Die Schweizer haben das kulinarische Angebot neu ausgerichtet und orientieren sich ganz an dem angesagten Dreiklang regional, saisonal und nachhaltig. Foto: Lichtgut/Julian Rettig/Lichtgut/Julian Rettig

Die Wilhelma gastronomisch zu versorgen, ist eine Herausforderung: In Stoßzeiten rappelvoll, wünschen die Besucher gleichwohl Qualität und Abwechslung. Nun wagt der Pächter Marché einen Neustart.

Wilhelma - Als Glanzlicht galt das Hauptrestaurant der Wilhelma bislang nicht gerade. Das fing schon beim wenig kreativen Namen an: es hieß schlicht „Wilhelma-Restaurant“. Dazu kam der „Charme einer Bahnhofshalle“, den ihm Finanzministerin Edith Sitzmann am Dienstag attestierte. Doch das ist nun alles vergessen, denn als „Amazonica“ wagt der landeseigene Zoo nun den gastronomischen Neustart mit dem neuen Pächter Marché.

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Den Zuschlag hatte die Restaurantkette Marché, Teil der Schweizer Mövenpick Holding AG, bereits im vergangenen Jahr erhalten und den Laden am 1. Mai vom Vorgänger übernommen. Dem Land, dem die Wilhelma gehört, sagte Marché eine umfassende Sanierung zu, die von Januar bis April erfolgt und nun abgeschlossen ist. Außerdem haben die Schweizer das kulinarische Angebot neu ausgerichtet und orientieren sich ganz an dem angesagten Dreiklang regional, saisonal und nachhaltig.

Für jeden Geldbeutel soll etwas dabei sein

Seinen neuen Namen verdankt das Amazonica der Nachbarschaft zum nahe gelegenen Amazonienhaus, das mehr als 2000 Pflanzen und 60 Tierarten aus Mittel- und Südamerika beherbergt. „Wir sind einen großen Schritt vorangekommen, was die Speisen und Getränke angeht“, sagte Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin am Dienstag. Als moderner Zoo mit den Hauptaufgaben Artenschutz, Erholung und Umweltbildung sei das Thema Nachhaltigkeit von besonderer Bedeutung. Ein Beispiel: Die Trinkhalme sind von nun an aus Zuckerrohr und somit biologisch abbaubar und nicht mehr, wie bislang, aus Plastik.

Finanzministerin Sitzmann betonte außerdem, dass für jeden Geldbeutel etwas dabei sei: so können Gäste aus drei verschiedenen Tellergrößen auswählen, die zwischen 3,90 Euro und 8,90 Euro kosten. „Die Wilhelma ist ja ein weitläufiges Areal“, erklärte Sitzmann. Schnell kämen ein paar Stunden zusammen, wenn man die ganze Anlage abschreite. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass das gastronomische Angebot besser ist“, so die Finanzministerin.

Vegetarischer Bereich in der Mitte des Buffets

Zentrales Element des Amazonica ist eine vegetarische Insel in der Mitte des Buffet-Bereichs, die frisches Obst und Gemüse aller Art bietet, dazu Ausgefalleneres wie die nährstoffreiche Körnerfrucht Quinoa, die ursprünglich aus den Anden stammt, und weitere sogenannte Superfoods. Darum herum sind verschiedene kleinere kulinarische Bereiche gruppiert, „Marktstände“, wie Marché sie nennt. Unter anderem der sogenannte Schwabencounter, der, wie der Name andeutet, mit schwäbischen Klassikern wie Linsen mit Spätzle oder Maultaschen aufwartet, oder eine Ecke mit hausgemachten Desserts und Feingebäck.

Dem Namen Amazonica trägt die Speise-Auswahl natürlich auch Rechnung. So gibt es in einer Nische regelmäßig Spezialitäten aus dem Amazonas-Gebiet. Ein Highlight ist dabei ein Lavastein-Grill. Am Dienstag servierte das Küchenteam Piri, eine Hähnchenkeule aus Bio-Haltung mit gebratenem Reis, Sauerrahm und Pico de Gallo, einer mexikanischen Würzsoße mit Tomaten und Chili.

Amazonas-Flair als optisches Konzept

Auch optisch präsentiert sich das Amazonica namensgerecht im Amazonas-Flair. An den Wänden dominieren Grün und andere Naturfarben, Pflanzen sind überall im Raum verteilt. In der lichtdurchfluteten Mitte des Raums befindet sich eine leicht erhöhte Plattform, geziert von einem überdimensionalen Vogelkäfig. Das frei vom Buffet wählbare Kindermenü kostet inklusive eines schwäbischen Apfelsafts und einer kleinen Überraschung 5,90 Euro. Für Kinder gibt es außerdem einen Spielbereich mit einer Zuganlage.

Oliver Altherr, Chef von Marché International mit schwäbischen Wurzeln, verwies auf die große Erfahrung der Restaurantkette. Marché habe sich überall dort bewiesen, „wo was los ist“, an Autobahnen und Flughäfen zum Beispiel. Mittlerweile sei man auch auf Zoos spezialisiert. Altherr freute sich über die farbenfrohe Neugestaltung des Restaurants. „Früher hat es hier ja ausgesehen wie in der Bronx“, sagte er.