Ein Baugerüst umgibt die Hemminger Laurentiuskirche. Restauratoren müssen die Fassade ebenso herrichten wie zum Beispiel drinnen die Fresken an der Decke. Foto: factum/Granville

An der Hemminger Laurentiuskirche nagt der Zahn der Zeit. Fresken und Figuren müssen dringend saniert werden. Für die Kirchgänger hat das von Sonntag an Folgen.

Hemmingen - Petrus und Paulus haben Moos und Flechten angesetzt. Die Apostel beginnen zudem zu bröckeln. Zum Beispiel löst sich Paulus’ Schwert auf. Die zwei Figuren – Abgüsse, deren Originale im Stuttgarter Landesmuseum sind – zieren das um 1600 angebaute Renaissance-Portal der Hemminger Laurentiuskirche – und müssen dringend gereinigt und restauriert werden, ebenso muss die Portalkuppel gereinigt werden. Neue Außentüren braucht die Kirche auch. Die jetzigen Türen sind aus den 1960-er Jahren. „Sie sind verzogen, im Winter zieht es in die Kirche rein“, sagt die Pfarrerin Silke Heckmann.

In den nächsten Monaten wird das Gotteshaus umfassend erneuert. Die Arbeiten beginnen voraussichtlich im August, die Gerüste stehen bereits. Auch der Bereich rund um den Altar gleicht einer Baustelle. Die Mängel im Inneren des Gotteshauses sind weitaus gravierender und waren der Auslöser für die Sanierung. Denn die Wand- und Deckenfresken im hochgotischen Chor verblassen. Die Malerei droht abzublättern, da sich zwischen Gips und Mauerwerk Blasen gebildet haben. Die Pfarrerin beschreibt die Reinigung und Konservierung der Kunstwerke als eine anspruchsvolle Arbeit. „Man muss dabei sehr behutsam vorgehen“, sagt Silke Heckmann. Danach aber würden die Farben etwas kräftiger leuchten, sowohl die der 1960 freigelegten Motive an den Wänden, als auch die der floralen Muster am Deckengewölbe.

Vor 14 Jahren war zu wenig Geld da

1960 ist das Jahr gewesen, in dem die Laurentiuskirche zuletzt in großem Stil innen restauriert worden ist. 2004 rückten erneut die Restauratoren an, doch mangels Geld sei damals der Chor nicht restauriert worden, sagt Silke Heckmann. Und noch mehr wird jetzt nachgeholt: Die Sitzbänke im Kirchenschiff sind vor 14 Jahren in den Farben des graugrünen Kirchengesteins gestaltet worden, die Sitze auf der Empore aber wurden ebenfalls zurückgestellt. Nun sollen sie farblich angepasst werden.

Bei dieser Restaurierung hat die Kirchengemeinde kaum finanzielle Probleme. Alle Arbeiten zusammen kosten rund 650 000 Euro. Zwei Drittel trägt die Kirchengemeinde, der Rest kommt aus Zuschüssen der Landeskirche, des Kirchenbezirks Ditzingen und des Landesdenkmalamts. „Rund 30 000 Euro werden uns am Ende fehlen“, sagt Silke Heckmann. Sie berichtet von vielen kleineren und größeren Spenden von Gemeindemitgliedern zugunsten der Restaurierung. „Die Menschen sind unserer Kirche sehr verbunden“, sagt die Pfarrerin. Derzeit überlege eine Gruppe, wie die Gemeinde die fehlenden 30 000 Euro beschaffen könne.

Gottesdienste im Gemeindehaus

Während der Restaurierung bleibt die Kirche zu. Von diesem Sonntag an finden die Gottesdienste im Gemeindehaus statt. Ein Tisch dient dann als Altar, das Kreuz, die Kerzenständer und die Bibel sowie die Gesangbücher sind bereits umgezogen. In das Gemeindehaus passen rund 150 Gläubige, in die Kirche etwa 450. Umso mehr hofft Silke Heckmann, dass die Laurentiuskirche zum Gottesdienst an Weihnachten wieder öffnet. An Heiligabend gehen immer besonders viele Menschen in die Kirche. Die evangelische Kirchengemeinde in Hemmingen hat laut Pfarrerin Heckmann 2500 Mitglieder. Damit sei sie doppelt so groß wie die katholische Gemeinde.

Silke Heckmann ist schon gespannt, wie die Laurentiuskirche aussieht, wenn sie in neuem Glanz erstrahlt. Die Restaurierung sei ein wichtiges Ereignis. „Wir müssen die Kirche für die nächsten Generationen erhalten“, betont die 54-Jährige – zumal das Gebäude doch ein „Kleinod“ sei.

Die Laurentiuskirche geht auf eine Basilika aus dem Jahr 900 zurück und entstand an einem Wehrturm. Das ist ebenso besonders wie die mehrfache Erweiterung der Kirche, die sich immer an der Größe der stetig wachsenden Gemeinde orientierte.

Auch die Petruskirche ist vergittert

Außensanierung Derzeit wird die Petruskirche in Gerlingen für 880 000 Euro von außen saniert. Der Dachstuhl und die Fassade müssen erneuert werden. Auch die Symbole auf der Spitze des Glockenturms – Kugel, Kreuz, Hahn – werden restauriert. Kugel und Hahn sollen wieder vergoldet und das Kreuz ebenfalls wieder zum Glänzen gebracht werden.

Turm Inzwischen hat der Steinmetz seine Arbeiten beendet. Demnächst, berichtet der Pfarrer Jochen Helsen, werde am Kirchenschiff der Putz ausgebessert. Danach kann der Zimmerer sich den Turm vornehmen: Der Turmhelm ist aus Holz und diese Hölzer weisen Schäden auf. In welchem Ausmaß, ist allerdings noch unklar.