Im Frühjahr werden Millionen Menschen von Heuschnupfen geplagt, lassen sich aber nicht dagegen behandeln. Das ist riskant Foto: Fotolia/© Sandor Jackal

Juckende Augen, verstopfte Nasen – derzeit ist es für Allergiker nicht einfach, den Pollen zu entkommen. Allergologen und Verbraucherschützer geben Tipps, welche Wirkstoffe helfen und welche nicht, welche rezeptfrei sind und obendrein wenig kosten.

Wer an Ostern auf der Suche nach dem Schokohasen durch das Gebüsch kriecht, sollte sich wappnen: Laut dem Deutschen Wetterdienst wird im Südwesten Baden-Württembergs starker Pollenflug erwartet. Die Erle staubt und stäubt – also gilt es für Allergiker, sich zu präparieren. Doch womit? Rezeptfreie Medikamente gegen juckende Augen und rotzige Nasen gibt es mehr als genug. „Und nicht jedes ist gleich gut zu empfehlen“, warnen Experten wie beispielsweise Jörg Kleine-Tebbe, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). „Da ist auch viel Fragwürdiges dabei.“

Nicht nur deswegen sollten Betroffene sich ohne ärztlichen Befund keinesfalls selbst behandeln. „Es braucht eine ärztliche Diagnose“, sagt Ludger Klimek, Präsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen (AeDA). Mit Hilfe von Tests lässt sich dann abklären, ob es sich bei den Beschwerden überhaupt um einen allergischen Schnupfen handelt und auf welche Pollen der Körper reagiert. Das Leiden zu ignorieren kann gefährlich werden: Zu groß ist die Gefahr, dass sich aus dem allergischen Schnupfen eine Asthmaerkrankung entwickelt, warnen die Experten Klimek und Kleine-Tebbe.

Wirkung

Die gute Nachricht ist zugleich eine schlechte: Es werden ständig neue Medikamente auf den Markt gebracht, die gegen Heuschnupfen helfen sollen. „Doch die richtig wirksamen gibt es nicht rezeptfrei“, sagt der Allergologe Ludger Klimek. Wer sich also in der Apotheke nach einem frei verkäuflichen Medikament erkundigt, dass die Augen nicht mehr tränen und die Nase wieder frei werden lässt, darf keine Wunder erwarten.

Wie gut ein Medikament wirkt, hängt auch vom Zeitpunkt der Einnahme ab: „Wenn sich die ersten Symptome von Heuschnupfen bemerkbar machen, sollte man nicht erst eine Woche zuwarten“, sagt Klimek. Ansonsten richten die rezeptfreien Mittel nicht viel aus. „Nur wer die Beschwerden gleich behandelt, hat gute Chancen, dass sich diese zeitnah bessern.“

Für leichte Beschwerden sind Augentropfen und Nasensprays mit den Wirkstoffen Cromoglizinsäure und Lodoxamid geeignet. Allergiker, bei denen schon die Augen jucken und die Nase läuft, werden dagegen vom Effekt enttäuscht sein, sagt Klimek. Der Empfehlung der Stiftung Warentest, diese leichten Mittel nur zur Vorbeugung zu nutzen, sollte man nicht unbedingt folgen: „Es wurde überlegt, ob Antihistaminika effektiver sind, wenn die Einnahme bereits vor Beginn der Pollensaison regelmäßig erfolgt“, so Kleine-Tebbe. „Doch es fehlen dafür wissenschaftliche Beweise.“ Weshalb man Heuschnupfenmittel dann anwenden sollte, wenn Symptome auftreten.

Da dürfen es durchaus Medikamente mit den Antihistaminika Levocabastin oder Azelastin sein. Diese lindern die Beschwerden, indem sie Bindungsstellen des Botenstoffs Histamin blockieren. Insbesondere in Form von Augentropfen und Nasensprays sind beide Wirkstoffe relativ frei von Nebenwirkungen. Seit 2015 gibt es auch das Antihistaminikum Ketotifen rezeptfrei in der Apotheke. „Und in Form von Augentropfen ist das Mittel wirksam und nebenwirkungsarm“, sagt Kleine -Tebbe. Reichen Spray und Tropfen nicht aus, können noch Tabletten eingenommen werden – etwa Antihistaminika mit den Wirkstoffen Cetirizin oder Loratadin. „Das Cetirizin ist von der Wirkung etwas stärker, macht aber auch einige Betroffene eher müde“, sagt Jörg Kleine-Tebbe. Diese sollten dann eher zu Loratadin greifen, das etwas wirkungsärmer ist.

