angelegten Vorhabens im Landschaftsschutzgebiet des Kappelbergs.

Allein zwei Zahlen illustrieren dies: Die Bruttogeschossfläche des Restaurants Waldschlössle und des Waldheimgebäudes zusammen steigt von 1614 auf 2370 Quadratmeter. Dies betrifft vor allem den Zwischenbau zum Waldheim und den um ein Stockwerk erhöhten Saalbau, in denen sich künftig der Gastronomiebetrieb abspielen soll. Die künftige Firsthöhe des Waldheimgebäudes wird nach diesen Unterlagen bei 15 Metern liegen und damit um fast vier Meter die Spitze des bisherigen Restaurantgebäudes überragen. Ein Anbau auf der Südostseite als neuer Eingangs- und Foyerbereich mit Aufzug wird über mehrere Stockwerke auf der Waldseite entstehen.

Der Anblick des Kappelbergs verändert sich

So ist damit zu rechnen, dass sich der Anblick des weithin sichtbaren Kappelbergs trotz einer ansprechenden Architektur mit geschickter Dachgestaltung, großen luftigen Glasfassaden und Fensterflächen für den Spaziergänger in Tal aus der Ferne ebenso wie für den Wanderer in der Nähe deutlich verändern wird. Durch den Anbau zusätzlicher Terrassen wird weitere Fläche versiegelt. Die Terrassenfläche für die Außenbewirtschaftung wird sich von 130 auf 584 Quadratmeter erhöhen. Sowohl das Bauordnungs- und Bauverwaltungsamt der Stadt Fellbach, als auch das hinzugezogene Landratsamt wollten ebenso wie der Bauantragsteller Armin Karrer zu den aus den Unterlagen entnommenen Zahlen auf Anfrage keine Stellung nehmen, sie zweifelten aber ihre Richtigkeit nicht an.

Alle diese Veränderungen sind beantragt, obwohl sich das Gelände in einem Landschaftsschutzgebiet befindet, wo Anbauten, Erweiterungen und Nutzungsänderungen in einem solchen Maß selten genehmigt werden. In solchen Flächen wogt der Streit meist schon um einen Zaun oder um wenige Kubikmeter eines Gartenhauses. Möglich seien auf dem Kappelberg allenfalls minimale Anbauten, das Objekt müsse sich weiterhin in die Landschaft einfügen, hatte Baubürgermeisterin Beatrice Soltys 2012 vor dem Gemeinderat gesagt.

Dem Vorhaben wird öffentliches Interesse zugebilligt

Martina Nicklaus, die Sprecherin des Landratsamts, sagt dazu einerseits: „Klarstellend können wir versichern, dass dieses Vorhaben nach den gleichen Kriterien beurteilt wird, wie andere Vorhaben in diesem Gebiet auch.“ Armin Karrers großvolumiges Anliegen ist deswegen aber keineswegs chancenlos. Denn die Sprecherin ergänzt: „Wobei zu beachten wäre, dass bei der Beurteilung auch ein öffentliche Interesse an diesem Vorhaben zu berücksichtigen wäre, welches bei anderen Vorhaben nicht immer gegeben ist.“

Diese öffentliche Interesse ist der Waldheimbetrieb, den Armin Karrer sicherstellen will, ohne dass der bisherige Besitzer, die verkaufsbereite evangelische Kirchengemeinde, den Sanierungsaufwand der Gebäude tragen muss. Frank Knopp vom Pressereferat der Stadtverwaltung bekräftigt auf eine Anfrage unserer Zeitung: „Der Gemeinderat hat immer deutlich gemacht, dass die Sicherung des Ferienwaldheims im Waldschlössle ein wichtiges öffentliches Anliegen ist .“

Armin Karrer weist darauf hin: „Weite Kreise in Fellbach, dazu gehören unter anderem die evangelische Gesamtkirchengemeinde, die Stadt und natürlich viele Eltern und Kinder sowie die zahlreichen Waldheimhelfer, haben ein lebhaftes und dringendes Interesse daran, dass der Waldheimbetrieb im sogenannten Waldschlössle dauerhaft sichergestellt wird. Dies erfordert aber über den mehrwöchigem Waldheimbetrieb hinaus Maßnahmen, die den wirtschaftlichen Betrieb des Gesamtareals ermöglichen.“

Künftig Ganzjahresbetrieb mit kleinem Hotel

Auch dieser gewünschte wirtschaftliche Ganzjahresbetrieb mit der ausgeweiteten Außenbewirtschaftung hat es in sich. Im Jahr 2012 hatte Oberbürgermeister Christoph Palm noch darauf hingewiesen, dass die Spielräume auf dem Kappelberg eng seien: Interessenten, die dort beispielsweise ein Hotel oder eine Jugendherberge bauen wollten, seien von vornherein abgelehnt worden. Jetzt enthält der Bauantrag doch die Einrichtung von 17 Doppelzimmern für einen, wenn auch kleinen, Hotelbetrieb. Auch eine Kochschule soll in den Nutzungskatalog aufgenommen werden.