Uli Egetemeir zeigt restaurierte Motoren wie diesen, der 50 Jahre alt ist. Foto: Gottfried Stoppel

Auf der Oldtimer-Messe Retro Classics sind am Wochenende einige Aussteller aus dem Rems-Murr-Kreis zu finden. Neben Fahrzeugen und Technik kommt auch ein sehr bequemes Ausstellungsstück zum Einsatz.

Waiblingen - Der Rems-Murr-Kreis und die Oldtimermesse Retro Classics in Stuttgart gehören für hiesige Fans alter Autos zusammen wie Linsen und Spätzle. Schließlich ist der Autopionier schlechthin, Gottlieb Daimler, in Schorndorf geboren und aufgewachsen. Für manchen schwäbischen Autonarren gilt deshalb das Remstal als „Wiege des Automobils“ – auch wenn Daimler seinen ersten „Motorwagen“ in Bad Cannstatt gebaut und getestet hat. Egal, es klingt auf jeden Fall wie ein triftiger Grund, zwischen Donnerstag und Sonntag auf die Filder zu reisen und sich Raritäten aus aller Welt anzuschauen.

Die Beschaffung von Ersatzteilen ist ein richtiger Markt geworden

Von Rems und Murr fahren jedoch nicht nur Besucher, sondern auch Aussteller auf die Messe. So zeigt der Winnender Verein Classic-Freunde wieder etliche seiner restaurierten Oldtimer auf der Messe. Aus Fellbach ist natürlich das Mercedes Benz Classic Center dabei, eines der größten Unternehmen im weiterhin boomenden Oldtimermarkt. Seit 1993 kann man an der Stuttgarter Straße Klassiker der Marke mit dem Stern bewundern, Ersatzteile kaufen oder seinen eigenen Oldtimer warten oder restaurieren lassen – vorausgesetzt, das Modell wird seit mindestens 15 Jahren nicht mehr produziert.

„Ersatzteile anzubieten ist inzwischen ein richtiger Markt geworden“, sagt Uli Egetemeir aus Waiblingen. Der Motorenspezialist kann dank einer Reihe von Werkzeugmaschinen selbst Teile wie Kolben anfertigen, die er für Restaurationen braucht. Im ersten Stock seiner Firma stehen Regale voller Motorblöcke, die auf ihre Wiederauferstehung warten. Eben fertig geworden ist ein BMW-Motor Baujahr 1955. „Der gehört in einen Barock-Engel. Die Autos nannte man so wegen der geschwungenen Linienführung. Das ist ein ganz seltenes Exemplar, für einen Sechszylindermotor wirkt der richtig zierlich“, sagt Egetemeir.

„Wir zeigen neben einem Motorblock aus einem Adenauer-Mercedes einen Pagode-Motor, der in den 80er-Jahren auf der Alb in einem extrem kalten Winter einen Sprung bekommen hat.“ Ohne Frostschutzmittel hatte der Metallguss des Mercedes bei mehr als 20 Grad unter Null den Geist aufgegeben. „Wenn er fertig ist, kostet der Motor um die 20 000 Euro. Das Pagode-Modell ist zurzeit so gefragt, dass die Preise für die Autos schier in den Himmel geschossen sind“, sagt Egetemeir.

Zwei Restauratoren haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht

Die Restauratoren Marc Bläse und Rouven Eidelloth betreiben in Waiblingen-Neustadt ihre „Mythosschmiede“. Sie sind mit zwei Kundenfahrzeugen auf der Messe, um sie zu verkaufen. Beide haben ihr Handwerk bei Kienle Automobiltechnik in Ditzingen und Alte Sterne in Stuttgart gelernt. Seit fünf Jahren restaurieren die enthusiastischen Perfektionisten Mercedes-Oldtimer in der eigenen Werkstatt.

Fritz Schweier, der in Fellbach-Schmiden neben seinem Autohaus ein Renault-Museum betreibt, ist jedes Jahr auf der Retro Classics vertreten. „Dieses Jahr haben wir einen R 4 CV Baujahr 1960 dabei, einen Dauphine Baujahr 1958 und eine Caravelle aus dem Jahr 1968.“ Eine Rarität stellt ein Velosolex Superlux dar. Das Fahrrad mit Hilfsmotor ist schneeweiß, statt des üblichen schwarzen Lacks. „Die sind sehr selten“, sagt Schweier, der wieder ein altes, handgefertigtes Sofa als Dekoration am Stand hat. Dieses sei vor allem bei Besucherinnen beliebt. „Die ruhen sich gern darauf aus“, sagt der Firmenchef vergnügt.