In zwei Stockwerken der Tiefgarage ist auch Technik sichtbar. Foto: factum/Simon Granville

Das Träuble-Areal wird peu à peu fertig. An diesem Dienstag zieht der Polizeiposten um. Im Februar soll der Bürgertreff folgen, der Supermarkt will Mitte März erstmals zum Einkaufen öffnen. Und mit dem Kreisel wird auch bald begonnen.

Gerlingen - Eigentlich, ja eigentlich, hätte es nicht 2020 werden sollen. In Veröffentlichungen der Bauherren im September 2016 war noch von der Fertigstellung des Träuble-Areals zum Jahresende 2018 die Rede. Doch mit dem Bau begannen die Verzögerungen – nicht nur wegen eines Bauunfalls. Jetzt sind seit Herbst 2019 schon viele Wohnungen bezogen, die Tagesstätte für Demenzkranke ist in Betrieb. An diesem Dienstag richtet der Polizeiposten seine neuen Räume ein, der Bürgertreff erhält den Schlüssel am 31. Januar.

Bürgermeister Georg Brenner (parteilos) führte am Montag den Technischen Ausschuss des Gemeinderats durch die sieben Gebäude, die anstelle eines Gasthauses samt seiner Nebengebäude entstanden sind. Ein Teil der Neubauten gehört der Stadt. Die hatte sich mit der Eigentümerfamilie Häcker und dem Projektentwickler Epple aus Heidelberg dafür zusammengetan.

„Architektur spiegelt den Zeitgeist“

Geplant wurde es vom örtlichen Architekturbüro Grob – und der Seniorchef Karl Grob und seine Tochter Katrin als Projektleiterin zeigten sich sichtlich stolz ob des Bauwerks. „Der Bürger sagt, es ist massiv“, räumte der 79-Jährige zwar ein, „aber wir sind nicht mehr im 18. Jahrhundert, und Architektur spiegelt den Zeitgeist. Wir müssen mittel- und langfristig denken. Wir haben sehr viele Nutzungen auf engem Raum untergebracht, mussten dafür Kompromisse machen.“ Wenn alles im Umfeld fertig sei, wagte Grob einen Blick in die Zukunft, „ist die Massierung nicht mehr so groß“. Das Alte Schulhaus schräg gegenüber sei ebenso hoch wie der höchste Punkt der sieben neuen Häuser auf dem Träuble-Areal. Jedenfalls hätten die Planer Elemente aus der Nachbarschaft bei der Gestaltung übernommen.

Und man will die Leute einladen, die Einrichtungen in den Gebäuden zu besuchen – vom Edeka-Markt bis zum Bürgertreff. Dazu braucht es auch Parkplätze. 187 sind es: 64 für Kunden des Marktes – von diesem Stockwerk aus gelangt man stufenlos in den Markt. Im Stockwerk darunter bietet die Stadt 31 Plätze an – breit genug für SUV’s und für 50 Cent die Stunde, wie in den anderen städtischen Tiefgaragen. Der Rest der 187 Parkplätze gehört den Menschen in den Wohnungen. Epple hat 40 verkauft, Häcker vermietet 20.

Der Lebensmittelmarkt verfügt über mehr als 1300 Quadratmeter Verkaufsfläche, dazu kommt eine Filiale der Bäckerei- und Cafékette Trölsch. Der Markt könne wesentlich größer sein als sonst von der Region Stuttgart genehmigt, betonte Georg Brenner – aber nur, weil er in der Innenstadt liege. Das belebe die Stadt. Der zum Monatsende scheidende Bürgermeister dankte der Familie Häcker sehr für ihr Engagement mitten in Gerlingen.

Polizei von Mittwoch an vor Ort

Die Polizei wird von Mittwoch an in ihren neuen Räumen anzutreffen sein. Feste Kontaktzeiten der sechs Beamten des Postens könnten zwar noch nicht genannt werden, so der kommissarische Leiter des Reviers Ditzingen, Thomas Reimold. Die Wahrscheinlichkeit, am Vormittag jemanden anzutreffen, sei aber hoch. Auch könne man unter 0 71 56/9 44 90 telefonisch einen Besuch vereinbaren.

Neben der Demenz-Tagesstätte gibt es im neuen Träuble eine zweite Sozialeinrichtung: Der Bürgertreff zieht vom Alten Rathaus in größere Räume. Von dort hat man einen schönen Blick – in den Innenhof und auf den neuen Verkehrskreisel vor dem Haus. Der soll von Ende April an entstehen. Der Stadtbaumeister Thomas Günter hat Umleitungen für die Bauzeit angekündigt. Brenner betonte, eigentlich sollte der Kreisel schon längst fertig sein. Dessen Bau aber habe sich um ein Jahr verzögert, weil Bürger eine Petition eingereicht – und damit ein Verfassungsrecht wahrgenommen hätten. Dabei war es um den Anschluss der Jakobstraße gegangen. Jetzt kommen noch die Straßenbauer.

Die Geschichte des Träuble-Areals

15. Jahrhundert Eine „Herberge beim Unteren Tor“ wird im ältesten Buch des Gerlinger Stadtarchivs 1490 erwähnt. Es ist ein Vorgänger des Gasthofs Träuble.

Vor 200 Jahren
1820 wird das Wirtshaus an der späteren Hauptstraße erbaut. Die Gastwirtschaft bleibt bis zum Schluss unter wechselnden Namen in derselben Familie. Die Traube im Schild entsteht 1824. Das Wirtshaus heißt Trauben, bis es nach dem Zweiten Weltkrieg in Träuble umbenannt wird.

Mitte der Siebziger Der Gemeinderat berät 1973 zum ersten Mal darüber, was mit dem umfangreichen Areal des Wirtshauses und drumherum geschehen soll.

Mitte der Neunziger
Ida Bischoff nimmt nach 53 Jahren Abschied als Träuble-Wirtin.

2010
Die Stadt, die Eigentümer des Gasthauses und die Firma Epple beschließen, das Areal zu entwickeln.

Januar 2011
Die letzten Pächter Zdravko und Vesna Joha geben den Betrieb auf.

2012
Der Gemeinderat beschließt den Bebauungsplan für das Areal. Wohnungen, Geschäfte und Gerlinger Einrichtungen entstehen.

Archäologische Forschung
Das Landesdenkmalamt untersucht das Areal von Mai 2012 bis Frühjahr 2013. Es gibt Funde aus dem Mittelalter und der Jungsteinzeit.

2016
Die größte Baustelle Gerlingens startet, sieben Gebäude sind geplant.

Herbst 2019
Wohnungen und die Tagesstätte für Demenzkranke werden bezogen.

Januar bis März 2020
Polizei und Bürgertreff ziehen ein, ebenso der Supermarkt.