Zan Velenderic will seinem „Rohdiamanten“ noch den Feinschliff verpassen. Foto: Lg/Piechowski

Zan Velenderic sucht für sein Bar-Café-Restaurant-Hybrid noch den zum Hölderlinplatz passenden Stil. Vieles ist schon gut, manches will er noch ändern.

Stuttgart - Was sich an dem einen Ort gut bewährt, muss nicht an einem anderen Ort gleich gut funktionieren. Diese kleine Lektion hat Zan Velenderic, Jean genannt, schon nach drei Monaten gelernt. Der Zimt-und-Zucker-Macher hat im September quasi sein Tagescafé-Konzept vom Süden auf den Westen übertragen. Direkt an der Straßenbahnhaltestelle Hölderlinplatz hat er in einem ehemaligen Friseursalon das Heilignüchtern eröffnet (den Namen hat er einem Gedicht von Hölderlin entnommen) und damit die Nachbarschaft beglückt, die seit Frühjahr gespannt auf die Eröffnung wartete.

Vieles ist wie im Zimt und Zucker: Die Kuchen backt Jean größtenteils mit seiner Mama, zum Frühstück gibt es Pancakes, Müsli und Rührei in verschiedenen Variationen, zum Beispiel mit Speck (7,90 Euro). Der ist kross gebraten, das Rührei cremig und der Teller hübsch mit gemischtem Salat und Granatapfelkernen angerichtet.

Alles gibt es auch vegan und glutenfrei

Im Heilignüchtern setzt Jean auf eine Mittagstischkarte mit drei bis vier Gerichten, meistens eine Suppe, ein Pastagericht und eine Flammkuchenvariation. Die Erbsen-Kartoffelsuppe (5,90 Euro) kommt nicht püriert, sondern mit großen Kartoffelstücken und viel Lauchzwiebeln angereichert und schmeckt kräftig-würzig. Die „Pasta mista in Kürbissoße“ (7,90 Euro) steht auf der Karte mit Hähnchenbrust und Zucchini. Doch weil man als Gastronom heutzutage vielfältige Ansprüche bedienen muss, gibt es im Heilignüchtern fast alles in vegetarischer, veganer oder auch glutenfreier Variante – worauf die Bedienung gleich freundlich hinweist und die Pasta ohne Hühnchen bringt. Die Kürbissoße ist schön cremig, das Gericht hätte aber durchaus etwas mehr Würze vertragen können. Die Flammkuchen werden hier klassisch mit Speck und Zwiebeln (7,90 Euro) oder auch experimentell mit Kürbis und Gorgonzola garniert – schmeckt beides, die Käse-Kürbis-Variante ist aber doch sehr mächtig.

Im Januar will Jean die Karte überarbeiten. Der erfahrene Gastronom – seit zehn Jahren betreibt er das Zimt und Zucker – ist sehr selbstkritisch: „Das Heilignüchtern wie das Zimt und Zucker zu betreiben, war ein Fehler, ein kompletter Fehler.“ Das dürfe so nicht sein: „Das habe ich bemerkt und analysiert.“ Am Anfang habe er die Idee seines anderen Cafés einfach kopieren müssen: „Ich habe ja alles allein gestemmt.“ Nach und nach will er aber nun seinem „Rohdiamanten“ den Feinschliff verpassen. „Der Hölderlinplatz funktioniert einfach anders.“ Seit Kurzem hat er nur noch an zwei Abenden Barbetrieb. Dennoch: „Ich bin glücklich hier. Überglücklich.“ Er sei noch nicht ganz fertig, ein paar Veränderungen plane er noch. Die Kuchen kann Jean aber gerne so lassen, vor allem die Linzer Torte (3,50 Euro). Die macht einiger seiner Gäste überglücklich.

Die Bewertung:

Küche drei von fünf Sternen

Service dreieinhalb Sterne

Ambiente vier Sterne