Während noch diskutiert wird, ob in Pattonville der Rettungshelikopter nachts fliegen darf, landen Hubschrauber schon regelmäßig in der Nacht in Ludwigsburg am Klinikum. Wie das zusammenhängt und warum die finanzielle Frage wohl keine Rolle spielt.
Soll am Standort Pattonville der Betrieb des Rettungshubschraubers Christoph 51 auf die Nacht ausgeweitet werden? Diese Frage treibt derzeit viele Bürger in Kornwestheim und Remseck um. Anwohner befürchten gesundheitliche Schäden durch den Fluglärm in der Nacht. Das für die Genehmigung zuständige Regierungspräsidium (RP) Stuttgart sichtet gerade die Einwendungen und die dürften deutlich im dreistelligen Bereich liegen, weil allein in Pattonville so viele Bürger etwas gegen die Nachtflüge haben. Das Regierungspräsidium selbst will erst Anfang August Auskunft über die Einwendungen geben.
Die Gemeinderäte in Kornwestheim und Remseck suchen mit ihren Stellungnahmen einen Mittelweg. Der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier hat sich für die Nachtflüge ausgesprochen. Er befürchtet eine Verschlechterung der Notfallversorgung. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Kliniken hat er diese im Blick. Das wirft Fragen auf.
Wie ist das Klinikum Ludwigsburg mit dem Rettungshubschrauber verbunden?
Das Klinikum ist als Krankenhaus der Maximalversorgung an 365 Tagen und rund um die Uhr für die Luftrettung als Zielklinik anfliegbar, teilt das Innenministerium Baden-Württemberg mit. Der Rettungshubschrauber am Standort Pattonville wird aber nicht vom Klinikum betrieben, sondern von der DRF Luftrettung. Die Klinik liefert Notärzte für den Rettungshubschrauber „Christoph 51“ der DRF Luftrettung im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung. „Solch eine Expertise und den Rettungshubschrauber vor Ort zu haben, ist ein klarer Vorteil für alle Bürgerinnen und Bürger“, heißt es dazu vom Landratsamt Ludwigsburg.
Profitiert das Klinikum Ludwigsburg finanziell von den Einsätzen des Rettungshubschraubers?
„Finanzielle Vorteile entstehen nicht, die Personalvergütung erfolgt nach den üblichen Regeln der Arbeitnehmerüberlassung auf tariflicher Grundlage“, sagt RKH-Sprecher Alexander Tsongas. Viel Profit bringen solche Einsätze der RKH, zu der das Klinikum gehört, also nicht. Durch die notärztliche Tätigkeit von Ärzten des Klinikums am Rettungshubschrauber werde jedoch eine hohe medizinische Versorgungsqualität gewährleistet. Die Abrechnung der Einsätze erfolge im Rettungsdienst immer zwischen dem Leistungserbringer und den Kostenträgern. Das bedeute, dass im Falle des „Christoph 51“ eine Abrechnung der einzelnen Einsätze zwischen der DRF Luftrettung und der Krankenkasse des jeweiligen Patienten erfolge.
Werden nur Patienten aus dem Landkreis Ludwigsburg ans Klinikum Ludwigsburg geflogen?
Am Hubschrauberlandeplatz beim Klinikum landen laut Innenministerium hauptsächlich Fälle aus den Landkreisen Ludwigsburg, Heilbronn, Rems-Murr, Böblingen und dem Enzkreis. Als Krankenhaus der Maximalversorgung und überregionales Traumazentrum könnten darüber hinaus auch Patientinnen und Patienten aus weiter entfernten Gebieten ins Klinikum Ludwigsburg transportiert werden.
Wie häufig wird das Ludwigsburger Klinikum von Hubschraubern angeflogen?
2023 wurde das Klinikum Ludwigsburg insgesamt 295 mal von der ADAC Luftrettung und der DRF Stiftung Luftrettung angeflogen – größtenteils von „Christoph 51“. 224 mal im Rahmen von Primäreinsätzen (Rettungseinsätzen) und 71 mal im Rahmen von Sekundäreinsätzen (Transporte und Verlegungen). Davon war Ludwigsburg bei 46 Flügen Zielklinik und 25 mal Quellklinik. Auch der derzeit noch in Leonberg stationierte Rettungshubschrauber Christoph 41 flog das Klinikum Ludwigsburg im vergangenen Jahr 43 Mal mit Patienten aus Primäreinsätzen und elf Mal mit Patienten aus Sekundäreinsätzen an.