Richie Sambora tourt durch Deutschland – ohne Bon Jovi Foto: prom

Richie Sambora beginnt an diesem Donnerstag in Stuttgart seine Deutschlandtournee. Im Interview schwärmt er von den Scorpions, deutschen Frauen und der Gitarristin Orianthi, spricht aber auch über seine Auszeit bei Bon Jovi.

Richie Sambora beginnt an diesem Donnerstag in Stuttgart seine Deutschlandtournee. Im Interview schwärmt er von den Scorpions, deutschen Frauen und der Gitarristin Orianthi, spricht aber auch über seine Auszeit bei Bon Jovi.

Stuttgart - Mr. Sambora, wie geht es Ihnen heute?
Bestens. Ich sitze hier schließlich gerade faul im sonnigen Kalifornien herum.
Wie unfair. Hier in Stuttgart regnet es gerade.
Aber ich verspreche Ihnen, ich bringe den Sonnenschein mit, wenn ich nach Stuttgart komme. Und falls es je damit draußen nicht klappt – zumindest dafür, dass in der Halle die Sonne scheint, garantiere ich.
Freuen Sie sich auf Deutschland?
Klar. Deutschland war immer gut zu uns. Als wir mit Bon Jovi das erste Mal die USA verlassen haben, sind wir in Deutschland mit offenen Armen empfangen worden. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich bin – schätze ich – inzwischen schon fünfzigmal in Deutschland gewesen, habe hier viel Zeit verbracht, habe viele Freunde hier, hatte viel Spaß mit deutschen Frauen . . .
Aber diesmal kommen Sie nicht mit Bon Jovi.
Ja, das wird ganz anders. Jetzt singe ich. Und ich kann selbst in den Songs von all dem erzählen, was mir wichtig ist. Als Songwriter will ich die Zuhörer emotional packen. Ich habe festgestellt, dass Musik als universelle Sprache funktioniert. Als ich das erste Mal Amerika verließ, habe ich gemerkt, dass die Leute auf der ganzen Welt einen verstehen, selbst dann, wenn sie nicht wirklich Englisch sprechen.
Neben Bon-Jovi-Hits spielen Sie auf der Tour auch viele Songs Ihres Soloalbums „Aftermath Of The Lowdown“. Zum Beispiel die Bluesrocknummer „Burn The Candle Down“, die eher nach den gitarrenlastigen frühen 1970er Jahren als nach Bon Jovi klingt.
Absolut richtig. Ich mag, wie damals Musik gemacht wurde. Und ich werde auf meiner nächsten Platte noch mehr versuchen, diesen Geist der 1970er Jahre ins Hier und Jetzt zu übersetzen. Wenn Sie sich die Bon-Jovi-Platten der letzten Jahren anhören, werden Sie feststellen, dass es da nicht besonders viel Platz für mich als Instrumentalist, keinen Platz für Improvisation gab. Das ist bei meinem Soloprogramm anders. Auf die Tour bringe ich ja auch Orianthi mit, die die Gitarristin in Michael Jacksons Band war. Die ist eine unglaublich gute Gitarristin.
Besser als Sie?
Hm. Wir sind sehr unterschiedlich, haben verschiedene Stile. Sie ist aber auf jeden Fall genauso gut wie ich. Ich habe sie bei einem Benefiz-Gig mit Alice Cooper kennengelernt und war so beeindruckt, dass ich gefragt habe, ob sie mit mir auf Tour geht. Und als wir das erste Mal zusammen Jimi Hendrix’ „Voodoo Chile“ gespielt haben, war das sensationell. Schauen Sie sich unbedingt den Clip vom Auftritt im Troubadour-Club in Los Angeles auf You Tube an. Wir schreiben zurzeit übrigens gemeinsam an Songs für ein neues Album.
Das heißt, es wird nicht wieder eine Pause von 14 Jahren geben – wie zwischen Ihren vorherigen Soloalben „Undiscovered Soul“ und „Aftermath Of The Lowdown“?
Nein, das wird nicht noch einmal passieren. Ich bin gerade so fleißig wie schon lange nicht mehr.
Als Sie durch Australien getourt sind , haben Sie einen Song der australischen Band INXS gespielt. Könnten Sie sich auch vorstellen, eine deutsche Band zu covern?
Klar, haben Sie irgendwelche Vorschläge?
Wie wäre es zum Beispiel mit Kraftwerk, Rammstein oder den Scorpions?
Die Scorpions wären natürlich naheliegend. Ich sage mal: Wenn Rudolf Schenker (der Gitarrist der Scorpions, Anmerkung der Redaktion) gerade in der Nähe ist, muss er unbedingt mal auf die Bühne kommen, damit wir zusammen jammen können. Die Scorpions sind ja noch ein anderer Grund, warum ich die Leute in Deutschland so mag. Als wir eine sehr junge Band waren, gaben uns die Scorpions eine Riesenchance. Wir haben damals neun Monate lang mit ihnen getourt. So was ist unbezahlbar, wir werden immer dankbar dafür sein. Sie waren so nett, sie haben uns so viel beigebracht. Die waren uns ja 20 Jahre voraus.
Und was ist der Stand in Sachen Bon Jovi? Wie stehen die Chancen, dass Sie und Jon Bon Jovi in näherer Zukunft auch wieder gemeinsam auf der Bühne stehen?
Ich habe die Band zwar ganz bestimmt noch nicht abgeschrieben, und mir hat auch keiner gesagt, dass ich gefeuert bin, aber wir befinden uns zurzeit einfach in völlig unterschiedlichen Phasen. Sie müssen sich vorstellen, bei der letzten Tour, bei der ich dabei war, sind wir in 52 Ländern in anderthalb Jahren aufgetreten. Bei der Tour davor waren 47 Länder in 16 Monaten dran. Und Sie dürfen nicht vergessen: Ich bin der Typ, der nebenher noch die Lieder schreiben muss und der die Alben koproduziert. So habe ich das die letzten dreißig Jahre ständig gemacht. Ich fand, es war mal an der Zeit, einfach mal das zu machen, was mir wirklich Spaß macht.