Zypern bekommt seine Hilfsmilliarden. Doch ein Unsicherheitsfaktor bleibt: Stürmen die frustrierten Zyprer jetzt die Geldhäuser? Foto: dpa

Zypern bekommt seine Hilfsmilliarden. Doch ein Unsicherheitsfaktor bleibt: Stürmen die frustrierten Zyprer jetzt die Geldhäuser? Die zyprische Regierung will Höchstbeträge einführen, um eine Kapitalflucht zu verhindern.

Nikosia/Brüssel/Berlin - Nach der dramatischen Rettung Zyperns vor dem Staatsbankrott will Europa einen Ansturm auf die Banken verhindern. Die zyprische Regierung wollte Höchstbeträge einführen, um eine Kapitalflucht zu verhindern. Am Dienstag sollen nach zehn Tagen die Schalter wieder öffnen. Die EU kündigte nach der Einigung mit Nikosia an, die sozialen Folgen der Krise auf der geteilten Mittelmeer-Insel abzufedern. Zypern droht mit der erzwungenen Banken-Schrumpfung ein langer Wirtschaftseinbruch. Die Märkte atmeten auf, der deutsche Aktienindex Dax legte zu.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hob die Beteiligung von Großanlegern und Bank-Eigentümern am Rettungspaket als gerechte Lastenverteilung hervor. „Das gefundene Ergebnis ist richtig, und es nimmt auch die in die Verantwortung, die die Probleme mit verursacht haben.“ Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sprach von einer fairen Lösung: „Es bleibt ein schmerzlicher Weg für Zypern.“

Schäuble: Banken mit Umsicht öffnen

Die maroden Banken sind seit eineinhalb Wochen geschlossen. Kunden bekommen nur am Automaten Geld. Die Wiedereröffnung der Institute müsse nun mit Umsicht geschehen, sagte Schäuble. Erwartet wird, dass Kunden nur Höchstbeträge pro Tag und Monat abheben dürfen. Mit den Einschränkungen soll verhindert werden, dass alle Sparer ihr ganzes Geld abziehen.

Beträge bis 100.000 Euro werden verschont. Damit revidierten die Euro-Finanzminister jetzt ihre umstrittene Entscheidung von Mitte März für eine generelle Zwangsabgabe für Bankguthaben. Das hatte Sparer in ganz Europa verunsichert. „Konten unter 100 000 Euro sind geschützt, da gibt es keinen Zweifel dran“, sagte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem.

Laiki-Bank soll aufgespalten werden

Nun werden Großanleger, Eigentümer und Gläubiger der beiden größten Banken der Insel herangezogen. Die zweitgrößte Bank, Laiki, soll aufgespalten werden und am Ende de facto verschwinden. Der Branchenprimus, die Bank of Cyprus, wird saniert und übernimmt den lebensfähigen Teil von Laiki. Kunden beider Banken mit mehr als 100.000 Euro werden schmerzhafte Einschnitte verkraften müssen.

Euro-Länder und Internationaler Währungsfonds (IWF) hatten Zypern in der Nacht zu Montag vor dem Staatsbankrott bewahrt. Sie einigten sich mit der zyprischen Regierung nach einem über zwölfstündigen Verhandlungsmarathon auf ein Hilfsprogramm von 10 Milliarden Euro. Gemessen an der Wirtschaftskraft des Landes ist es das bisher umfangreichste in der europäischen Schuldenkrise.

Details bis Mitte April

Ohne Einigung hätte die Europäische Zentralbank (EZB) den zyprischen Banken am Dienstag den Geldhahn abgedreht. Die Details des Hilfsprogramms sollen nun bis Mitte April ausgehandelt sein. Dann wird auch der Bundestag entscheiden. Eine Mehrheit gilt als sicher, da neben der schwarz-gelben Regierungskoalition auch SPD und Grüne Zustimmung signalisierten.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück kritisierte, die verzögerte Lösung habe Vertrauen zerstört. „Die Bundeskanzlerin und der Finanzminister sind mit verantwortlich dafür zu machen, dass es nun tiefgreifende Zweifel am europäischen Krisenmanagement gibt.“ Nach Angaben von Schäuble muss das Parlament in Nikosia dem Kompromiss nicht erneut zustimmen.

Russland will Zypern helfen und Bedingungen für einen 2011 ausgezahlten Kredit von 2,5 Milliarden Euro möglicherweise lockern. Kremlchef Wladimir Putin wies die Regierung in Moskau an, die Bemühungen der Eurogruppe zu unterstützen.

Viele der 860.000 Zyprer fürchten nun Massenarbeitslosigkeit wie in anderen Euro-Krisenstaaten. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy sagte rasche Hilfe zu. „Wir müssen jetzt alle hart arbeiten, um die sozialen Auswirkungen der Krise in Zypern abzumildern.“ So könnte Geld aus EU-Töpfen etwa im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit mobilisiert werden.