Schönes Ambiente im Esslinger „Fleischmann“ Foto: Horst Rudel

Im Freizeitparadies des Esslinger Dick-Areals kann sich der Gast mit Fisch und Fleisch verwöhnen lassen. Besonders gut gefallen aber hat unserem Tester die hawaiianische Spezialität Poke.

Esslingen - Das Backstein-Ensemble des Dick-Areals atmet Esslinger Industriegeschichte des 19. Jahrhunderts. Dort, wo einst Messer und Feilen gefertigt wurden, existiert heute in den ehrwürdigen Gemäuern ein Kino samt Geschäften und diversen Gastronomien – und darunter mit dem Fleischmann seit Oktober ein Restaurant der anspruchsvolleren Kategorie. Als Steakhouse und Weinbar firmiert das Lokal jetzt, dem von Betreiber Fotios Anastasiou – in der Nachfolge des Juleps – nicht nur ein geändertes Konzept, sondern auch eine neue Innenausstattung verpasst wurde.

Tatsächlich ist der Raumeindruck in der vormaligen Fabrikhalle phänomenal: Vieles ist quasi im Rohzustand belassen, das Alte wirkt nicht aufgesetzt, sondern authentisch. Ein Flair, das urban, rustikal und stylish ist, aber durchaus auch wohnlich angesichts eines entsprechenden Mobiliars und Teppichen auf dem Parkett.

Solche Polster dämpfen zugleich den Schall, was für eine angenehme Akustik sorgt an diesem Abend – wobei die Plätze nicht alle besetzt sind. Dies mag ein Vorteil sein auch für den freundlichen Service, der sich aufmerksam um die Gäste kümmert und bei Bedarf gerne berät. Denn tatsächlich ist die Speisekarte zwar überschaubar, angesichts des Angebots aber herrscht schnell die Qual der Wahl, was mehr noch für die große Weinkarte gilt mit deutschen sowie internationalen Gewächsen.

Die Sardinen werden in der Dose serviert

So richtig falsch machen lässt sich hie wie da nichts. Die Sardinen, die originellerweise in der Dose (!) geliefert werden (8 Euro), munden als Vorspeise ebenso wie die frischen, fein angemachten Salate (Spinat für 8 Euro, Wildkräuter für 12 Euro) und das Tatar von Thunfisch und gebeiztem Lachs (14 Euro) – mit Zitronenperlen als Gruß aus der Molekularküche als Tüpfelchen auf dem „i“. Der empfohlene Veltliner vom Weingut Schmelz (0,1 Liter für 9,60 Euro) rundet den Gang perfekt ab, wobei ein Pinot Grigio aus dem Veneto auch schon für 2,40 Euro zu haben ist.

Bei den Hauptspeisen gibt es ebenfalls kaum etwas zu mäkeln. Die unter dem Montague-Grill bei mehr als 900 Grad gebratenen Steaks – ob irländisches Here-ford-Roastbeef (250 Gramm für 28 Euro) oder argentinisches Rib-Eye (28 Euro) – kommen medium-zart auf den Tisch, das Thunfischsteak mit der japanisch angehauchten Yakitori-Sauce überzeugt ebenfalls (28 Euro). Die Überraschung ist aber Poke, eine Spezialität hawaiianischer Fischer, Sushi ähnlich, in der Bowle serviert, etwa mit Garnelen, Avocado, Gurken, Reis (22 Euro). Ein außergewöhnlicher Genuss mit scharfen wie süßlichen Aromen.

Da auch die Desserts – etwa Cheesecake im Glas für 6 Euro oder hausgemachte Mousse au chocolat (7,50 Euro) – einen schönen Abschluss bilden, bleibt insgesamt ein guter bis sehr guter Gesamteindruck. Gut, dass die Messer inzwischen an anderer Stelle, in Deizisau, produziert werden.

Fleischmann
, Esslingen, Kollwitzstraße 1, Tel. 0711/35 13 59 90, www.fleischmann-steakhouse.de; Sonntag bis Donnerstag von 17 bis 1 Uhr, Freitag und Samstag 17 bis 2Uhr.

Die Bewertung:

Küche vier von fünf Sternen

Service vier Sterne

Ambiente viereinhalb Sterne