Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, Nikolaj Jacobsen, hatte in der Partie beim schwedischen Meister IFK Kristianstad nichts zu lachen. (Archivfoto) Foto: dpa

In der Handball-Champions-League haben die Rhein-Nackar Löwen beim schwedischen Meister IFK Kristianstad mit 29:32 ihre schlechteste Saisonleistung gezeigt. Trainer Nikolaj Jacobsen war der Auftritt seiner Mannschaft sogar „peinlich“.

Kristianstad/Schweden - Der Ernüchterung folgte die Selbstkritik. „Wir haben in der ersten Halbzeit einen richtigen Schlag auf die Fresse bekommen. Das hat wehgetan und darf uns nicht noch einmal passieren“, mahnte Nationalspieler Patrick Groetzki nach der überraschenden 29:32 (12:20)-Niederlage der Rhein-Neckar Löwen in der Champions League beim schwedischen Meister IFK Kristianstad. Nach 20 Minuten lagen die Löwen bereits 6:15 zurück. Sie zeigten eine indiskutable Vorstellung, die Trainer Nikolaj Jacobsen sogar „peinlich“ war.

„Wir sind überfahren worden“, fasste Regisseur Andy Schmid das lange Zeit überraschend einseitige Geschehen treffend zusammen. Der Schweizer erreichte als einziger Löwe Normalform, wollte den unerwarteten Rückschlag aber auch nicht weiter dramatisieren. „Das war ein Schuss vor den Bug - vielleicht sogar zur rechten Zeit. Wir müssen uns nicht verrückt machen lassen“, sagte er.

Am Sonntag geht es gegen die HSG Wetzlar

Schmid weiß: Dem ungeschlagenen Bundesliga-Tabellenführer steht eine spannende letzte Woche vor der Länderspielpause bevor. Im Liga-Topspiel geht es am Sonntag gegen die HSG Wetzlar (17.15 Uhr), am Mittwoch folgt der Pokal-Kracher gegen die Berliner Füchse und schließlich reisen die Badener noch zum HSV Hamburg. „Drei Siege wären ein Traum“, meinte Manager Lars Lamadé, der von einer „unnötigen Niederlage“ in Kristianstad sprach. „Die ersten 20 Minuten waren katastrophal. Bis zur 45. Minute war die Leistung dann durchschnittlich. Und in der Schlussviertelstunde hat die Mannschaft gezeigt, was sie kann.“

Die Löwen holten nach dem zwischenzeitlichen Zehn-Tore-Rückstand (41.) einen Treffer nach dem anderen auf und kamen sogar bis auf zwei Tore (29:31/59.) heran. Doch am Ende ging ihnen die Zeit aus. Was zudem fehlte, war eine überragende Torhüter-Leistung. Die hatte der Vize-Meister in dieser Saison schon mehrfach, doch diesmal wurde Stammkeeper Mikael Appelgren nicht zum entscheidenden Faktor. Da Neuzugang Richard Stochl noch nicht spielberechtigt ist, rückte zwischenzeitlich Marco Bitz aus dem Drittliga-Kader zwischen die Pfosten - ohne großen Erfolg. „Er wurde aber wie schon Mikael Appelgren von den Kollegen sträflich im Stich gelassen“, stellte Lamadé klar und nahm beide Schlussmänner demonstrativ in Schutz.

Einzug in die K.o.-Runde weiter möglich

Dennoch: Ein Darko Stanic, der die Löwen auf eigenen Wunsch verlassen hat und dessen Wechsel zum katarischen Club Al-Jaish seit Donnerstagabend perfekt ist, hätte den Badenern in Kristianstad wahrscheinlich geholfen. „In sportlicher Hinsicht hätten wir ihn gerne behalten. Es ist enttäuschend, dass er die Mannschaft im Stich gelassen hat“, kritisierte der Manager den nicht gerade pflegeleichten Serben. Lamadé lobte die Löwen zumindest für die Schlussphase: „Die Jungs haben Charakter gezeigt.“

Trotz der Niederlage haben die Badener mit 7:5 Punkten weiterhin gute Aussichten auf den Einzug in die K.o.-Runde. Eine Topplatzierung in der Vorrundengruppe B ist aber schwieriger geworden. „Ich bin dennoch guten Mutes, dass wir zumindest Vierter werden“, sagte Schmid und schaute bereits Richtung Topspiel gegen Wetzlar: „Da dürfen wir uns keinen Ausrutscher erlauben.“

Nach zwei Vize-Meisterschaften in den vergangenen beiden Spielzeiten wissen die Löwen, welch große Bedeutung sie jeder Bundesliga-Begegnung zumessen müssen. Daran erinnerte Lamadé in der Stunde der Enttäuschung noch einmal: „Die Folgen einer Niederlage in der Bundesliga sind deutlich schlimmer als in der Vorrunde der Champions League. Das weiß keiner so gut wie wir.“