Freut sich über das Ende des Streits in Musberg: Frank Stäbler. Foto: dpa

Das aussichtslos erscheinende Ringen um eine Einigung ist am Ende doch noch von Erfolg gekrönt. Die Ringer des TSV Musberg und der Gesamtverein wollen künftig an einem Strang ziehen.

Leinfelden-Echterdingen - Es ist ein Bild, das im jahrelangen Musberger Ringerstreit kaum noch jemand für möglich gehalten hätte. Andreas Stäbler und Joachim Beckmann sitzen an einem Tisch – und obendrein scheinen die beiden sich auch noch einig zu sein. Es ist davon die Rede, die Emotionen künftig wegzulassen und auf sachlicher Basis zusammenzuarbeiten. Davon, dass es auf beiden Seiten nur Gewinner und keine Verlierer gebe – und dass man sich gegenseitig respektiere und wertschätze.

Wer den erbitterten Konflikt zwischen den Ringern beim TSV Musberg mit Trainer Andreas Stäbler auf der einen Seite und dem Gesamtverein mit dem Vorsitzenden Joachim Beckmann auf der anderen zuletzt verfolgt hat, der kann fast schon von einer Sensation sprechen, dass der Streit nun offiziell beigelegt ist. In Musberg herrscht Burgfrieden.

Das wichtigste Ergebnis aus den Verhandlungen: Die Abspaltung der Ringer vom Gesamtverein ist vom Tisch – der von den Ringern neu gegründete Verein für den Leistungssport, der KSV Musberg, soll wieder aufgelöst werden. Dabei handelt es sich nur noch um einen formalen Akt. Auch der von den Ringern zuvor gegründete Förderverein soll mittelfristig Geschichte sein. „Vielleicht musste die Situation mit der Gründung des KSV so eskalieren, um endlich zusammenzukommen“, sagt Andreas Stäbler, nicht verwandter Trainer des Musberger Weltmeisters Frank Stäbler. Nach Gesprächen mit der Stadt, die auf einen Dialog und eine Einigung drängte, hatten sich beide Parteien dazu entschlossen, sich an einen Tisch zu setzen – mit zwei Moderatoren. Beckmann spricht nun davon, „dass wir uns über den Sport künftig kaum streiten werden“.

Emotionaler Streit

Das war zuletzt anders. Der Streit, er war verbittert und emotional. Die Ringer im Verein warfen dem TSV-Vorsitzenden Joachim Beckmann vor, den Leistungssport zu blockieren. Seit die Mattenkämpfer im Jahr 2010 das Abenteuer Bundesliga gewagt hatten, ging es mehr um Geld statt um den Sport an sich. Anwälte wurden eingeschaltet und böse Briefe verschickt. Die Ringer wollten auf dem Höhepunkt des Konfliktes eigene Wege gehen und gründeten den KSV Musberg. Beckmann sprach daraufhin von einem „Raubzug der Ringer am Gesamtverein“.

In dieser neuen Konstellation war es zumindest fraglich, ob den Spitzenringern überhaupt Trainingszeiten in der Halle zur Verfügung stehen. „Davor habe ich Angst“, sagte Weltmeister Frank Stäbler zuletzt, „ich brauche mein Trainingsumfeld.“ Stäblers Ängste sind nun Geschichte, einer reibungslosen Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Rio steht nichts im Wege. Und losgelöst von den Belangen des Weltmeisters beteuern beide Parteien, an einem Strang ziehen zu wollen.

Mittelfristiges Ziel der Musberger Ringer, die in der Landesklasse kämpfen, ist die Oberliga – mit vielen Kämpfern aus dem eigenen Nachwuchs, dessen Förderung an erster Stelle stehen soll. Zudem legen die Ringer alle zwei bis drei Jahre die sportlichen Ziele gemeinsam mit dem Gesamtverein fest – und verständigen sich darauf, welche finanziellen Mittel dafür gebraucht werden. „Das wird künftig schriftlich festgehalten“, sagt Joachim Beckmann, und Andreas Stäbler betont, „innerhalb dieses Planes frei handeln zu können“. Die Zusammenarbeit – sie ist beschlossene Sache. Ob und wie lange der Burgfrieden hält, wird sich zeigen.