Um die Entwicklung des Schulstandorts Steinenberg wird weiter gerungen. Foto: M. Kuhn

In die Debatte um den Schulstandort am Steinenberg in Stuttgart-Hedelfingen kommt Bewegung. Jetzt schlägt Schulbürgermeisterin Isabel Fezer dort eine Außenstelle des Wirtemberg-Gymnasiums vor. Doch die Begeisterung darüber hält sich in Grenzen.

Stuttgart - Die Debatten um die Entwicklung des Schulstandorts Steinenbergschule in Hedelfingen nehmen kein Ende. Auch der neueste Vorschlag von Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) ist umstritten. Während sieben Ratsfraktionen im Mai in einem überfraktionellen Antrag die Gründung eines eigenständigen Gymnasiums gefordert haben, schlägt Fezer jetzt vor, am Hedelfinger Standort eine Außenstelle des Untertürkheimer Wirtemberg-Gymnasiums einzurichten.

Das Gymnasium habe räumliche Probleme und sei „bereit, über eine Außenstelle auf dem Steinenberg zu sprechen“, berichtete die Schulbürgermeisterin im Schulbeirat. „Wir haben nicht vor, ein neues, zweizügiges Gymnasium zu gründen“, das sei „aus fachlichen Gründen nicht sinnvoll“, stellte sie klar.

Am Wirtemberg-Gymnasium hält sich die Begeisterung für ihren Vorschlag bisher in Grenzen. In einem Brief an die Mitglieder des Schulbeirats hatten dessen Schulleiter Martin Bizer und Vertreter von Eltern und Schulverein die Gründe erläutert: Zum einen gebe es an der derzeit als Ganztagsgrundschule arbeitenden Steinenbergschule „keinen einzigen nicht genutzten Unterrichtsraum“. Zum anderen sei am Lindenschulzentrum in Untertürkheim, wo das Wirtemberg-Gymnasium und die Lindenrealschule untergebracht sind, das Platzangebot zwar begrenzt. Jedoch komme man mit den sechs Container-Klassenzimmern gerade hin, die sich Gymnasium und Realschule dort teilen.

Zudem, so heißt es weiter in dem Brief, „belegen aus unserer Sicht die vom Schulverwaltungsamt dargelegten Zahlen keinesfalls die Notwendigkeit der Einrichtung eines neuen Gymnasiums“. Und schon gar nicht, wie man aus dem Brief herauslesen kann, möchte das Wirtemberg-Gymnasium dadurch Schüler abgeben und kleiner werden.

Schulverwaltungsamt prognostiziert wachsenden Bedarf an Gymnasialplätzen am Neckar

Das Schulverwaltungsamt geht seit mehreren Jahren davon aus, dass im Bereich Oberer Neckar rund 60 Gymnasialplätze pro Jahrgang fehlen. Zwar schlägt die Verwaltung vor, wegen der hohen gymnasialen Nachfrage in Sillenbuch das Geschwister-Scholl-Gymnasium im Zuge der baulichen Weiterentwicklung auf fünf Züge auszubauen. Doch durch die Aufsiedelung im Neckarpark werde sich der Bedarf an Gymnasialplätzen am oberen Neckar dennoch verschärfen.

In dem Brief des Wirtemberg-Gymnasiums verweist Bizer darauf, dass laut Verwaltung nicht nur sein Gymnasium, sondern auch die benachbarte Lindenrealschule einen hohen Raumbedarf hätten. Insofern könne das Thema Außenstelle „nicht nur das Wirtemberg-Gymnasium betreffen – auch die Lindenrealschule sollte sich mit diesem Thema auseinandersetzen“. Falls der Bedarf an Gymnasialplätzen tatsächlich so groß sei wie prognostiziert, „dann ist ein Ausbau des Wirtemberg-Gymnasiums am Standort Untertürkheim zu einem fünfzügigen Gymnasium eine realistische, pädagogisch sinnvolle und finanziell äußerst attraktive Alternative“, schreibt Bizer und verweist auf die Vielfalt des Angebots und der Profile, die nur ein großes Gymnasium bieten könne. Nun hoffe man, so der Schulleiter weiter, auf „offene und konstruktive Gespräche“ mit allen Beteiligten.

Im Schulbeirat hält sich die Begeisterung in Grenzen

Im Schulbeirat äußerten sich die Fraktionen positiv darüber, dass nach langem Hin und Her endlich wieder Bewegung in die Schulentwicklung am Steinenberg komme. Auch der Vorschlag einer gymnasialen Außenstelle scheint für die Stadträte akzeptabel zu sein. Verhaltener äußerte sich Holger zur Hausen, der geschäftsführende Leiter der Stuttgarter Gymnasien: Eine so weit entfernte Außenstelle bedürfe sehr guter Planung, gab er zu bedenken. „Eine Ideallösung ist eine Außenstelle nicht – höchstens das kleinere Übel.“

Zeitlich könnte sie ohnehin erst erfolgen, wenn die sanierungsbedingte Auslagerung der Grund- und Werkrealschule Wangen auf den Steinenberg vorbei sei. Eine Komplettverlagerung der Lindenrealschule an den Steinenberg, wie von den Freien Wählern beantragt, sei vierzügig nach Einschätzung der Stadtverwaltung nicht vorstellbar.