Auch Nasensprays mit einem geringen Anteil an Cortison sind gute Helfer – selbst für Schwangere und Kinder ab sechs Jahre. „Weil das Cortison schnell abgebaut wird, stellen sich auch nicht die gefürchteten Nebenwirkungen vom Kortison ein“, sagt Jörg Kleine-Tebbe. Zudem sind sie mit Antihistaminika gut kombinierbar. Der Berliner Allergologe setzt daher bei starken Beschwerden auf moderne lokale Kortison-Nasensprays: Rezeptfrei in der Apotheke gibt es allerdings nur das Beclometason – ein Kortison zur lokalen Anwendung. „Diese sind weniger schädlich als der chronische Gebrauch von cortisonfreien Sprays.“

Warnung

„Finger weg von Antihistaminika der früheren Generationen“, sagt Jörg Kleine-Tebbe von der DGAKI. Denn diese haben einige Nebenwirkungen – etwa die typische Müdigkeit. „Es gibt inzwischen gesicherte Kenntnisse, dass Kinder und Jugendliche, die Allergiker sind und mit diesen Medikamenten behandelt werden, Konzentrationsprobleme haben und schlechter in der Schule abschneiden.“ Bei Erwachsenen dagegen steigt das Unfallrisiko an. Auch naturheilkundliche Mittel sind als Allergiemedikamente eher ungeeignet und werden nicht nur von nationalen, sondern auch internationalen Fachgesellschaften abgelehnt.

Preis

Gerade wenn aufgrund der klimatischen Veränderungen die Pollensaison immer länger andauert, was automatisch auch zu einem höheren Verbrauch von Allergiemitteln führe, wäre es gut, nicht allein auf die Wirkung, sondern auch auf den Preis zu achten. „Oft gibt es Nachahmerprodukte, die denselben Wirkstoff beinhalten, viel günstiger“, so die Verbraucherschützer. Gut zu wissen ist auch, dass Tabletten oft günstiger sind als Saft oder Sirup zum Einnehmen. Einen medizinischen Nachteil entsteht dadurch nicht, sagt der Allergologe Kleine-Tebbe. Ein weiterer Tipp der Stiftung Warentest lautet: Im Doppel besser! So sind Kombipackungen – bestehend aus Spray und Augentropfen – oft günstiger.

Diese rezeptfreien Medikamente sind empfehlenswert

Die Stiftung Warentest hat die preiswertesten geeigneten Präparate zusammengestellt (2,96 bis 24,50 Euro). Die vollständige Liste gibt es im Netz.

Augentropfen

Mit dem Wirkstoff Cromoglizinsäure eignen sich Dispacromil sine EDP, Cromo Stulln UD, Cromohexal UD EDP, Vividrin Iso Edo, Cromo ratiopharm, Allergo Comod, Cromo AT, Cromo Ophtal, Cromo-Ct; mit dem Wirkstoff Lodoxamid eignen sich Alomide, Alomide Se. Mit dem Wirkstoff Azelastin eignen sich Azela-Vision sine, Azela-Vision MD sine, Azelastinhydrochlorid Al, Azelastinhydrochlorid Stada, Alergodil, Vividrin akut Azelastin; mit dem Wirkstoff Levocabastin eignet sich Livocab, Livocab direkt; mit dem Wirkstoff Ketotifen ist es Zaditen ophta sine, Zaditen ophta.

Nasenspray

Mit dem Wirkstoff Cromoglizinsäure eignen sich Crom ophtal, Cromo-Ct, Cromo ratiopharm, Cromohexal sanft, Cromoglicin hysan, Cromo 1A Pharma; mit dem Wirkstoff Azelastin sind es Allergodil akut und Vividren akut Azelastin; mit dem Wirkstoff Levocabastin ist es Livocab direkt.

Tabletten, Tropfen, Sirup:

Mit dem Wirkstoff Cetirizin empfehlen sich Cetirizin ADGC, Cetirizin Fair-Med Healthcare, Cetirizin AbZ, Cetidex, Cetirizin Beta, Cetirizin Al, Cetirizin Hexal, Cetirizin Sandoz, Cetirizin ratiopharm, Cetirizin Stada, Cetirizin 1A Pharma; mit dem Wirkstoff Loratadin eignen sich Lora Basics, Lora ADGC, Loratadin 1A Pharma, Loratadin Stada, Loraderm, Loratadin Al.

Kombipackungen (Auge und Nase):

Mit dem Wirkstoff Cromoglizinsäure eignen sich Cromo ratiopharm, Cromohexal Vividren Kombipackung; mit dem Wirkstoff Azelastin gibt es Allergodil akut Duo und Vividren akut Azelastin Kombipackung; mit dem Wirkstoff Levocabastin gibt es Livocab direkt Kombi.