Steffen Wolber im komplett renovierten Restaurantbereich des Ochsen Foto: Horst Rudel

Die neuen Pächter in Neuhausen machen vieles gut, können aber noch am Preis-Leistungs-Verhältnis arbeiten. 36,90 Euro für ein Lammkarree kommen unserem Tester ziemlich happig vor.

Neuhausen - Nach dem glamourösen Neustart mit regionalem Promiauflauf muss sich das gehobene Konzept des Ochsen im Alltag bewähren. Das Traditionshaus auf den Fildern gehört der Gemeinde – samt schönem Festsaal, der bespielt werden muss: vor allem mit Hochzeiten und anderen Gesellschaften. Dafür ist Hülya Stiefel zuständig, Gattin von Michael Stiefel, Sohn des Media-Markt-Gründers Leopold Stiefel. Die anderen beiden Geschäftsführer betreiben auch das Hotel und Restaurant Zehn-Brunnen in Renningen. Nun sind sie verstärkt in Neuhausen präsent: Steffen Wolber als Betriebsleiter, Lukas Maljeka als Küchenchef.

Das Restaurant ist schick (dunkler Holzboden, Natursteinelemente), aber wegen seiner Raumlänge nicht allzu gemütlich. In unserer Testwoche gab es Schließtage wegen technischer Probleme. Die Speisekarte konnte nicht zu 100 Prozent umgesetzt werden, was wir aber im Urteil berücksichtigen. Zu den angekündigten Abweichungen zählte, dass zum Ziegenkäse-Mousse an Shiso-Kresse (12,90 Euro) die glasierten Radieschen fehlten – und somit der säuerlich-knackige Ausgleich zum Ziegenkäse mit Aprikosen- und Johannisbeertupfern. Ohne Einschränkungen fein: die klare Tomatenbrühe mit Topfenknödel (8,90 Euro).

Der Rostbraten ist flach, die Spätzle sind dick

Weiter ging’s mit einem Rostbraten an dreierlei Zwiebeln (21,90 Euro). Das Fleischstück war eher schnitzelflach, aber wie gewünscht medium. Steffen Wolber erklärte, es liege am Charlois-Rind. Dafür waren die Spätzle dick und nach dem Schaben ins Kochwasser kurz durch eine Butterpfanne geschwenkt worden. Gut so! Die Soße, vornehmer Jus genannt, kam uns mit ihrer rauchig-malzigen Note sehr ähnlich vor wie die zum zweiten Hauptgericht. Und tatsächlich: Wegen der Küchenproblematik wurde derselbe Basis-Jus etwas abgewandelt. Macht nichts, denn die Soße passte auch gut zum Lammkarree mit Kartoffel-Mandel-Gratin. So wie das Ratatouille, das es unangekündigt statt der Mille-Feuille von der Gelben Bete mit Ziegenkäse gab.

Alles ist hübsch angerichtet

Am Sternepreis dieses Gerichts müssen wir allerdings kauen: 36,90 Euro. Gut, das Lamm, ein walisisches, war ein großer Brocken, die Fleischprodukte seien laut Wolber generell hochwertig. Aber auch 10,90 Euro für die Crème brûlée mit Rosé-Sorbet sind nicht gerade ein Schnäppchen; wie alles hübsch angerichtet mit Blüten hier und Streifen da. Trotz überdurchschnittlicher Ambitionen, aber eben auch überdurchschnittlichen Preisen kommen wir so auf ein gutes „Gut“, zudem wir ebenso die ordentliche Weinauswahl zählen: etwa den Spätburgunder von Franz Keller (6,90 für 0,2) oder den Sardasol Reserva von der Bodegas Alconda (7,90 für 0,2). Insgesamt werden Angebot und Nachfrage noch besser zueinander finden müssen, aber so hat man in Neuhausen wohl auch geplant.

Die Bewertung:

Küche: drei von fünf Sternen

Service: drei Sterne

Ambiente: drei Sterne