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Marco Reus hat die deutsche Nationalmannschaft nach seiner Einwechslung vor einem Fehlstart ins Länderspieljahr bewahrt. Der Dortmunder Kapitän will und muss auch im DFB-Team eine Führungsrolle übernehmen.

Wolfsburg - Sein erstes Kind kommt zwar erst in ein paar Tagen zur Welt, doch die väterliche Strenge hat Marco Reus schon drauf. Die verspielten Jungen wie Kai Havertz und Julian Brandt mahnte der 29-Jährige zu einer „besseren Körpersprache“ und mehr Siegeswillen. Reus durfte sich diese Kritik erlauben, denn all das zeigte er selbst bei seinem beeindruckenden 45-Minuten-Auftritt. Er war auf und neben dem Platz der neue Chef. „Das war zu wenig, wir sind immer noch Deutschland!“, schimpfte Reus nach dem 1:1 (0:1)-Stotterstart der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ins neue Länderspieljahr in Wolfsburg gegen Serbien. Beim Auftakt in der EM-Qualifikation am Sonntag (20.45 Uhr/RTL) in Amsterdam gegen den Erzrivalen Niederlande müsse man „einen Zahn zulegen, ein anderes Gesicht zeigen“, forderte der Offensivspieler. Nicht nur der Inhalt dieser Sätze, auch die Bestimmtheit, mit der er sie vortrug, zeigt die Wandlung des einst so introvertierten Spielers.

Reus sei „gereift“

Nach seinem Aufstieg zum Kapitän von Borussia Dortmund sei Reus „gereift“, stellte nicht nur Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff fest. Auch Bundestrainer Joachim Löw schwärmte von seinem neuen Anführer: „Er ist die Triebfeder im Dortmunder Spiel, kann mittlerweile auch mit Druck umgehen und eine Führungsposition einnehmen.“ Das Wichtigste aber ist: Reus’ Körper spielt zurzeit mit. „Ich bin gut im Saft“, sagte er selbst. Aufgrund seines großen Verletzungspechs spielte Reus in der DFB-Auswahl nie die Rolle, die für ihn aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten reserviert war. Doch jetzt scheint es, als fänden Reus und die Nationalmannschaft doch noch zueinander. Gegen Serbien war Reus nach seiner Einwechslung sofort der entscheidende Mann. Der Dortmunder war immer anspielbar, er verteilte hinter den Spitzen geschickt die Bälle und glänzte als Vorbereiter für Torschütze Leon Goretzka (69.). „Für unsere Offensive ist er ein außergewöhnlicher Spieler, der besondere Fähigkeiten mitbringt“, schwärmte Goretzka.

Führungsrolle beflügelt Reus

Löws neuer Spielstil komme Reus entgegen, ergänzte der Bayern-Profi: „Marco ist jemand, der sich zwischen den Verteidigungslinien extrem wohl fühlt.“ Auch die Führungsrolle beflügelt Reus. Nach dem plötzlichen DFB-Aus der Rio-Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng - alle mehr oder weniger sein Jahrgang - muss er als ältester Feldspieler im Kader vorangehen. „Ich will immer Verantwortung übernehmen. Das passiert zwangsläufig, weil ich in Dortmund Kapitän bin“, sagte er: „Natürlich bin ich bereit, die vielen jungen Spieler zu führen.“ Deshalb gab ihm Löw für das wichtige Qualifikationsspiel in den Niederlanden eine Startelfgarantie. Verhindern könnte dies lediglich eine erneute Verletzung - oder ein dringender Anruf seiner Freundin Scarlett Gartmann. Der errechnete Geburtstermin des gemeinsamen Kindes ist laut Bild in eineinhalb Wochen.