Taucher suchen die Vermisste im Badesee – freilich vergebens Foto: 7aktuell.de/Adomat

Die Hitze treibt viele zur Abkühlung in die Flüsse und Badeseen – was bisweilen äußerst gefährlich ist. Das zeigt eine dramatische Rettungsaktion, die wie durch Zauberei glücklich endete.

Plüderhausen/Stuttgart - Für die Besatzung eines Stuttgarter Polizeihubschraubers, für die Schorndorfer Polizei, für die Feuerwehr Plüderhausen, für die Helfer von DLRG und Rotem Kreuz – für sie alle ist die Rettung einer Frau in einem Baggersee ein Rätsel. Die Dame, die am Mittwoch kurz nach Mitternacht in einem See in Plüderhausen (Rems-Murr-Kreis) zu ertrinken drohte, tauchte – vorbei an allen Rettungskräften – sieben Kilometer entfernt in ihrer Wohnung in Schorndorf wieder auf. Ein Rätsel, das auch am Mittwochnachmittag ungelöst blieb: „Wie die Frau nach Hause kam, ist noch völlig unklar“, sagt Polizeisprecher Klaus Hinderer.

Mit Kleidung ins Wasser

Offenbar spielte reichlich Alkohol eine Rolle, als sich die 37-Jährige nach Mitternacht mit einem Bekannten zu Fuß von einer Gaststätte in Lorch-Waldhausen aufmachte. Unterwegs kam sie auf die Idee, um den Badesee herumzugehen – und sprang plötzlich ins Wasser. Mit kompletter Kleidung. An den benachbarten Anglerseen wurden Zeugen auf das nächtliche Bad aufmerksam. „Zu dieser Zeit noch anwesende Angler forderten die Frau auf, wieder zurück zu schwimmen“, so Polizeisprecher Hinderer. Doch dann sei sie in der Mitte des Sees untergegangen.

Ein Großaufgebot an Polizei und Rettungskräften machte sich auf die Suche – dabei wurde das Schlimmste befürchtet. Taucher konnten nichts finden. Die Einsatzkräfte orderten einen Polizeihubschrauber, der die Fahndung unterstützen sollte. Doch von der Frau fehlte jede Spur. Einzig ihre Handtasche blieb am Ufer zurück.

Immerhin befanden sich persönliche Dokumente in der Tasche – weshalb die Identität der Frau bekannt war. Gegen 3 Uhr kam dann die Entwarnung: Polizeibeamte hatten die Wohnung der 37-Jährigen aufgesucht – und dort fanden sich nasse Kleider. Die Frau selbst blieb aber verschwunden. Gegen 4 Uhr teilte ein Zeuge mit, dass die Frau wieder daheim sei. Wegen ihrer Alkoholisierung war sie aber nicht ansprechbar. Wie aber kam sie an den Zeugen und Rettern vorbei nach Hause? „Das dürfte wohl der Dunkelheit geschuldet sein“, glaubt Polizeisprecher Hinderer.

Für den siebeneinhalb Kilometer langen Fußweg dürfte sie mindestens anderthalb Stunden gebraucht haben. Immerhin hatte sie nicht das gleiche Schicksal erlitten wie ein 46-Jähriger am Montagnachmittag. Im benachbarten Lorch-Waldhausen hatte er sich auf der Flucht vor der Polizei in den dortigen Badesee gestürzt. Er ertrank vor den Augen der Beamten, die ihn noch vergebens zu retten versuchten. Es wird vermutet, dass der Saisonarbeiter aus Polen erheblich alkoholisiert war und deshalb bei der Kontrolle um seinen Führerschein fürchtete.

Warnung vor Badeunfällen

Derweil wird die Warnung vor Tücken in Badeseen immer lauter. Im Bodensee hat es in diesem Jahr bereits 14 tödliche Badeunfälle gegeben. Laut DLRG seien Herz-Kreislauf-Probleme bei extremer Witterung die häufigste Ursache – und besonders Senioren über 70 seien da gefährdet. Ähnliches gilt an Flussufern: In Nürtingen warnt die Stadtverwaltung die Badegäste am Neckarstrand und an der Steinachmündung vor starken und gefährlichen Strömungen. Unterspülte Sandbänke hätten in der Vergangenheit tödliche Folgen gehabt, heißt es.

Auf die 37-jährige Schorndorferin, die sich auf so wundersame Weise selbst gerettet hat, könnte möglicherweise ein saftiger Kostenbescheid zukommen. Bei der Polizei aufgetaucht war sie auch am Mittwochnachmittag noch nicht. Dabei haben die Beamten dort etwas aufbewahrt, was sie sicher zurückhaben möchte: Ihre Handtasche, die am Plüderhäuser See sichergestellt wurde.