Küchenchef Markus Hespeler hat mit Personalnot zu kämpfen. Foto: Lichtgut//Leif Piechowski

Das aufwendig gestylte und bepflanzte Malo hinterm Rathaus zieht viele Leute an. Die Küche ist gut, ein paar Kritikpunkte, besonders auch zum Service, hat unser Restauranttester aber dennoch.

Stuttgart - Zwei Monate nach der Eröffnung ist die Anziehungskraft der Wow-Location hinterm Rathaus weiterhin groß. Auch bei unserem Testbesuch an einem Montag war das Malo gut besucht. Wie bunt gemischt und laut das Publikum am Wochenende bis drei Uhr morgens ist, können wir nur mutmaßen. Bei uns jedenfalls hielt sich auch die Musikbeschallung in Grenzen – wie überhaupt die Atmosphäre trotz des Trubels gedämpft ist. Das liegt am Einsatz von warmen Materialien. Auch die vielen Pflanzen tragen zum angenehmen Raumklima bei.

In manchen Sitzbereichen ist es etwas eng

Man sitzt bequem: auf großen Samtsofas im Loungebereich, im Raucher-Separee mit Dschungel-Illusion oder, wie wir, rechts an Retro-Holztischen hinterm Pflanzentunnel. Allerdings ist es dort auch etwas eng, was zum Punktabzug für den Service führt. Natürlich kann mal ein Tablett aus der Hand rutschen, aber gleich dreimal? Wobei einmal sogar unbemerkt ein Löffel über den Rücken der Begleitung den Weg in den Sitz fand. Immerhin konnte der ansonsten aufmerksame Service etwas zur Portionierung der Speisen sagen. Ein veganes Zwischengericht wollten wir nämlich als Vorspeise: die Bete-Variation, ein wohliger Mix mit Schwarzwald-Miso, Belugalinsen und Blumenkohl-Mandelcreme (klein 17 Euro, groß 21 Euro), der uns aber nicht so nachhaltig beeindruckte wie die schwäbische Burrata mit Grillgemüse (14 Euro) bei unserer ersten Stippvisite.

Einige der Gerichte könnten mehr Würze vertragen

Statt der „Laubverkostung“ (9 Euro) haben wir uns für einen Beilagensalat (6 Euro) entschieden, der frisch und gut angemacht war. Der Kalbstafelspitz (26 Euro) war wirklich rosa gebraten, allerdings fehlte den Scheiben der Wumms. Etwas mehr davon gab es im Kartoffelragout mit Petersilien-Kürbiskern-Pesto, dazu große Stücke Ur-Karotten und eine sanfte Meerrettich-Buttermilch-Soße. Auch das dicke Zanderfilet (32 Euro) hätte unter der krossen Nori-Panade mehr Würze vertragen. Dazu gab es ein mild-cremiges Champagner-Sauerkraut und viel Nussbutterschaum. Zum Abschluss überzeugte eine glutenfreie belgische Waffel mit nicht zu süßem Tonkabohnen-Pflaumen-Gel und einem Apfel-Minz-Sorbet (10 Euro).

Die Weinauswahl ist gut, aber nicht günstig

Leider gehen manche Gerichte wegen der Pflanzenmuster auf den Tellern optisch unter, aber keine Frage: Die meist regionalen Zutaten sind sauber zubereitet. Und dennoch fehlt uns der Kick und die Kante, die wir von Markus Hespeler, zuletzt Küchenchef bei Feinkost Böhm, kennen. Im Telefonat muss er einräumen, dass Gästezahl – abends meist mehr als 100 gleichzeitig – und Belegschaftsgröße noch zu weit auseinanderliegen, um auf geplantem Niveau hinterherzukommen. Wir wissen, dass noch mehr geht, preislich ist man schon an der Obergrenze, auch bei der ordentlichen Weinauswahl mit 8 bis 11 Euro für 0,2 l. Das Kessler Hochgewächs (0,1 l) gibt’s für 7 Euro, fürs Pils von Alpirsbacher Klosterbräu zahlt man 3,60 Euro.

Info

Malo
Eichstraße 7, Stuttgart-City, Telefon 07 11 / 24 85 25 10, www.malo-stuttgart.de; geöffnet: Mo bis Do 11 bis 1, Fr/Sa11 bis 3 Uhr. 

Bewertung
Küche: 4 Punkte

Service: 3 Punkte

Atmosphäre: 4 Punkte

Punkte: ***** = herausragend, ****= überdurchschnittlich, *** = gut, **= Luft nach oben, * = viel zu verbessern