Die Rauchwolke des brennenden Kleinbusses war weithin zu sehen. Während der Vollsperrung drehte sich in Fahrtrichtung Ludwigsburg kein Rad mehr. Foto: Feuerwehr Ditzingen

Eine Baustelle wird den Helfern zum Verhängnis: Im Stau kommen sie nicht zu einem brennenden Kleinbus auf der Autobahn 81 durch. Die Einsatzleitung wünscht sich lieber weniger, aber breitere Spuren.

Ditzingen - Wenigstens war es kein Unfall mit Schwerverletzten, auch ein Rettungswagen wäre da nicht mehr durchgekommen.“ Der Abteilungskommandant der Ditzinger Feuerwehr, Andreas Häcker, ist auch am Tag nach einem Einsatz auf der Autobahn 81 noch erleichtert. Ein von ihm geführter Löschzug war am Donnerstag gegen 14.30 Uhr im Baustellenbereich der A 81 in Richtung Ludwigsburg, rund zwei Kilometer vor der Abfahrt Stuttgart-Zuffenhausen, steckengeblieben: Die Feuerwehrautos kamen auf den schmalen Fahrbahnen nicht durch, Autofahrer konnten nicht mehr ausweichen. In der Abfahrt brannte derweil ein Kleinbus voll aus – die schwarze Rauchwolke war weithin zu sehen. Häcker alarmierte weitere Feuerwehren, die aus Korntal-Münchingen über Feldwege anrollten.

Das Thema Rettungsgasse wird seit Monaten thematisiert. Autofahrer werden immer wieder darauf hingewiesen, was sie tun sollen, wenn der Verkehr stockt: Frühzeitig Platz machen, damit Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr durchkommen können. Dies hat am Donnerstag auf der A 81 im Baustellenbereich zwischen Stuttgart-Feuerbach und -Zuffenhausen nicht funktioniert – zumindest nicht mehr die zwei Kilometer vor der Brandstelle.

Es konnte kein Platz geschaffen werden, denn die Polizei hatte kurz entschlossen beide Fahrtrichtungen der Autobahn in weitem Abstand zu dem brennenden Kleinbus gesperrt. Der Streifenwagen befand sich zufällig genau hinter dem Kleinbus, als dieser zu qualmen begann.

Bei Weiterfahrt wären Autofahrer in Gefahr gewesen

Die Polizeibeamten hätten absolut richtig gehandelt, sagt Häcker. Hätte man Autofahrer weiterfahren lassen, wären diese in Gefahr geraten: „Es gab dichten Rauch und extreme Hitze, und man wusste nicht, ob eine Gasflasche im brennenden Fahrzeug war.“ Denn dieses sei als Baustellenfahrzeug erkennbar gewesen – und Gasflaschen in solchen Autos keine Seltenheit. Zudem könnten bei Fahrzeugbränden auch Reifen explodieren – mit schlimmen Folgen für Menschen in unmittelbarer Nähe.

Das Problem für seine Löschtruppe seien zum einen die schmalen Fahrspuren im Baustellenbereich gewesen, kombiniert mit dem dichten Auffahren mancher Autofahrer. „Auf drei Spuren standen die Fahrzeuge maximal verdichtet, da ging nichts mehr vorwärts.“ Manche Autofahrer hätten auch überhaupt nicht reagiert.

Die Anfahrt über die Autobahn sei immer der erste Weg. „Feldwege oder Wiesen sind die schlechtere Variante. Das ist weiter und viel unsicherer.“ Zudem könne ein Traktor oder Mähdrescher entgegenkommen. Die Kollegen aus Korntal-Münchingen, die später alarmiert wurden, seien so zur Brandstelle gelangt. Schließlich habe die Kapazität gereicht, um den Kleinbus und etwa 600 Quadratmeter brennendes Feld zu löschen. Häcker appelliert dringend an die Verantwortlichen für Autobahnbaustellen: „Die Fahrbahnbreite muss überdacht werden.“ Sicherheit sei wichtiger als ein vermiedener Stau. Daran müsse dringend gedacht werden auch bei der Planung der Baustelle im Engelbergtunnel, denn „dorthin können wir nicht über Feldwege kommen“. Zudem wüssten die meisten Fahrer von SUV’s nicht, dass sie mit ihren breiten Wagen in Baustellenbereichen auf der etwas breiteren rechten Spur bleiben müssten. Und das versetzte Fahren in der Kolonne mit Lücke auch zum seitlichen Nachbarn sei ebenso wichtig wie die Rettungsgasse, erklärt der Sprecher des Ludwigsburger Polizeipräsidiums, Peter Widenhorn: „Das versetzte Fahren ist in schmalen Baustellenbereich sehr wichtig. Das muss in die Köpfe der Autofahrer ebenso rein wie die Rettungsgasse.“ Nur wenn genügend Platz zur Parallelfahrspur und nach vorne sei, könnten Einsatzfahrzeuge im Notfall in Schlangenlinien vorwärts kommen. In den vergangenen drei Wochen hätten sich im Baustellenbereich der A 81 zwischen Zuffenhausen und Feuerbach aber keine gravierenden Unfälle ereignet.

„Fahrbahnbreite muss überdacht werden“

Das Regierungspräsidium Stuttgart zur Kritik der Ditzinger Feuerwehr: „Dem Baureferat sind konkrete Vorwürfe von Seiten der Feuerwehr bisher nicht bekannt. Die Umsetzung der Baustelle ist ordnungsgemäß gemäß der verkehrsrechtlichen Anordnung erfolgt.“ Mit den anliegenden Kommunen und den Feuerwehren sei abgestimmt gewesen, die Baustelle in zwei Abschnitten abzuwickeln, um deren Länge zu halbieren. In Informationen zur Baustelle wurde betont, man wolle drei Spuren pro Richtung mit Tempolimit einrichten und die Beeinträchtigungen gering halten.