Vor wenigen Tagen wurde bei Loba in Ditzingen Richtfest gefeiert. Foto: Simon Granville

Das Unternehmen Loba errichtet ein Forschungs- und Entwicklungszentrum. In gewisser Weise geht die Firma damit zurück zu ihren Anfängen.

Was wäre gewesen, wenn Max Fischer kein passionierter Skispringer gewesen wäre? Wenn er, der promovierte Chemiker, nicht möglichst schnell auf zwei Brettern die Sprungschanze hätte hinuntergleiten wollen? Das Skiwachs hätte sicher irgendjemand anderes erfunden. So aber kam 1922 das weltweit erste Skiwachs als eine Entwicklung eines Ditzinger Unternehmens auf den Markt. Sein Name: Holmenkol.

 

Namensgebend war die Skisprungschanze am Berg Holmenkollen im norwegischen Oslo. Das Skiwachs ist heute noch Bestandteil der Wintersportwelt, dessen Hersteller ist unter anderem Ausrüster des deutschen und des italienischen Skiverbands. Auch die norwegische Biathlon-Legende Ole Einar Bjoerndalen soll seine Karriere den Ditzinger Wachsexperten verdanken: Einen seinen größten Erfolge feierte Bjoerndalen, als er bei den Olympischen Winterspielen 2002 alle vier Biathlon-Wettbewerbe gewann.

Der Name Holmenkol ist geblieben, auch wenn Fischers Unternehmen, die mit Wilhelm Hornung gegründete „Vereinigte Wachswarenfabriken AG Hornung und Dr. Fischer“ sich mehrfach wandelte. 1971 beispielsweise wurde das Unternehmen in die „Loba-Holmenkol-Chemie Dr. Fischer und Dr. Weinmann KG“ umfirmiert. Vor gut zwei Jahrzehnten, im Jahr 2002, wurde Holmenkol dann ausgegliedert. In Ditzingen blieb Loba. Das Unternehmen hat sich der Gestaltung und Veredelung, Reinigung und Pflege von Oberflächen unter anderem aus Holz und Kork verschrieben. Dort, nahe der Bahnlinie, wurde vor wenigen Tagen Richtfest gefeiert. Das mittelständische Unternehmen errichtet am Firmensitz ein mehrstöckiges Forschungs- und Entwicklungszentrum.

Mehr als doppelt so viel Platz für Forschung und Entwicklung

Die Kosten für das dreigeschossige Gebäude wurden beim Baustart im Frühjahr mit 8,5 Millionen Euro angegeben. Den Spatenstich machten die Geschäftsführer Alfred Melka und Mario Probst. Michael Fischer, der Sohn des Firmengründers, hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits altersbedingt zurückgezogen und die Geschäfte übergeben.

Bei dem Neubau handelt es sich nach Unternehmensangaben um eine Erweiterung der Nutzfläche für Forschung und Entwicklung von heute rund 700 Quadratmetern auf etwa 1500 Quadratmeter. Zusätzlich entstünden rund 1000 Quadratmeter für die Produktionslogistik. Geplante strategische Investitionen in die Digitalisierung sowie neue Maschinen und Technologien, beträfen auch Forschung und Entwicklung.

Firmengründer Max Fischer in seinem Labor Foto: Loba

Mit dem neuen Zentrum wolle man Innovationen noch mehr Raum geben. Neben der Produktentwicklung werde das Gebäude die Anwendungstechnik mit Testflächen im Innen- und Außenbereich sowie Lagerräume für Rohstoffe und Fertigware beherbergen, teilte die Geschäftsführung mit. Im Sommer nächsten Jahres soll der Bau fertig sein.

Die Stadt freut’s. „Das klare Bekenntnis eines der ältesten Unternehmen in der Stadt zum Standort, zur Wertschöpfung und Sicherung und Ausbau von Arbeitsplätzen ist gerade in der heutigen Zeit hoch und dankbar zu schätzen. Und mit dem Ausbau von Forschung und Entwicklung zeigt sich, dass auch die Zukunft durch Loba aktiv gestaltet wird“, sagt Bürgermeister Ulrich Bahmer.

Die bisherigen Flächen für Forschung und Entwicklung sollen zukünftig der Erweiterung der Produktionskapazität dienen.

Seit vergangenem Jahr gehört Loba zu Wakol, einem internationalen Hersteller von Verlegewerkstoffen und Industrieklebstoffen. Das Familienunternehmen Wakol wiederum gehört mehrheitlich zur Ardex Gruppe, nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei bauchemischen Spezialbaustoffen.

Der Außenumsatz im weltweiten Markengeschäft des Ditzinger Unternehmens war im Jahr 2023 nach Firmenangaben stabil und betrug rund 44,3 Millionen Euro. Die beiden größten Vertriebsgebiete, Nordamerika und Europa, verzeichneten dabei jeweils ein Wachstum von drei Prozent.

Zurück zu den Anfängen

Mit dem Neubau geht das Unternehmen in jener Kommune, in der alles seinen Lauf nahm, zurück zu seinen Wurzeln: Als Fischer und Hornung die „Vereinigte Wachswarenfabriken AG Hornung und Dr. Fischer“ gründeten, hatten zur Produktpalette Kerzen, vor allem aber Bodenreiniger, Bohnerwachs und Fußbodenbeizen gehört. Bereits im Herbst 1922 sollen 20 Kerzenmaschinen 85 Tonnen Wachsprodukte produziert haben, heißt es in der Firmenchronik.

Als Fischer, der Chemiker, erkannte, dass sein Wissen auch seinem Hobby dienen könnte, begann er, Holzskier mit Paraffinen und anderen Wachsen zu bearbeiten. Die Bretter saugten sich nicht mehr voll Wasser, glitten besser – und Fischer hatte beim Skisprung fortan noch mehr Spaß.