Gero Schweizer in seinem ersten eigenen Restaurant Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Das Lokal ist wunderschön, die Küche ambitioniert: Im Schweizers steht Gero Schweizer am Herd, der in Florida schon für Donald Trump gegrillt hat.

Stuttgart - Schicksal oder Zufall? 1903 hat in der Olgastraße der Schweizer Hof eröffnet, der seit April nun Schweizers heißt – neuer Gastgeber und Küchenchef ist Gero Schweizer. Der gebürtige Esslinger, Jahrgang 1979, hat am Interieur des Vorgängerlokals Quinto Quarto wenig geändert. Warum auch? Wo sonst gehen Jugendstil und Moderne in der Stadt eine so schöne Verbindung ein? Übrigens: Im Sommer wird im idyllischen Innenhof eingedeckt.

Gero Schweizers Karte wechselt alle zwei Wochen und bietet drei Menüs an, die sich aufeinander beziehen: Vom Lande, aus dem Wasser und vegetarisch (65 beziehungsweise 54 Euro, mit Weinbegleitung 90 oder 79 Euro). Die jeweils vier Gänge können auf drei reduziert, à la carte gewählt oder gegeneinander ausgetauscht werden – dem kommen wir gerne nach.

Zur Vorspeise serviert Gero Schweizer eine samtige Crème vom jungen Ziegenfrischkäse, Kapern und Blumenkohl-Couscous steuern die frische Note bei, das Pumpernickel-Crumble sorgt für den Biss. Beim Zwischengang begeistert das cremige Carnaroli-Risotto, gebratene Garnelen und Zitronenconfit erinnern an Sommerabende am Meer.

Das Dessert ist zum In-die-Knie-Gehen

Der Hauptgang illustriert, was Schweizer mit „sinnlichem Genuss auf allen Ebenen“ meint. Das Auge freut sich am Rücken vom Jungkalb mit zartrosa Kern, der gebackene Kalbskopf steckt in einer grünen Petersilien-Panade, der Karotten-Lauchstampf setzt den orangenen Akzent. Derweil freut sich die Nase an den Röstaromen – und beim Probieren bestätigt sich mit jeder Gabel: Schweizer betreibt kein puristisches Produkt-Ikebana, er setzt auf das Zusammenspiel starker Aromen.

Auch Menschen, die sich nicht als Dessert-Fans bezeichnen, dürften beim Nachtisch in die Knie gehen: Salziges Karamell trifft auf süßes Brombeer-Buttereis, und die roten Beeren geben den Säurekick. Perfekt. An der Weinkarte wird noch gearbeitet, sie soll etwa um einen unkomplizierten offenen Rosé aus der Provence ergänzt werden. Bei den Württembergern ist man bereits gut aufgestellt, von Aldinger über Wöhrwag bis Drautz-Able. Wer etwas weiter hinaus blicken möchte, ist mit dem Chardonnay Löwengang von Südtirols Kultwinzer Alois Lageder bestens versorgt (68 Euro).

Bald auch ein offener Rosé

In den nächsten Tagen noch wirbelt im Lokal ein alter Bekannter: Jure Rübel vertritt den Serviceleiter Mats Schweikle, früher im Scholz am Park, der gerade Urlaub macht. Beide bedienen ebenso souverän wie charmant. Der Chef bleibt in seinem ersten eigenen Lokal bescheiden im Hintergrund. Zuvor war Schweizer in der Boteca di Vino und im Schlossgarten-Hotel, er hat auf Sylt gearbeitet und in Florida, im Golfclub von Donald Trump. Dessen Geschmack nennt Schweizer „sehr einfach“: Steak welldone, mit einer dicken schwarzen Kruste. Das wollen wir bitte, bitte nicht. Schweizers, Olgastraße 133b, S-Süd, Telefon 0711 / 60 19 75 40, www.schweizers-restaurant.de, geöffnet Donnerstag bis Montag 18 bis 23 Uhr, Dienstag und Mittwoch Ruhetag Die Bewertung:Küche 4,5 von 5 SternenService 4 SterneAmbiente 4 Sterne