Der Baum zum Richtfest auf dem Dach fehlt noch – und in den nächsten Tagen werden die Dächer der beiden Gebäude fertig. Foto: factum/Granville

An der Baustelle des Annemarie-Griesinger-Hauses wird heute das Richtfest gefeiert. Die 24 Mietwohnungen sowie zwei der drei Wohngemeinschaften sind sehr begehrt.

Gerlingen - Noch sind nicht alle Fenster montiert, die Fassadendämmung und der Innenausbau fehlen fast komplett – die Bewohner aber haben sich schon reihenweise gemeldet. Das Annemarie-Griesinger-Haus, Pendant des Altenhilfezentrums Breitwiesenhaus in Gerlingen, erfreut sich reger Nachfrage. In den beiden Gebäuden entstehen 24 Mietwohnungen und drei Wohngemeinschaften: eine für zehn Demenzkranke, eine für sieben junge Pflegebedürftige und eine für vier alleinstehende Senioren. Für diesen Freitag haben die Bauherren zum Richtfest geladen.

Signal gegen Wohnungsknappheit

Mit diesem Konzept möchten die Verantwortlichen im Breitwiesenhaus und in der Heidehofstiftung der Familie Bosch als Träger ein Signal gegen die Wohnungsknappheit setzen, vor allem im Bereich der bezahlbaren Mietwohnungen. Die Wohnungen sind als Drei- und Vierzimmerwohnungen zwischen 63 und 82,5 Quadratmetern Größe konzipiert. Sie sollen an Menschen vermietet werden, die im nicht so üppig bezahlten Sozial- und Pflegebereich in Gerlingen arbeiten; im Breitwiesenhaus denkt man an eigene Beschäftigte. Michael Brenner, Geschäftsführer der Heidehofstiftung: „Wir wollen den Mitarbeitern eine langfristige Perspektive geben und eine Bindung erreichen.“ Zunächst habe man drei Gruppen im Blick: diejenigen, die heute noch weiter weg wohnen, zum Beispiel in Stuttgart. Das Griesinger-Haus ist nur wenige Hundert Meter vom Breitwiesenhaus entfernt. Und dann denkt man an diejenigen, die jetzt schon in Gerlingen wohnen, dies aber relativ teuer; und schließlich an neue Mitarbeiter.

Für drei der zwei Dutzend Wohnungen hat die Stadt das Recht, die Mieter vorzuschlagen. Dies ist eine Gegenleistung: die Stadt hat für den Bau einen Zuschuss von 420 000 Euro gewährt, der an die drei Wohngemeinschaften gebunden ist. Der Zuschuss der Stadt vermindere die Mieten der künftigen Bewohner, auch der Landkreis fördere das Projekt.

Alle Wohnformen begehrt

Die normalen Wohnungen wie die Plätze in den Wohngemeinschaften sind begehrt: So sind laut Berit Kuleßa, der Geschäftsführerin des Breitwiesenhauses, für 21 Wohnungen schon 55 Anmeldungen eingegangen, für die zehn Plätze der Demenz-WG gibt es sieben Vormerkungen, für die Senioren-WG mit vier Plätzen neun Vormerkungen und für die Wohngemeinschaft „Junge Pflege“ acht Anfragen für sieben Plätze. Die Mieten sollen bei 9,50 Euro pro Quadratmeter und Monat liegen, wenn möglich etwas darunter. Michael Brenner sagt: „Es geht nicht um Gewinn beim Vermieten, wir geben die Kalkulationen heraus.“ Das Wohnen in den WGs dürfe nicht viel teurer werden als ein Pflegeheimplatz. Insgesamt kostet der Bau rund sieben Millionen Euro.

Laut dem Architekten Rainer Gulde liegt der Bau im Zeitplan, man hoffe, zum 1. August 2017 einziehen zu können. Das hänge auch stark vom Wetter ab. Der Architekt und die Bauherren freuen sich über den Baufortschritt. Sie wären aber glücklicher, wäre ihr ursprünglicher Plan vom Gemeinderat akzeptiert worden. Der hatte vorgesehen, beide Häuser mit einem Stockwerk mehr zu bauen – das hätte acht Wohnungen mehr ergeben. Dies hätte aber bedeutet, dass beide Häuser etwa einen halben Meter höher geworden wären als im Bebauungsplan vorgesehen – dies habe der Gemeinderat aber abgelehnt.

Man habe um die Gebäudehöhe wie um die Dachform heftig gerungen, hieß es. Nun habe man zwar das verlangte Satteldach und die Höhe eingehalten – aber keine Wohnfläche unter der Schräge. Gerlingens Bürgermeister Georg Brenner hatte dazu schon vor einem Jahr gesagt, der Gemeinderat habe sich an den damals erst vier Jahre alten Bebauungsplan halten wollen.