Gruppenbild des Ensembles und Publikums beim Konzert „Musical Goes Christmas“ am Montagabend im Apollo-Theater. Foto: Iris/Steger

Von „Stille Nacht“ bis „Driving Home für Christmas“ – im Apollo-Theater singen Stars des Musicals all die Lieder, die sie an Weihnachten lieben. 1300 Fans jubeln mit tosendem Beifall. In dieser so fetzigen wie besinnlichen Nacht wird für das Kinderhospiz gesammelt.

Simon Diez, der lustig agierende Moderator der Show „Musical meets Christmas“, besuchte als Kind das Musical „Miss Saigon“. 30 Jahre später steht er genau auf dieser Bühne und freut sich „wie ein Schneekönig“, wie er sagt. Wie passend, Herr Diez! Es ist die Bühne der Eiskönigin.

 

Weihnachten ist ein Fest der Emotionen. Die Bandbreite der musikalischen Gefühlswallungen ist enorm, worüber sich 1300 Besucherinnen und Besucher am sonst spielfreien Montag im Apollo-Theater freuen. Beim Konzert „Musical Goes Chrismas“ ist der Beifall tosend, viele singen mit, gleich mehrfach erhebt sich das begeisterte Publikum in der dreistündigen Show zu Standing Ovations. Leider fehlt diesmal die LED-Wand, und auf der Bühne ist bei der zugehängten Disney-Kulisse leider nichts Weihnachtliches zu sehen.

Roberta Valentini singt „Let It Go“ dreisprachig

Überwiegend rockig und fetzig präsentieren die vier Musicalstars Aisata Blackman (zuletzt Stuttgarts Tina Turner), Roberta Valentini (derzeit im Howard-Carpendale-Musical „Hello again“ in Leipzig zu sehen), Karim Khawatmi (mit Udo-Jürgens-Programm auf Tour) und John Vooijs (früher der Tarzan, heute im Musical „Hercules“ in Hamburg engagiert) mit der großartigen Band Musicalpeople ihre Favoriten fürs Fest der Liebe. Aber dann wird’s auch ganz ruhig, sehr besinnlich nur zur Gitarre, was bei „Last Christmas“ für Gänsehautmomente sorgt. Außerdem im Programm: „All I Want für Christmas“, „Feliz Navidad“, „Rudolph“ und „Halleluja“

Aisata Blackman bei ihrem Auftritt mit dem Song „Simple The Best“. /Klaus Schnaidt

Obendrein erklingen Musicalhits. Roberta Valentini etwa singt dreisprachig „Let It Go“ aus Disneys „Eiskönigin“. Aisata Blackman legt in der Zugabe mit „Simply The Best“ so kraftvoll und intensiv los wie als Tina Turner auf dieser Bühne. Man spürt es: Das Comeback als Tina gefällt ihr gut. Etliche der Bandmitglieder kennt sie gut, da sie sonst im Orchestergraben von Musicalhäusern sitzen.

Die Mutter des Moderators findet, dass Aisata Blackman so gut sei wie einst Tina Turner, weshalb eigentlich nun die in Stuttgart lebende Holländerin auf Stadiontournee gehen müsse. Ihr erstes Konzert im Stadion erfolgt prompt: Blackman tritt am Dienstagabend in der MHP-Arena beim ersten Weihnachtskonzert des VfB auf.

Mit Mitternachtskonzerten im SI-Centrum fing’s an

Musicalpeople – das sind Musiker, die einst aus „Miss Saigon“ hervorgegangen sind. Immer freitags, wenn Ende der 1990er Jahre der Vorhang in den beiden Stuttgarter Musicaltheatern fiel, traf sich Michael Schüller, Schlagzeuger im Apollo-Theater, mit Musikern und Solisten aus den dort laufenden Produktionen für ein kleines Mitternachtskonzert auf der SI-Showbühne. In kürzester Zeit etablierten sich die exklusiven After-Show-Gigs zum beliebten Treff zur Geisterstunde.

Dies war der Startschuss für die von Michael Schüller vor 26 Jahren ins Leben gerufene Agentur Musicalpeople, die bis heute auf Musical-Showacts spezialisiert ist und für Kunden spezielle Programme konzipiert. Regelmäßig geht es vor ein großes Publikum wie vor Weihnachten am Geburtsort der Stuttgarter Musicals. Unter den Gästen am Montagabend sind Travestie-Lady Frl. Wommy Wonder, Magier Thorsten Strotmann, Benjamin Sahler, der Theaterdirektor des Festspielhauses in Füssen, Sascha Diener, der Hauptdarsteller von „La Cage aux Folles“ im Theater der Altstadt, der frühere Renitenz-Chef Sebastian Weingarten sowie Koelble& Brunotte-Chef Marco Mangold.

Christina Semrau vom Stuttgarter Kinderhospiz spricht auf der Bühne darüber, wie man Glück findet. Eindrucksvoll trägt sie vor, warum Spenden so wichtig sind, die an diesem Abend von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gesammelt werden. Die stationäre Einrichtung auf der Diemershalde werde zwar von öffentlicher Hand unterstützt, doch das Geld reiche nicht, damit auch die Eltern und Geschwister bei den erkrankten Kindern übernachten könnten.

Christina Semrau vom Kinderhospiz im Gespräch mit Moderator Simon Diez. /Klaus Schnaidt

Semrau findet Glück im 2017 eröffneten Kinderhospiz, bei dem es vor allem um das Leben gehe, nicht nur um das Sterben. Die letzten Tage, die möglicherweise bleiben, sollen „mit viel Leben gefüllt werden“, sagt sie. Das Haus ist eine Chance für Familien, Kraft zu tanken und im Kontakt mit anderen zu spüren: Man ist nicht allein.

Um das Miteinander, um die Überwindung des Alleinseins geht es auch Gudrun Nopper mit ihrem Verein Stille Not. Die Musicalpeople unterstützen auch diese Initiative, indem sie 20 Bedürftige zur Christmas-Show ins Apollo-Theater eingeladen haben. Der Termin für das nächste Jahr steht bereits fest: Am 15. Dezember 2025 wird es erneut „Musical Goes Christmas“ geben. Bis Silvester kann man Karten mit einem Nachlass von 25 Prozent buchen unter www.musicalpeople.de mit dem Code XMAS25.