Zwei, die viel vorhaben: Tariel Shavadze Foto: Privat

Ilja Klasner setzt auf kompetente Unterstützung aus der Stadt: Tariel Shavadze soll den 25-jährigen Bundesliga-Ringer, der fortan auch für den SV Fellbach bei Einzelwettkämpfen antritt, noch ein Stück stärker machen, als der eh schon ist.

Fellbach - Es war in Österreich bei einem Trainingscamp. Man kennt sich unter den Ringern aus verschiedenen Nationen und redet auch mal Klartext miteinander. Also sagte der Gesprächspartner aus der Schweiz: „Du wohnst in Fellbach, und Tariel Shavadze ist Trainer in Fellbach. Warum trainierst du nicht bei ihm?“ Ilja Klasner, der sich in dieser Zeit nicht optimal betreut sah auf dem Weg zu noch mehr Präsenz auf internationalen Matten und auch ohne Trainer in Österreich angereist war, fand die Frage in der Ferne naheliegend: „Ja, warum mache ich das eigentlich nicht?“ Wieder zu Hause, kam der Kämpfer in der griechisch-römischen Stilart bald regelmäßig mit dem Experten für die griechisch-römische Stilart zusammen. Seit November arbeitet Ilja Klasner unter Anleitung von Tariel Shavadze an sportlichen Fortschritten. Der ehemalige Weltklasse-Athlet – und Senioren-Weltmeister des Jahres 2017 – soll den 25-jährigen Bundesliga-Akteur noch ein Stück stärker machen, als der eh schon ist. „Tariel ist ein Superringer und ein Supertrainer“, sagt Ilja Klasner, der Ende dieses Monats beim hochklassig besetzten Turnier in der ukrainischen Hauptstadt Kiew seine – auch frisch erworbenen – Qualitäten präsentieren will.

Ilja Klasner ist im Spitzensportförderprogramm der Polizei

Vor rund 17 Monaten ist der Fachmann für sachkundig ausgeführte Handgreiflichkeiten ins Spitzensportförderprogramm der Polizei Baden-Württemberg aufgenommen worden. Seither muss er nicht mehr wie davor Streifendienst und Griffkunst kombinieren. Die nächste Veränderung im Leben des Ilja Klasner, der seit etwa zweieinhalb Jahren in Fellbach wohnt, ist nun umfangreicher ausgefallen als geplant. An sich zielte der Ringer mit Bundeskaderstatus lediglich auf zusätzliche Unterstützung ab: „Ich wollte mich mit Tariel als Einzelsportler weiterentwickeln, aber beim ASV Schorndorf bleiben.“ Doch im Anschluss an die Verpflichtung des externen Trainers schlossen sich bei seinem schon angestammten Verein, mit dem er nach dem Einstieg von der Verbands- bis in die Bundesliga aufgestiegen war, interne Unstimmigkeiten an. Ilja Klasner will „aus Respekt vor dem ASV Schorndorf“ nur so viel dazu sagen: „Ich habe mich im Stich gelassen gefühlt.“

Infolgedessen entschloss er sich vor Kurzem zu einem kompletten Neubeginn. Wenn im September die nächste Saison ihren Anfang nehmen wird, tritt Ilja Klasner nicht mehr für den ASV Schorndorf in der Bundesliga an, sondern für den KSC Hösbach – nicht zuletzt deshalb, weil er sich im Unterfränkischen Startmöglichkeiten sowohl bis 98 als auch bis 130 Kilogramm verspricht. Beim ASV Schorndorf musste er sich in der griechisch-römischen Stilart auf die leichtere der schweren Gewichtsklassen beschränken – Jello Krahmer, Dritter der Europameisterschaften 2020 in Rom, besetzt mit mächtigem Körper die andere. Und seine Einzelwettbewerbe wird Ilja Klasner fortan für den SV Fellbach bestreiten, Tariel Shavadzes Verein seit mehr als elf Jahren.

Tariel Shavadze war einst Frank Stäblers Jugendtrainer

Die Zeit beim ASV Schorndorf („Ich werde die Fans vermissen“) ist für den ehemaligen deutschen Jugendmeister mit Wurzeln in Kasachstan vorbei, auch die Trainingszeit dort. In diesen Tagen nach dem Wechsel arbeitet er vornehmlich an Kraft und Kondition, mit Tariel Shavadze nutzt er die Gegebenheiten am Olympiastützpunkt in Bad Cannstatt. Mitunter schindet er sich auch im ehemaligen Hühnerstall auf Frank Stäblers elterlichem Bauernhof in Musberg, von der Familie zum Ringer-Zentrum ausgebaut. Der dreimalige Weltmeister gehörte zuletzt ebenfalls dem ASV Schorndorf an. Und früher hatte auch er lange auf Tariel Shavadzes Anweisungen gehört; der heute 50-Jährige aus Georgien war Frank Stäblers Jugendtrainer und Entdecker in Musberg.

Jetzt lauscht Ilja Klasner Tariel Shavadzes Instruktionen. Demnächst, wenn die Formalitäten geklärt sind, darf der Kaderringer nach Lage der Dinge in der Silcherhalle trainieren – Spitzensportler sind auch in Fellbach vom Corona-Lockdown ausgenommen. Die Ambitionen kennen dabei keine Grenzen. „Olympische Spiele sind für einen Leistungssportler das große Ziel“, sagt er. „Aber eines nach dem anderen: Zunächst möchte ich die Nummer eins in Deutschland werden.“ Das heißt: Bei den nationalen Titelkämpfen, im Juni in Frankfurt an der Oder geplant, will der ehemalige Nachwuchsringer des KV Stuttgart im Klassement bis 98 Kilogramm die Konkurrenz hinter sich lassen. Bis dahin gewiss schon beständig mit Rat und Tat an seiner Seite: Tariel Shavadze, der Ilja Klasner bei Gelegenheit vielleicht ja auch mal zu einem Trainingscamp nach Österreich begleiten wird.