Der Pole Patryk Olenczyn (links) und der Ungar Csaba Vida (rechts) sind die Punktegaranten ihrer Mannschaften. Foto: Günter Bergmann

Wenn die SG Weilimdorf an diesem Freitagabend im Spitzenduell auf den KSV Musberg trifft, stehen die Stars der Teams, Csaba Vida und Patryk Olenczyn, besonders im Fokus.

Als sich Csaba Vida und Patryk Olenczyn vor sechs Jahren letztmals auf der Matte gegenübergestanden sind, lieferten sich die beiden Top-Ringer ein hochklassiges Spektakel. Nach früher 10:0-Führung für Vida kämpfte sich Olenczyn, damals noch in Diensten des RSV Benningen, zurück und unterlag am Ende nur knapp mit 18:19. „Er ist körperlich sehr stark. Ich glaube, er ist als Kind in einen Kessel mit Zaubertrank gefallen, so wie Obelix“, sagt der unterlegene Pole über seinen ungarischen Kontrahenten und lacht. Nun, an diesem Freitagabend, kommt es zum Wiedersehen. SG Weilimdorf gegen KSV Musberg – in der Regionalliga steigt zum Rückrundenauftakt das Derby und Spitzenduell (Lindenbachhalle, 20.30 Uhr). Und Vida und Olenczyn, so viel ist jetzt schon sicher, kommen Schlüsselrollen zu. Beide sind die herausragenden Punktegaranten ihrer Mannschaften.

 

Ein direktes Aufeinandertreffen ist diesmal allerdings unwahrscheinlich. Während Weilimdorfs Vida mittlerweile überwiegend in der 98-Kilogramm-Klasse antritt, ringt Musbergs Olenczyn in der 80er-Kategorie. Auch aus taktischen Gründen würde es für beide Seiten wenig Sinn machen, ansonsten praktisch sichere Zähler in einem Direktvergleich aufs Spiel zu setzen. Vorzuweisen haben beide 28-Jährigen beeindruckende Ergebnisse: Beide gewannen einst bei Junioren-Europameisterschaften Medaillen (Vida zweimal Bronze, Olenczyn einmal Silber), und beide schafften es schon ins Männer-Nationalteam ihrer Länder. Während Olenczyn seit seinem Wechsel zu Musberg 2024 in 13 Kämpfen erst eine Niederlage hinnehmen musste, ist Vida im Dress der Weilimdorfer noch gänzlich ungeschlagen. Seine überragende Bilanz: 74 Kämpfe, 74 Siege, 281:0 (!) Mannschaftspunkte.

„Er ist unser absoluter Top-Star“, sagt Markus Laible, der Sportliche Leiter der Nord-Stuttgarter. „Was ihn besonders auszeichnet: er gibt sich nicht mit einem 1:0-Sieg zufrieden, sondern will immer das 4:0.“ Seit nunmehr sechs Jahren tritt Vida für den Verein an – und wird immer besser. „Er ist aktuell in der stärksten Verfassung, seit er bei uns ist“, berichtet Laible.

Genauso wie Olenczyn lebt der Ungar in seiner Heimat, in seinem Fall Budapest. Für die Kämpfe pendeln beide jeweils über das Wochenende nach Deutschland. „Es kann ganz schön anstrengend sein“, gibt Vida zu, der die Strecke per Flieger zurücklegt. In seiner Heimat arbeitet er von Montag bis Donnerstag als Postfahrer, zwölf Stunden pro Tag. Die Mattenauftritte in der Ferne bedeuten einen willkommenen Zuverdienst. „Ich genieße die Kultur und die Atmosphäre hier. Die Umgebung gibt mir Energie“, sagt Vida. Seinen Gegenüber Olenczyn kennt er bereits seit der Zeit in den Trainingscamps der ungarischen und polnischen Nationalmannschaften. „Wir haben einen sehr ähnlichen Weg im Wrestling genommen“, konstatiert Olenczyn. „Wir beide haben unser Leben dem Sport gewidmet, deswegen respektieren wir uns gegenseitig sehr.“

Ringen: Mehr als nur ein Sport für Olenczyn und Vida

Im Alter von sieben Jahren entdeckte der zweifache polnische Meister (2019 und 2021) seine Leidenschaft für den Sport. „Ich bin auf der Matte aufgewachsen, Ringen ist mein Leben“, berichtet er. Obwohl er immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde, hat Olenczyn noch Großes vor: „Ich bin mir sicher, dass die kommenden Jahre meine besten werden.“ Auch abseits des Sportlichen habe er dem Ringen viel zu verdanken: „Der Sport formt die wichtigsten Qualitäten in einer Person: Durchhaltevermögen, Charakter, Demut und Disziplin.“ Ähnlich klingt es bei Vida. „Ringen hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin“, sagt er. „Es geht darum, immer besser zu werden.“ Seine Stärken, auf und neben der Matte: „Beharrlichkeit, Optimismus und die Tatsache, dass ich nie aufgebe.“

Auch am vergangenen Wochenende führten Vida und Olenczyn ihre Teams wieder zu Erfolgen. Während die SG Weilimdorf dem Spitzenreiter KSV Hofstetten in dessen Halle die erste Saisonniederlage zufügte (18:12), gewannen die Musberger beim Mitfavoriten KSV Tennenbronn mit 14:11. In der Tabelle sind die Lokalrivalen damit aktuell Dritter und Zweiter, nur knapp hinter Platz eins. Die Nord-Stuttgarter dürften indes noch eine Rechnung offen haben. Im Hinkampf kassierte sie auf den Fildern eine 8:17-Schlappe.

Gibt es jetzt die Revanche? Der Sportchef Laible weiß: „Es muss alles passen, um Musberg zu besiegen.“ Einen Favoriten sieht er nicht. Er erwartet ein Duell auf Augenhöhe. „Ich kann nur allen Anhängern raten, zu kommen. Das wird ein schöner Kampf“, sagt Laible. Auch bei den Stars der Teams ist die Vorfreude groß. „Die Duelle mit Musberg waren in der Vergangenheit immer sehr spannend. Eine schöne Herausforderung“, sagt Vida. Und Olenczyn fügt an: „Derbys geben mir immer Adrenalin. Ich mag diese Kämpfe am meisten.“ Auch wenn sie sich nicht direkt gegenüberstehen – die Blicke im voraussichtlich ausverkauften Hexenkessel werden auf die beiden gerichtet sein.