Die Baugrube am Kölner Heumarkt Foto: dpa

Nach dem Pfusch in Köln steht die Flutung einer gefährdeten Baugrube kurz bevor.

Köln - In Köln steht die Flutung einer nach Baupfusch gefährdeten U-Bahn-Baugrube kurz bevor. Über Tag und Uhrzeit sei noch nicht entschieden, einiges deute aber auf das Wochenende hin, sagte ein Sprecher der Stadt am Donnerstag.

Der Rheinpegel steigt nach Angaben der Hochwasserschutzzentrale derzeit stündlich um drei bis fünf Zentimeter und könnte am Samstag 6,50 Meter erreichen. Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) wollen bei dieser Marke die Großbaustelle Heumarkt in der Innenstadt fluten. Anwohner müssten sich keine Sorgen machen, sagte Stadt-Sprecher Gregor Timmer. Es werde keine vollgelaufenen Keller geben und schon gar nicht zu einer Evakuierung kommen.

Der zunächst genannte Freitag als möglicher Beginn der Aktion sei nicht wahrscheinlich, betonte neben Timmer auch KVB-Sprecherin Gudrun Meyer am Donnerstag: "Es wird heute keine Flutung geben, wir erwarten das auch nicht für morgen." Beide meinten, die Standsicherheit des Bauwerks sei auch ohne Flutung gegeben, diese sei eine zusätzliche Schutzmaßnahme.

In der Baustelle Heumarkt fehlen bis zu 83 Prozent der erforderlichen Eisenbügel. Für knapp 30 stabilisierende Schlitzwände sollen falsche Bauprotokolle angefertigt worden sein. Auch bei anderen Baugruben - insgesamt umfasst das Milliardenprojekt Nord-Süd- Stadtbahn der KVB acht neuentstehende Haltestellen - gibt es Erkenntnisse über Baumängel oder Betrugs- und Pfuschvorwürfe.

Am Heumarkt wird laut KVB halbstündig der Grundwasserstand gemessen. Die Berechnungen sind hoch kompliziert, weil Rhein-Pegel und Grundwasserstand nicht identisch sind und auch nicht im selben Maße klettern. Steigt das Rhein-Wasser, so nimmt die Grundwasserhöhe in der Baugrube zwar ebenfalls zu, aber in einem anderen Umfang und mit zeitlicher Verzögerung, wie die Hochwasserschutzzentrale erklärte.

Ein Team mit Verantwortlichen von Stadt, KVB, Feuerwehr, Hochwasserschutzzentrale und ausführendem Baukonsortium unter Federführung von Bilfinger Berger kommt regelmäßig zusammen, sagte Stadt-Sprecher Timmer. Die gemessenen Grundwasser-Werte gehen an Feuerwehr und Hochwasserschutzzentrale. Die Baugrube sei fertig vorbereitet, daher könne eine Flutung sehr schnell anlaufen. "Aktuell haben wir einen Grundwasserstand von 37,9 Metern. Bei 39,5 Metern wollen wir fluten."

Die Vorbereitungen an der Großbaustelle sind abgeschlossen. Zum einen sind unterirdische Stahlplatten angebracht worden, die wie ein Korsett von innen dafür sorgen sollen, dass der Druck auf die Wände durch die steigenden Wassermassen nicht zu hoch wird. Damit bei Flutung die Baustelle nach vorn und hinten verschlossen ist und nicht andere Baustellen mitgeflutet werden, wurden zudem drei Meter dicke Beton-Wände eingebaut.

Geflutet wird laut KVB mit Grundwasser. "Wir haben Pumpen in der Grube, die das Wasser sonst rauspumpen und die so umgestellt werden, dass sie Wasser reinlassen", sagte Meyer. Es werde mit 32.000 Kubikmetern Wasser und rund 32 Stunden gerechnet, bis die Baugrube gefüllt sei. Wie lange der unterirdische Bauplatz dann voller Wasser bleibe, sei unklar und hänge von der weiteren Rhein-Hochwasser- Entwicklung ab.