Ringer-Europameister Frank Stäbler interviewt spontan für einen Fernsehsender den Sport-Abiturienten Sven Göpel aus Vaihingen. Foto: Norbert J. Leven

Der Europameister Frank Stäbler und der Abiturient Sven Göpel sprechen übers Ringen. Göpels Abiturarbeit zum Thema Ringen wurde mit eins plus bewertet.

Vaihingen/Musberg - Ich hab’ nichts davon gewusst“, sagt Frank Stäbler. Aber gefreut hat es den Europameister im Ringen dann doch, dass ausgerechnet die auf der Ausmusterungsliste des Internationalen Olympischen Komitees stehende Sportart bei der diesjährigen Abiturprüfung eine entscheidende Rolle gespielt hat. „Eine Freundin, die ich bei den Olympischen Spielen in London kennen gelernt habe, hat mich angerufen und mir davon erzählt“, berichtet Stäbler am Montag, während er seine Handgelenke fürs anschließende Training mit Klebeband stabilisiert.

Zu dieser Trainingsstunde im Ringerraum der Musberger Sporthalle wird ein besonderer Gast erwartet: Sven Göpel aus Vaihingen. Er ist einer der Schüler, der sich in seinem sogenannten Sportabitur mit Frank Stäbler und den Besonderheiten der seit der Antike bereits als olympisch bekannten Sportart beschäftigen musste.

Göpel hat mit dem Ringen bislang nichts am Hut gehabt

Göpel durfte in der Sporttheorieprüfung am Beispiel von Stäbler unter anderem Erklärungen zum „Leistungsfaktor Kraft“ im Ringersport liefern oder beschreiben, wie Stäbler seine Maximalkraft noch steigern könnte, ohne die Gewichtsklasse wechseln zu müssen.

Das ist dem Schüler des Fanny-Leicht-Gymnasiums in der vier Stunden dauernden Prüfung offenbar besonders gut gelungen: Sein Prüfungsergebnis ist eines der besten landesweit. Die Arbeit wurde mit eins plus bewertet. Ein erstaunliches Ergebnis, wie Stäbler findet, denn Göpel hat eigentlich mit dem Ringen bislang nichts am Hut gehabt. Seine favorisierte Sportart ist seit 14 Jahren das Schwimmen (in Möhringen). Und für den Mannschaftssport, der in praktischen Abiprüfung ebenfalls gefordert war, hatte sich der bescheiden auftretende junge Mann, der in Begleitung seines Sportlehrers Markus Kromer nach Musberg gekommen ist, Basketball ausgesucht.

„Früher hab’ ich mal Judo gemacht“

Ein kleiner Bezug zum Kraftsport ist dennoch vorhanden. „Früher hab’ ich mal Judo gemacht“, verrät Sven Göpel im Gespräch mit Frank Stäbler. Verlernt hat er seitdem offenbar nichts: Erst landet der Leistungssportler, der sich zurzeit intensiv auf die Weltmeisterschaften im September in Ungarn vorbereitet, beim Praxisteil der Zusammenkunft auf der weichen Ringermatte, dann der Vaihinger Schüler.

Der Abiturient wird, das verrät er schließlich, sich im Herbst nicht zum Studium an einer Sporthochschule einschreiben. „Im Sport“, bekennt er, „sind die Berufsmöglichkeiten eingeschränkt.“ Stattdessen wird der 18-Jährige Technische Biologie studieren. Mit einem Abschluss in dieser Fachrichtung „kann man Medikamente entwickeln, in der Informatik tätig werden oder zum Beispiel Sportprothesen konstruieren“, sagt er – und dabei leuchten seine Augen.