Präsidentschaftskandidat Donald Trump (rechts) sorgte bei der jüngsten Debatte der republikanischen Kandidaten wieder für peinliche Momente. Neben ihm Marco Rubio. Foto: AP

Das republikanische Teilnehmerfeld im US-Wahlkampf ist auf ein Quartett geschrumpft, der Umgangston ist im kleineren Kreis aber nicht unbedingt besser geworden.

Detroit - Vorhang auf für die nächste Fernsehdebatte der Republikaner: Marco Rubio und Ted Cruz machten sich am Donnerstagabend (Ortszeit )über die „flexiblen“ Einstellungen und sogar über die kleinen Hände des Spitzenreiters Donald Trump lustig. John Kasich sah sich als einziger Erwachsener unter den republikanischen Bewerbern. Und Trump hatte ein Kompliment für Moderatorin Megyn Kelly übrig - die er vor Monaten noch als „Püppchen“ bezeichnet hatte.

 

Rubio und Cruz, die Senatoren von Florida und Texas, schossen sich bei der Debatte in der US-Autostadt Detroit einmal mehr auf Trump ein. Sie stellten dessen Berechtigung, sich als Konservativer bezeichnen zu dürfen, ebenso infrage wie seine Geschäftspraktiken und seine Fähigkeit, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zwei völlig unterschiedliche Positionen zum selben Thema einzunehmen. Es ging diesmal aber auch um ein wenig Politik, darunter das bei den Republikanern alles überstrahlende Thema Einwanderung.

Chaos bei den Republikanern

Den Grundstein für die außerordentliche Zurschaustellung des Chaos bei den Republikanern hatten die früheren Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney und John McCain kurz vor der Debatte gelegt. Sie bezichtigten den in der Partei umstrittenen Spitzenreiter Trump, eine Gefahr für die Nation und ungeeignet für das höchste Staatsamt der USA zu sein.

Romney, der 2012 glatt gegen den nun scheidenden Präsidenten Barack Obama verloren hatte, nannte Trump einen Schwindler und Betrüger. Trump fehle das Urteilsvermögen und die Integrität zum Präsidenten, sagte Romney und forderte seine Partei auf, Trump mit aller Macht zu verhindern. Andere in der Partei wie New Jerseys Gouverneur Chris Christie sprechen sich dagegen für Trump aus. Kurzum: Die Partei ist völlig zerstritten.

Trump konterte die Kritik von Romney bei der TV-Debatte in seiner bekannt impulsiven Art. Der Wahlverlierer von 2012 sei „ein gescheiterter Kandidat“, die Niederlage gegen Obama „eine Peinlichkeit“ gewesen, erklärte er.

Die Misere des republikanischen Establishments wird dadurch verstärkt, dass alle verbliebenen Konkurrenten sich in der Debatte dafür aussprachen, Trump im Falle einer Parteinominierung zu unterstützen. Rubio sagte, er fühle sich seiner Partei verpflichtet und werde deshalb jeden republikanischen Kandidaten unterstützen.

Trump nennt sein Meinungswechsel „Flexibilität“

Cruz sagte, er bevorzuge Trump vor den beiden demokratischen Bewerbern Hillary Clinton und Bernie Sanders, den er als Sozialisten bezeichnete. Kasich zögerte mit seiner Antwort auf die Frage nach einer Unterstützung für den Hauptkonkurrenten am längsten. Letztlich sagte er, Trump mache es ihm „manchmal ein bisschen schwer“, aber auch er würde dem Rivalen seine Stimme geben, wenn dieser nominiert würde.

Auch Trump musste auf die Frage antworten, ob er einen seiner Konkurrenten bei einer Nominierung unterstützen würde. Nach kurzem Zögern sagte er, er würde sich hinter jeden republikanischen Nominierten stellen - auch wenn er offensichtlich anzweifelte, dass irgendwer außer ihm die Kandidatur gewinnen könnte.

Trump verteidigte zuvor die häufige Änderung seiner Meinung bei verschiedenen Wahlkampfthemen. Es sei wichtig für einen Präsidenten, „flexibel“ zu sein, sagte der 69-Jährige. „Ich habe niemals eine erfolgreiche Person gesehen, die nicht flexibel war, die nicht einen bestimmten Grad an Flexibilität hatte.“ Er fügte allerdings hinzu, er habe einen „sehr starken Kern“ an Überzeugungen.

Fox-News-Moderatorin Kelly zeigte während der Debatte kurze Clips, in denen Trump verschiedene Positionen zum selben Thema äußerte. In einem Beitrag aus dem September 2015 schien Trump die Aufnahme von syrischen Flüchtlingen in die USA gutzuheißen, während er diese Idee am nächsten Tag gleich wieder zurückwies. Gleiches wurde in Clips zum Krisenherd Afghanistan und zur Politik von George W. Bush offenbar.

Kelly selbst, wegen der Trump im Januar aus Protest eine Republikaner-Debatte hatte sausen lassen, wurde von dem Milliardär diesmal nett begrüßt. Sie sehe gut aus, sagte Trump auf Kellys Frage, wie es dem 69-Jährigen heute gehe.

Ein Moment voller Fremdscham

Auch hinsichtlich der Einreise von gebildeten Arbeitern aus dem Ausland zeigte Trump Flexibilität. Er ändere diesbezüglich seine Meinung, sagte er. „Wir brauchen hoch qualifizierte Leute in diesem Land.“

Dass er einst die Demokraten unterstützt haben soll und nun bei den Republikaner antritt, stellt einen weiteren Beweis für Trumps Meinungsänderungen dar. Er rechtfertigte dies als einfaches Geschäft: „Ich habe Demokraten unterstützt und ich habe Republikaner unterstützt“, sagte er, „und als Geschäftsmann war ich das meinem Unternehmen, meiner Familie, meinen Arbeitskräften und allen schuldig, um mit ihnen auszukommen.“

Die Rivalität zwischen den Bewerbern sorgte einmal mehr für eine kuriose Auseinandersetzung: Trump verteidigte die Größe seiner Hände, nachdem Rubio ihn damit aufgezogen hatte, wie klein diese seien - eine offensichtliche Anspielung auf Trumps sexuelle Fähigkeiten. „Ich garantiere euch, da gibt es kein Problem“, sagte Trump und präsentierte dem Publikum stolz seine Handinnenflächen. Es war einer dieser Momente voller Fremdscham, die den Wahlkampf der Republikaner in diesem Jahr ausmachen. Cruz, der direkt neben Trump stand, konnte nur verstört schmunzeln.

Noch einmal zurück zur Flexibilität: Als Cruz im Spaß zu Trump sagte, er solle auch einmal Luft holen, sprang Rubio ein, um zu fragen: „Wenn die fertig mit dem Yoga sind, kann ich dann eine Frage beantworten?“ Cruz meinte, das letzte, was er jetzt sehen wolle, sei Yoga. Rubio verwandelte die Vorlage elegant: Trump sei bestimmt äußerst gut bei den Verrenkungen, weil er doch „wirklich flexibel“ sei. In der leisen Vorahnung solcher Situationen hatte John Kasich zum Auftakt gleich einmal festgestellt, er sei der einzige „Erwachsene auf der Bühne“.