Der neue US-Botschafter Richard Grenell wurde erst vor Kurzem vereidigt. Foto: dpa

Der neue US-Botschafer in Deutschland, Richard Grenell, ist erst seit kurzer Zeit im Amt. Dennoch spart er in einem Interview der konservativen Plattform Breitbart nicht an Kritik.

Berlin - Der neue US-Botschafter in Deutschland möchte konservative Kräfte in Europa stärken. Es sei eine aufregende Zeit für ihn und es gebe viel zu tun, sagte Botschafter Richard Grenell in einem Interview der konservativen Plattform Breitbart London. „Ich denke, die Wahl von Donald Trump hat die Menschen befähigt zu sagen, dass sie es einfach nicht zulassen können, dass die politische Klasse (in Europa) vor einer Wahl entscheidet, wer diese gewinnt und wer kandidiert“, sagte der Botschafter. Gleichzeitig übte er scharfe Kritik an Nato-Mitglied Deutschland. Es gilt als ungewöhnlich für Diplomaten, sich so deutlich politisch zu äußern.

Deutschland sei die größte Volkswirtschaft Europas und sollte seine Verpflichtungen gegenüber dem Verteidigungsbündnis ernst nehmen, sagte der von Trump entsandte Grenell in dem am Sonntag veröffentlichten Interview. Die US-Regierung fordere dies, doch bislang habe Berlin keine ernsthaften Pläne vorgelegt, wie das Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen sei. Besonders die USA bestehen darauf, dass die Nato-Partner spätestens 2024 zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung investieren.

Deutsche Streitkräfte nicht voll einsatzbereit

Zudem seien die deutschen Streitkräfte nicht voll einsatzbereit, kritisierte er. Dies müsse deutlich gemacht werden - etwa durch eine öffentliche Aufforderung, an Einsätzen teilzunehmen. Dann müssten die Verantwortlichen in Deutschland eingestehen, dass die deutschen U-Boote und Flugzeuge nicht einsatzfähig seien. Bislang habe die US-Regierung dies nicht getan - ein Fehler, wie Grenell sagte.

Er sei von einer Reihe von Konservativen in Europa kontaktiert worden, sagte Grenell. „Ich möchte unbedingt andere Konservative in ganz Europa stärken“, sagte er. Der Aufschwung konservativer Ideen sei durch ein Scheitern linker Konzepte zu erklären, fügte er hinzu. Bewunderung äußerte er unter anderem für den österreichischen Kanzler Sebastian Kurz: „Sehen Sie, ich glaube Sebastian Kurz ist ein Rockstar. Ich bin ein großer Fan.“

Auf Twitter wies Grenell jedoch später Vorwürfe zurück, er wolle Kandidaten oder Parteien direkt unterstützen. Dies sei „lächerlich“, schrieb er. Es gebe aber ein Erwachen einer stillen Mehrheit - jene, die Eliten und ihre Blase ablehnten. Trump stehe an der Spitze dieser Mehrheit.