Hygiene rettet Leben: Pflegekraft bei der Handdesinfektion. Foto: dpa

Im Land wird etwa jeder vierte Patient im Krankenhaus auf resistente Erreger getestet. Infizierten drohen schwere Komplikationen, wenn Antibiotika nicht anschlagen.

Stuttgart - Bei rund 9750 Krankenhauspatienten in Baden-Württemberg wurden im vergangenen Jahr gegen Antibiotika resistente Erreger nachgewiesen, die zu Infektionen wie Blutvergiftungen oder Lungenentzündungen führen können. Zu über 90 Prozent handelt es sich dabei um den Keim MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). Sogenannte gramnegative Erreger (4MRGN), die gegen alle vier klinisch relevanten Antibiotikagruppen resistent sind, machen etwa acht Prozent aus. Das berichtet die Techniker-Krankenkasse unter Berufung auf Zahlen der Geschäftsstelle für Qualitätssicherung im Krankenhaus (GeQiK) in Stuttgart.

„Die Zahlen entsprechen etwa dem Niveau des Vorjahres und stellen insofern keine dramatische Entwicklung dar“, sagte Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. Gesetzliche Vorgaben und mehrere Initiativen wie etwa die „Aktion Saubere Hände“ oder die Maßnahmen des MRE-Netzwerks Baden-Württemberg hätten eine durchaus positive Wirkung entfaltet, so Vogt. Er sieht allerdings keinen Anlass zur Sorglosigkeit. „Rund 30 Prozent der gefährlichen 4MRGN-Keime haben sich die Patienten erst im Krankenhaus erworben. Dies stellt eine große Herausforderung an die Hygienespezialisten in den Kliniken dar. Bei MRSA liegt diese Quote nur bei rund acht Prozent“, so der Kassenmanager.

Informationsbereitschaft der Kliniken noch dürftig

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 565 000 Patienten im Hinblick auf MRSA „gescreent“ – also daraufhin untersucht, ob eine Besiedlung mit den Keimen vorliegt. Das ist etwa jeder vierte Krankenhauspatient. Ein Screening auf 4MRGN-Bakterien wurde bei rund 182 000 Patienten durchgeführt. „Das Screeningverhalten der Krankenhäuser ist noch sehr unterschiedlich. Es ist das Ziel eines bei der GeQiK angesiedelten Verfahrens zur Qualitätssicherung, strukturierte Screeningmaßnahmen in den Kliniken zu etablieren“, so Vogt.

Vogt sieht in Sachen Informationsbereitschaft beim Thema Hygiene noch bei vielen Kliniken Luft nach oben. „Wie die Krankenhäuser mit dem Thema umgehen und wie viele Menschen sich in der Klinik mit einem Keim infiziert haben, bleibt oft im Dunkeln“, so der Leiter der TK-Landesvertretung. Eine aktuelle Befragung der TK habe gezeigt, dass rund 90 Prozent der Patienten bei der Wahl eines Krankenhauses Informationen über Maßnahmen für Hygiene und Infektionsschutz für wichtig oder sehr wichtig halten.

Vogt forderte die Kliniken auf, offensiver mit dem Thema umzugehen: „Informationen zum Hygienemanagement können ein wichtiger Faktor sein, um sich im Wettbewerb der Krankenhäuser positiv darzustellen.“ Als positives Beispiel nannte er das Hygiene-Portal der Klinikkette Helios.