Das Publikum hat eine großartige Rezitatorin Irmgard Förch erlebt. Foto: Martin Bernklau

Irmgard Förch rezitiert Juwelen Heinz Erhardts – und erzählt weniger Bekanntes über den Komiker.

Stuttgart-Plieningen - Populär war er längst. Heinz Erhardt ist bald nach seinem Tod Kult geworden und ein Ahnherr für Comedians und Dichter. Das ist schon etwas Besonderes, wenn die federleicht-hintergründigen Texte eines Heinz Erhardt mit einer so geschulten Stimme und der Gestaltungskraft vorgetragen werden, über die Irmgard Förch gebietet. Am vergangenen Donnerstagabend war sie beim Bürgerverein Schönberg im Saal der evangelischen Himmelfahrtskirche zu Gast.

Der wohlgenährte Familienvater sei er gewesen und der Typus Stehaufmännchen, nicht nur in den Filmkomödien, sondern auch im wirklichen Leben „Heinz Erhardt ist nicht erklärbar ohne die Zeit der Fünfziger“, findet Irmgard Förch. Die langjährige Schauspielerin – etwa an den Landesbühnen von Tübingen und Esslingen oder bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall – ist in den vergangenen Jahren vor allem als Rezitatorin tätig. Sie ließ das Publikum bei der Veranstaltung in Schönberg aber über den Kino-Komiker und Kalauer-Schelm Erhardt hinaus noch ein paar weniger bekannte Sachen über ihn wissen.

Erfolge hatte er vor allem mit den Filmen

So wuchs der 1909 in Riga geborene Kapellmeistersohn nach der Scheidung der Eltern zunächst beim Vater im Hannoverschen auf, dann verwöhnt bei den Großeltern in der lettischen Hauptstadt, wo er die großväterliche Kunst- und Musikalienhandlung übernehmen sollte. Die vielen Ortswechsel ließen ihn durchs Abitur fallen, mit seinem Klavierstudium in Leipzig wurde es auch nichts. Über seine Kriegserlebnisse konnte Erhardt, der später mit Frau und Kindern nach Hamburg zog, wunderbar wortverschwurbelt scherzen: über den „Wald- und Wiesenwebel beim Wehrbezirkskommando“, wo er gemustert werden sollte. Der Nichtschwimmer und Brillenträger kam zur Marine und wurde eine Art Truppenunterhalter.

Erfolge hatte er vor allem mit den Filmen. Aber Erhardt eiferte seinen Vorbildern Joachim Ringelnatz, Christian Morgenstern oder Erich Kästner auch literarisch mit den zahllosen Gedichtchen und Geschichtchen nach, denen Irmgard Förch vor allem den „intelligenten Blödsinn, etwas Anarchistisches“ ablauschte. Von der „Made“ über „Fischlein“ oder „Gänseblümchen“ bis zur Schiller-Persiflage vom „Tauchenichts“ ließ sie eine Menge der wortverspielten Juwelen anklingen.

Dass aber ausgerechnet der Mann, der „so brillant mit Worten jonglieren konnte“, nach einem Schlaganfall im Jahre 1971 seine Sprache verloren hatte, diese besondere Tragik verschwieg die großartige Rezitatorin freilich ebenfalls nicht. Trotzdem war der gut besuchte Abend natürlich vorwiegend heiter bis hintergründig und wurde mit viel Beifall bedacht.