Am Leonberger Krankenhaus steht ein voll ausgerüsteter Hangar mit einem Hubschrauberlandeplatz. Foto: DRF Luftrettung/Jan Ohmen

Die Zahl der Rettungsflüge des in Leonberg stationierten Helikopters steigt. Doch der Abzug in Richtung Tübingen ist beschlossene Sache.

Noch hebt Christoph 41 mehrmals am Tag von seinem Hangar am Klinikum in Leonberg ab. Und das mit steigender Tendenz: 1122 Einsätze verzeichnete das gemeinnützige Betreiberunternehmen DRF Luftrettung im vergangenen Jahr. 2021 waren es lediglich 1013 gewesen.

Die Notfalleinsätze, also beispielsweise bei Herzinfarkten, Schlaganfällen oder bei schweren Verkehrsunfällen, stehen absolut im Vordergrund. 1006 mal war Christoph 41 im vergangenen Jahr bei der unmittelbaren Lebensrettung unterwegs. In 116 Fällen wurden mit dem Rettungshubschrauber Patienten in einem kritischen Zustand von einem Krankenhaus zum anderen geflogen.

60 Kilometer in einer Viertelstunde

Viele Menschen glauben, dass Christoph 41 verletzte oder akut kranke Menschen vor allem ins Krankenhaus in Leonberg bringt. Doch das Anflugspektrum des Hubschraubers ist wesentlich größer.

Der Radius ist insgesamt 60 Kilometer groß und schließt Bereiche wie das Rheintal mit Karlsruhe und Rastatt oder in Richtung Osten mit Schwäbisch Gmünd oder Göppingen mit ein. Diese weiteste Distanz schafft Christoph 41 in 15 Minuten. Eine Entfernung von 20 Kilometern absolviert der Hubschrauber in fünf Minuten. Das ist gerade mit Blick auf eine schnelle Erreichbarkeit der Kliniken in Stuttgart sehr wichtig.

Der Leonberger Rettungshubschrauber deckt das gesamte Spektrum der Notfallmedizin ab. Die Schwerpunktkliniken sind die Universitätsklinik und die Berufsgenossenschaftliche Klinik in Tübingen, das Katharinenhospital in Stuttgart, die Kliniken in Ludwigsburg und Heilbronn sowie in Böblingen und Sindelfingen.

Trotzdem ist Christoph 41 für das Leonberger Klinikum von großer Bedeutung. Denn die meisten Notärzte, die mit dem Helikopter in die Luft gehen, arbeiten im hiesigen Krankenhaus. Verstärkt werden sie von Kolleginnen und Kollegen des Stuttgarter Katharinenhospitals.

Hubschrauberstandort ist für junge Ärzte attraktiv

Deshalb ist der Hubschrauberstandort nicht nur wegen seiner zentralen Lage sehr wichtig. Auch das Krankenhaus selbst profitiert von der direkten Nachbarschaft des Hangars. Für viele junge Mediziner ist die Perspektive, in einer Klinik zu arbeiten, in der auch Notfalleinsätze in der Luft möglich sind, ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des Arbeitsplatzes.

All diese Kriterien sind hinlänglich bekannt. Trotzdem soll Christoph 41 in etwa fünf Jahren nach Tübingen verlegt werden. Erst dieser Tage hatte der für die Luftrettung im Land zuständige Staatssekretär Wilfried Klenk (CDU) bei einer Diskussion der Leonberger CDU den Abzug des Hubschraubers in Richtung Alb bekräftigt: Auch ländliche Gebiete müssten gut versorgt werden.

Auf die Kritik von Flugexperten, wegen des Wetters könne das Gebiet am Rand der Alb oft nicht überflogen werden, war Klenk bei der CDU-Diskussion nicht eingegangen .