Ein Ballettstar wird Gastronom: Tänzer Marijn Rademaker verwirklicht sich einen Kindheitstraum. Foto: cf/privat

Im Yafa tischt der frühere Ballettstar Marijn Rademaker israelische Gerichte auf – ganz im Stil des populären Kochbuchkochs Yotam Ottolenghi. Manche Gerichte klingen spannender, als sie es dann sind. Aber der neue Wirt führt sein Lokal mit viel Engagement.

Stuttgart - Allein an der Zahl der verkauften Yotam-Ottolenghi-Kochbücher gemessen, müsste das Restaurant Yafa ein Erfolg werden. Israelische Küche liegt definitiv im Trend, mit der Übernahme des Lokals neben dem Brunnenwirt kann der frühere Ballettstar Marijn Rademaker eigentlich nichts falsch machen. Denn mit den Ottolenghi-Rezepten gibt es ein Problem: Sie klingen gut, die Bilder dazu sehen fantastisch aus, aber sie sind doch irgendwie immer etwas kompliziert, auch wenn sein neuestes Werk vermutlich gerade aus diesem Grund „Simple“ heißt. Deshalb ist es geschickt, dass es das Yafa in Stuttgart gibt – auch weiterhin. Marijn Rademaker hat dem Lokal mit offener Küche einen neuen skandinavisch-persönlichen Anstrich verpasst.

Weniger Gerichte, mehr Cocktails auf der Karte

Simpel ist auch die Speisekarte, die mit dem israelischen Koch Itzik Vanunu entwickelt wurde: Auf ihr stehen weniger Gerichte als Cocktails (10:14). Kein israelisches Restaurant ohne Hummus (8 Euro) oder Labneh (6 Euro), ein leicht säuerlicher Joghurt, dem Wasser entzogen wurde, zu dem schön weiches Pitabrot serviert wird. Wirklich perfekt sind die Falafel geraten: außen knusprig, innen saftig, kernig gewürzt und ordentlich mit Petersilie versehen, die Tahinisauce perfektioniert die Freude. Vier Bällchen kosten 7,50 Euro, mehr Dip würde wahrscheinlich nicht nur dem Schwaben dazu schmecken.

Der Blumenkohl steht als Fleur de Fou auf dem Menü (11 Euro), weil Kruvit, wie es auf Hebräisch heißt, sicher nicht so viel versprechende Assoziationen hervorruft. Im Ganzen wird er im Ofen geröstet, und während Yotam Ottolenghi Salz, Olivenöl und Zitronensaft darüberträufelt, ist es im Yafa eine Aprikosen-Zitronen-Buttersauce, die aber kaum durchdringt. Was wirklich gut klingt, ist am Ende jede Menge Kohl, den die salzige Crème fraîche nicht aufmotzen kann. Das Yafa-Sandwich aus einem Brioche-ähnlichen Brot, in dem Pulled Pork und Rucola stecken, ist dagegen ein Highlight wie die Falafel, wobei es so manchem Restaurantbesucher angesichts des Preises von 15 Euro und seiner Größe den Appetit verderben könnte.

Bobbys Gin Tonic passt perfekt zum Winter

Andererseits sind die Gerichte in deutschen Restaurants allgemein zu billig, was bekanntermaßen die Löhne des Personals drückt. Marijn Rademaker könnte also mit gutem Beispiel vorangehen. In seinem Restaurant ist er jedenfalls mit großem Engagement am Werk, tauscht den Wein aus, wenn er nicht mundet, plauscht mit den Gästen und freut sich, wenn ein Cocktail ankommt. Bobbys Gin Tonic (12 Euro) passt mit Nelken und Orangenschale perfekt zum Winter, im Hooligan wird der Wodka mit geräuchertem Granatapfelsirup und Rosmarin (11 Euro) aufgepeppt. Der in Rosenwasser getauchte Grießkuchen mit der vom Blumenkohl bekannten Crème fraîche (7 Euro) ist leider ein etwas langweiliger Schlusspunkt.

Yafa, Hauptstätter Straße 31, Stuttgart, Telefon 07 11 / 25 51 40 50, Öffnungszeiten aktuell mit Sperrstunde dienstags bis samstags 17.30 bis 22 Uhr. www.yafa-stuttgart.com

Bewertung

Küche: 3 Sterne

Service: 4 Sterne

Ambiente: 3 Sterne

***** = herausragend, ****= überdurchschnittlich, *** = gut, **= Luft nach oben, * = viel zu verbessern