Revierleiter Jörg Schiebe kommt aus dem Schwarzwald, dennoch ist er durch und durch ein Fan des VfB Stuttgart. Foto: Sebastian Steegmüller

Seit Anfang August hat das Revier in der Martin-Luther-Straße einen neuen Leiter. Jörg Schiebe war zuvor sieben Jahre für den Stadtbezirk Feuerbach verantwortlich, kennt sich aber auch in Bad Cannstatt gut aus.

Bad Cannstatt - Noch sind nicht alle Umzugskartons im Büro von Jörg Schiebe ausgepackt, dennoch hat sich der neue Leiter des Polizeireviers 6 an der Martin-Luther-Straße nach rund zwei Wochen eingelebt. „Es fehlen noch ein paar Bilder an der Wand, aber das wird schon“, sagt der 53-Jährige, der zuvor knapp sieben Jahre für das Revier 8 verantwortlich war.

Feuerbach und Weilimdorf hat er nun mit Bad Cannstatt und Münster getauscht. Das zum größten und ältesten Stadtbezirk passende Mousepad liegt auf jeden Fall schon auf seinem Schreibtisch bereit. Obwohl der Polizeioberrat aus Schramberg, also aus der Nähe von Freiburg, kommt und auch im Schwarzwald aufgewachsen ist, bekennt er sich zum VfB und zur Landeshauptstadt. „Ich bin zwar kein gebürtiger Stuttgarter, fühle mich hier aber wohl.“ So wohl, dass er auch nach seiner aktiven Polizeilaufbahn nicht in die Heimat zurückkehren werde. „Ich bleibe hier.“ Allerdings wohnt er nicht in der Sauerwasserstadt, sondern im Rems-Murr-Kreis.

Regelmäßig in der Mercedes-Benz-Arena

Der gelernte Linksverteidiger – „ich habe aber nie höherklassig gespielt“ – hat zwar keine Dauerkarte mehr für die Spiele des Bundesligisten, dennoch wird er regelmäßig in der Mercedes-Benz-Arena sein. Als Revierleiter ist er schließlich auch für die Sicherheit in und rund um das Stadion mitverantwortlich. „So richtig mitfiebern kann ich jetzt eher nicht mehr, schließlich muss man das Geschäft vom Privaten trennen. Ich freue mich aber dennoch, wenn der VfB gewinnt.“

Erste Schritte in diese Richtung hat der Familienvater schon gemacht. In der vergangenen Saison hat er seinen Vorgänger Thomas Engelhardt bereits bei dem einen oder anderen Fußballspiel vertreten. „Wir kennen uns seit Jahren, haben uns regelmäßig ausgetauscht.“ Darüber hinaus war er bereits bei den Open-Air-Konzerten von Helene Fischer und den Toten Hosen im Einsatz. Für Schiebe stellen die Großveranstaltungen im Neckarpark – derzeit wird alles für das Cannstatter Volksfest vorbereitet – den größten Unterschied zu seinem Posten in Feuerbach dar. „Sie werden eben bundesweit wahrgenommen.“

Erste Erfahrungen in der Einsatzhundertschaft

Seine ersten Erfahrungen in der Landeshauptstadt sammelte er 1986 bei der Einsatzhundertschaft. Demos, Fußballspiele und Polizeikontrollen standen nach seiner Ausbildung in Lahr auf dem Programm. Es folgten unter anderem Stationen bei der Verkehrspolizei sowie die Studiengänge in den gehobenen und den höheren Dienst. Ab 2007 war er Leiter des Technikreferats und dort für die Beschaffung von Dienstausrüstung zuständig. „Wenn man will, kann man bei der Polizei ganz schön rumkommen.“

Seit 2011 war er als Revierleiter für den Stadtbezirk Feuerbach zuständig. Auch wenn er mit 60 000 Bewohnern etwas kleiner ist als Bad Cannstatt, seien die Probleme grundsätzlich ähnlich: Ruhestörungen in den Wohngebieten, Einbrüche sowie Streitereien an belebten Plätzen wie dem Bahnhof und der Marktstraße – eben überall, wo viele Menschen mit unterschiedlichen Ansichten aufeinandertreffen. „Nach 32 Jahren in Stuttgart kenne ich natürlich auch Bad Cannstatt und Münster“.

Zwischenstopp in der Neckarvorstadt

Zumal er in seinem Lebenslauf im Frühjahr 1987 auch einen Zwischenstopp in der Neckarvorstadt, im ehemaligen Polizeiposten Duisburger Straße, vorweisen kann. „Damals war das Römerkastell eine Bauruine beziehungsweise eine bessere Abstellhalle.“ Der Hallschlag habe einem Mikrokosmos geglichen. „Das war schon eine spannende Zeit. Die Problembereiche wurden aber längst entschärft.“ Wie damals auf Streife geht Schiebe als Revierleiter natürlich nicht mehr. Dennoch werde er sich die aktuellen Brenn- und Unfallschwerpunkte im Stadtbezirk persönlich anschauen und sich sowohl mit den Bürgern als auch mit der Stadtverwaltung austauschen. „Ich will sehen, wo meine Mitarbeiter unterwegs sind“, so der 53-Jährige, der offen zugibt, dass er sich noch nicht von jedem seiner 160 Angestellten – in Feuerbach waren es 90 – den Namen merken kann. „Nach so kurzer Zeit wäre das auch sportlich.“ Ein Umstand, den er jedoch umgehend ändern wird. „Ich will alle meine Mitarbeiter so schnell wie möglich kennenlernen und ihre Stärken fördern. Das ist mir enorm wichtig.“ Denn nur durch gut fortgebildetes Personal könne man die Qualität insgesamt steigern. Zugleich betont er, dass er ein „gut funktionierendes Revier übernommen hat, das schon viele Einsatzlagen bewältigt hat“.

Ein wichtiges Anliegen ist ihm auch, sich bei den Lokalpolitikern vorzustellen. „Allerdings erst, wenn ich mich ein bisschen eingelebt habe.“ Nach den Sommerferien soll die offizielle Amtseinführung folgen. Die Bezirksbeiräte will er ebenfalls im Herbst besuchen. Einen genauen Zeitplan gebe es jedoch noch nicht.