Die an der Restaurierung des Stuttgarter Marktbrunnens beteiligten Mönsheimer Eberhard Frohnmayer (li.) und Peter Klink. Foto: Lichtgut/J. Rettig

Der historische Wasserspender auf dem Stuttgarter Marktplatz sprudelt nach mehrjährigen Restaurierungsarbeiten wieder.

„Das ist kein Trinkbrunnen, sondern der ist eher etwas fürs Auge“, sagt der Leiter des Stuttgarter Tiefbauamtes Jürgen Mutz bei der Inbetriebnahme des historischen Brunnens auf dem Marktplatz neben dem Stuttgarter Rathaus. Und dafür, dass der Wasserspender, aus dem allerdings kein Trinkwasser kommt, nach seiner aufwendigen 1,2 Millionen teuren Restaurierung wieder eine Augenweide ist, sorgten auch zwei Fachleute aus Mönsheim.

 

„Das ist ein guter Tag heute“, antwortet der Kunstschmied Peter Klink auf die Frage, wie er sich fühlt, nachdem nun nach mehrjähriger Arbeit eines der großen Kulturdenkmale mitten im Herzen der Landeshauptstadt wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Der 62-Jährige, der in Mönsheim aufgewachsen ist, seine Kunstschmiede-Werkstatt aber schon lange in Pfullendorf hat, ist mit vielen denkmalgeschützten Projekten beschäftigt. „An Aufträgen herrscht kein Mangel“, sagt er schmunzelnd. Erst vor zwei Jahren hat er für seine Heimatgemeinde Mönsheim das „Buchelesweible“ geschaffen, eine Metallskulptur, die eine Frau darstellt, die in dem von Buchen umgebenen Ort Bucheckern sammelt. Aber dieses Brunnenprojekt sei schon etwas ganz Besonders, meint Klink.

Ein ganz besonderes Brunnenprojekt

Das sieht auch sein Mitstreiter Eberhard Frohnmayer so. Der Malermeister betreibt in Mönsheim in zweiter Generation einen Handwerksbetrieb mit angeschlossenem Geschäft. Über den Kontakt zu Peter Klink kam auch der 66-Jährige dazu, am Stuttgarter Marktplatzbrunnen mit seinen Fachkenntnissen Hand anzulegen. Bearbeitete Peter Klink die 16 angerosteten gusseisernen Metallplatten, die 1714 in den Schwäbischen Hüttenwerken in Königsbronn im Kreis Heidenheim angefertigt wurden, sorgte Eberhard Frohnmayer später mit einem Anstrich dafür, dass der Brunnen nicht nur tipptopp aussieht, sondern das auch bleibt. „Wir haben eine anthrazitfarbene Eisenglimmer-Beschichtung gewählt, sehr witterungsbeständig“, erzählt er. Am Schluss sei dann alles mit einem Anti-Graffiti-Lack bestrichen worden, von dem unerwünschte Malereien leicht entfernt werden könnten.

Auch der Brunnentrog musste innen – ebenfalls nach gründlicher Reinigung – neu beschichtet werden. Wenn das Sonnenlicht auf das Wasser fällt, leuchtet es grünlich, „doch tatsächlich haben wir eine hellgraue wasserdichte Zwei-Komponenten-Schicht aufgetragen“, so der Malermeister. Die Arbeiten an dem Marktplatzbrunnen, der in seiner mehr als 300-jährigen wechselvollen Geschichte schon verschiedene Standorte hatte und auch den Besitzer wechselte – Herzog Karl Eugen schenkte ihn 1761 der Stadt Stuttgart – zogen sich über mehrere Jahre hinweg. Mit ein Grund dafür war die aufwendige Anhebung des schmiedeeisernen Kunstwerks, das einen Durchmesser von acht Metern hat, auf das Niveau des jetzigen Marktplatzes. „Wir mussten immer wieder auf die anderen Gewerke warten, bis wir weitermachen konnten“, erklärt der Kunstschmied.

Und weil es von Pfullendorf deutlich weiter nach Stuttgart ist als von Mönsheim, war Eberhard Frohnmayer öfter an der Baustelle, um nach dem Stand der Dinge zu schauen. Unterstützt hat ihn dabei der Mönsheimer Bau- und Kunstschlosser Hermann Wenning. Der 85-Jährige, der auch das Mönsheimer Buchelesweible initiiert hatte, spielte zwar keine aktive Rolle, beobachtete aber den Fortschritt der Arbeiten, wie er bei der Eröffnungsfeier erzählt.

Der Brunnen ist jetzt wieder ein Hingucker

Nicht beobachten konnte er allerdings die Instandsetzung der etwa neun Meter hohen Brunnensäule, weil diese nach ihrer Zerlegung in die Pfullendorfer Werkstatt gebracht wurde. Dazu gehörten auch die gusseiserne Vase mit den Dionysos-Köpfen, die die Säule krönt, sowie viele Einzelteile, die gereinigt oder restauriert werden mussten. Die alten Kränze, die die Säulenform zusammenhielten, hat Klink durch eine neue Stahlkonstruktion ersetzt. Und schließlich gab es noch eine besondere Arbeit zu erledigen: Die ursprünglich schon mit glänzendem Blattgold ausgestatteten Schmuckstellen erhielten eine neue Schicht des wertvollen Materials und glänzen nun im Sonnenlicht. Auch dies macht den Marktplatzbrunnen heute wieder zu einem Hingucker.

Eberhard Frohnmayer schaut bei der Eröffnung etwas aufgeregt, aber auch zufrieden auf den inzwischen vertraut gewordenen Brunnen, auf dem das ebenfalls erneuerte württembergisch-herzogliche Wappen und die Initialen des Stifters Herzog Eberhard Ludwigs prangen. „Es ist schon ein gutes Gefühl, so etwas macht man nicht jeden Tag – und dann an einem so altehrwürdigen Brunnen, der schon 300 Jahre alt ist.“