Landeschef Kölmel (re.) schwächelt trotz Hilfe von Parteichef Lucke (li.) Foto: dpa

Nach dem Rücktritt von Parteivize Hans-Olaf Henkel scheint nun auch Baden-Württembergs Landeschef Bernd Kölmel angezählt.

Stuttgart/Berlin - Die „Alternative für Deutschland“ kommt nicht zur Ruhe – weder auf Bundes- noch auf Landesebene. In Berlin wird der Richtungsstreit innerhalb des Vorstands ausgetragen: Parteivize Hans-Olaf Henkel warf vergangene Woche das Handtuch. In Baden-Württemberg hingegen agiert der Landesvorstand inzwischen einigermaßen geschlossen, seit dort nur noch Gefolgsleute von Landeschef Bernd Kölmel vertreten sind. Doch von der Basis und der mittleren Funktionärsebene kommt offenbar viel Unmut und auch viel Druck.

Anders ist es nicht zu erklären, dass Landeschef Kölmel inzwischen laut darüber nachdenkt, dass er womöglich doch nicht Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2016 werden wird. „Einige Kreisverbands-Sprecher liebäugeln mit einem anderen Modell“, so Kölmel gegenüber unserer Zeitung. Nach diesem Modell hätte die Partei gar keinen Spitzenkandidaten.

Die Mehrheit im Landesverband, glaubt Kölmel, sei zwar durchaus für einen Spitzenkandidaten, wobei aber auch da nicht ausgemacht sei, dass er das dann werde. „Es gibt einige bei uns, die hätten gerne andere Kandidaten vorne“, räumt Kölmel ein. Und wenn es der Befriedung der Partei diene, sei er zum Verzicht bereit. „Wenn die Partei danach besser dasteht, kann man mit mir über alles reden“, sagt Kölmel.

Der Landeschef wirkt am Telefon angezählt. Vor wenigen Monaten hatte der Europaabgeordnete noch ganz anders geklungen und selbstbewusst seinen Hut als Spitzenkandidat-Kandidat in den Ring geworfen.

Offenbar bezweifelt Kölmel inzwischen, dass sich der Streit in seinem Landesverband dämpfen lässt, solange er im Rampenlicht steht. Für jene in der Partei, die sich einen strammeren konservativen Kurs wünschen, ist Kölmel nach den Auseinandersetzungen der letzten Jahre ein rotes Tuch.

Die innerparteiliche Opposition ist nicht gerade klein und sie ist, wie man hört, am Wachsen: Beim letzten Landesparteitag in Karlsruhe Mitte Januar erhielt Kölmel nur 62 Prozent der Stimmen. Und dies obwohl Parteigründer Bernd Lucke eigens nach Karlsruhe gereist war, um Kölmel und seinen gemäßigt-unaufgeregten Kurs zu unterstützen. Kölmels Gegenkandidatin, Christina Baum aus dem Main-Tauber-Kreis, erhielt satte 37 Prozent der Stimmen, obwohl ihr Rednertalent ähnlich überschaubar ist wie das von Kölmel und sie zum Befremden vieler vor einem „schleichenden Genozid der deutschen Bevölkerung“ warnte.

In Umfragen liegt die AfD im Land seit längerem bei vier Prozent. Auf einem Parteitag am 24./25. Juli in Pforzheim soll das Programm für die Landtagswahl 2016 beschlossen und auch über einen Spitzenkandidaten entschieden werden. Zuvor will die AfD bundesweit ihre Linie klären. Vor dem Bundesparteitag Mitte Juni will man die 21 000 Parteimitglieder per Entscheid über den zukünftigen Kurs abstimmen lassen. Dabei geht es vor allem um eine Abgrenzung zu rechtsradikalen Personen und Positionen.

„Ich will in einer Partei aktiv sein, mit deren Kurs ich übereinstimme“, sagt Kölmel. Resignieren tue er nicht: Ich bin Schachspieler. Erst kurz vor Matt resigniert man.“