Ihre Osteria Francescana im italienischen Modena ist die beste: Massimo Bottura und seine Frau Lara Gilmore freuen sich über die Auszeichnung in Bilbao. Foto: The World’s 50 Best Restaurants 2018

Bei der Preisverleihung der „World’s 50 Best Restaurants“, der weltweiten Spitzengastronomie, hat eine italienische Osteria gewonnen. Tim Raue aus Berlin schafft es als einziger Deutscher in die Topliste.

Bilbao/ Stuttgart - Einen Tisch in der Osteria Francescana im italienischen Modena zu bekommen, war bisher nicht gerade einfach. Von drei, vier Monaten Wartezeit war die Rede. Jetzt wird es noch schwieriger: Am Dienstagabend wurde das Lokal von Massimo Bottura bereits zum zweiten Mal als bestes Restaurant der Welt ausgezeichnet.

Bei der Preisverleihung der „World’s 50 Best Restaurants“, der weltweiten Spitzengastronomie, im spanischen Bilbao schafft es nur ein einziger Deutscher unter die fünfzig Besten: Tim Raue belegt mit seinem Berliner Restaurant Platz 37. „Wir sind unglaublich stolz und dankbar, das dritte Jahr in Folge als eines der 50 besten Restaurants der Welt gelistet zu sein“, so Raue.

In dem 3-Sterne-Restaurant Osteria Francescana hat der Koch Bottura die italienische Küche völlig neu interpretiert, bringt Produkte auf den Teller, die wie Kunstwerke aussehen. Eines seiner berühmtesten Desserts trägt den Namen „Upps, ich ließ die Zitronentorte fallen“. Auf Platz 2 ist El Cellar de Can Roca im spanischen Girona und auf dem dritten Rang das Mirazur im französischen Menton. Große Überraschungen gibt es auf den vorderen Rängen keine. Der Vorjahressieger das Eleven Madison Park in New York landet auf Platz 4. René Redzepi mit dem Noma ist nicht vertreten, da das bekannte Restaurant erst Anfang des Jahres wieder neu eröffnet hat.

Wer in dieser Liste auftaucht, kann sich freuen

Trotz des Titels der „World’s 50 Best Restaurants“ werden die 100 besten Restaurants benannt. Darunter sind auch noch weitere deutsche Lokale: Das Atelier in München auf Platz 97 und das Berliner Nobelhart & Schmutzig auf Rang 88 sind neu dabei. Das Aqua in Wolfsburg rutschte auf den 77. Platz, das Vendôme in Bergisch-Gladbach auf den 66. (vormals auf Platz 47).

Wer in dieser Liste auftaucht, kann sich freuen: Die Restaurants werden noch stärker besucht. Die Aufmerksamkeit ist ihnen gewiss. Auch Auszeichnungen etwa von Michelin und Gault Millau helfen. „Die wirtschaftliche Komponente ist erheblich: Von null auf einen Stern waren es fast 40 Prozent mehr Umsatz, zum zweiten Stern machte es noch mal 25 Prozent aus. Die 50BestList hat jedes Jahr noch mal zehn Prozent gebracht“, erklärt Tim Raue, der mit seinem Hauptrestaurant namens Tim Raue in Berlin drei Monate nach Eröffnung im September 2010 den ersten Stern des Guide Michelin erhalten hatte. 2012 folgte der zweite Stern.

Die Frage bleibt: Warum gibt es so wenig Frauen in der Topgastronomie?

Die Liste der „World’s 50 Best Restaurants“ wird seit 2002 veröffentlicht. Herausgegeben wird sie vom britischen „Restaurant Magazine“, eine Jury aus rund 1000 Köchen, Fachautoren und Kulinarikexperten wählt, unterstützt wird die Verleihung durch diverse Sponsoren. Da gibt es noch den Extrapreis einer Küchenmarke, einen Nachhaltigkeitspreis, den Aufsteigerpreis von einer Kaffeemarke – und einen Preis für die beste Köchin, gesponsert von einer Wodkamarke.

Auffällig ist, dass es in dieser Rangliste einen Sonderpreis für eine Frau braucht, bei der eigentlich ja Männer wie Frauen ausgezeichnet werden. Claire Smyth, deren Restaurant Core im Londoner Stadtteil Notting Hill beheimatet ist und die jüngst auch bei der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle auftischte, wird zwar mit dem Sonderpreis ausgezeichnet, taucht aber nicht in der Top-50-Liste auf. In ihrer Rede fragt sie sich auch, warum es so wenig Frauen in der Gourmetliga gebe. Smyth selbst hatte auch keine Antwort darauf. Und warum sie diesen Preis annimmt? „Die Rolle eines Kochs ist nicht genderspezifisch. Da es aber wenig Frauen gibt, muss der Beruf attraktiver für alle werden“, sagt Smyth in Bilbao. „Man kann nicht alle Frauen unter ein Label packen, aber wir müssen uns gegenseitig unterstützen. Wir ändern nichts, wenn wir nichts unternehmen.“

Ob es überhaupt das beste Restaurant der Welt geben kann, ist natürlich fraglich. Es ist wie immer: Über Geschmack lässt sich bekanntlich vortrefflich streiten.

Das sind die zehn besten Restaurants der Top-50-Liste

01. Osteria Francescana, Modena, Italien

02. El Celler de can Roca, Girona, Spanien

03. Mirazur, Menton, Frankreich

04. Eleven Madison Park, New York, USA (bestes Restaurant in Nordamerika, Vorjahressieger)

05. Gaggan, Bangkok, Thailand (bestes Restaurant in Asien)

06. Central, Lima, Peru (bestes Restaurant in Südamerika)

07. Maido, Lima, Peru

08. Arpège, Paris, Frankreich

09. Mugaritz, San Sebastián, Spanien

10. Asador Etxebarri, Axpe, Spanien

37. Restaurant Tim Raue, Deutschland