Studenten aus Deutschland renovieren in Belgrad ein heruntergekommenes Schiff, die Župa, um daraus einen Ort für kulturelle Veranstaltungen zu machen. Foto: Guhlich

StN-Reporterin Anne Guhlich vor Ort: Deutsche Studenten renovieren in Belgrad ein heruntergekommenes Schiff, um daraus einen Ort für kulturelle Veranstaltungen zu machen. Sie wollen den von Krieg und Krise beeinträchtigten Stadtteil Savamala in der Belgrader Altstadt wieder herrichten.

Deutsche Studenten renovieren in Belgrad ein heruntergekommenes Schiff, um daraus einen Ort für kulturelle Veranstaltungen zu machen. Das Ganze ist Teil des Projekts Urban Incubator. Sie wollen den von Krieg und Krise beeinträchtigten Stadtteil Savamala in der Belgrader Altstadt wieder herrichten.

Belgrad - Frau Simonovic, Sie verbringen die nächsten vier Monate in Belgrad. Was machen Sie in Serbiens Hauptstadt?
Wir von „Urbane Experimente“ sind ein Team aus angehenden Stadtplanern, Architekten, Landschaftsarchitekten und Produktdesignern der Universität Kassel. Wir sind derzeit in Belgrad, weil die „Unabhängige Gesellschaft Urban Incubator“ aus Belgrad, ein Nachfolgeprojekt des „Urban Incubator“ des Goethe Instituts uns eingeladen hat, ein brachliegendes Schiff zu renovieren und daraus einen Ort für kulturelle Veranstaltungen zu machen. Die ersten Renovierungsarbeiten laufen schon. Insgesamt werden wir von Mai bis Ende August vor Ort agieren.
Wo liegt das Schiff?
Die Župa liegt auf der Save. Das ist der größte Fluss Sloweniens und Kroatiens. In Serbien mündet der Fluss in die Donau und an dieser Stelle liegt das Schiff, mitten im Zentrum Belgrads.
Warum ist das Goetheinstitut ausgerechnet auf Sie zugekommen?
Im Sommer 2013 gab es in Belgrad ein Projekt mit dem Titel Urban Incubator, das wir sehr interessant finden. Darum habe ich im vergangenen Herbst den Manager Nikolar Markovic unsere vorherigen Projekte gezeigt und gefragt, ob wir uns beteiligen können. Darauf folgte die Einladung.
Worum geht es bei Urban Incubator?
Das ist ein Projekt zur Aufwertung des Stadtteils Savamala in Belgrad. Es geht darum, dass nicht Politiker oder Investoren bestimmen sollen, wie sich das Viertel entwickelt, sondern Künstler, Architekten, Aktivisten und die Bewohner von Savamala. Das passt thematisch zu unserer Arbeit.
Inwiefern?
Wir beschäftigen uns mit innerstädtischen ungenutzten Freiräumen. Das sind für uns Orte der Inspiration. An ihnen machen wir unsere prinzipiellen Fragen zum Wesen und der Bestimmung von Städten fest, hier setzt unsere Untersuchung der Eigenschaften und Qualitäten von Räumen, die Reflexion über räumliche Bedürfnisse, Planung, Entwicklung, Nutzung, Gestaltung und nicht zuletzt über unserer eigenen Rolle in diesem Kontext an. Für uns ist Belgrad so ein Ort! Hier ist es am Brodeln. Es passiert kulturell gerade extrem viel auf allen möglichen Ebenen. Und die Menschen sind offen für neue Entwicklungen in ihrer Stadt. Natürlich nicht alle, aber prinzipiell sind nach meiner Erfahrung die Menschen hier für neue Sachen zu haben.
Was war bisher das Seltsamste was Sie in Belgrad erlebt haben?
Es passieren hier täglich sehr seltsame Sachen. Genau das ist das Schöne an Belgrad. Die Menschen sind sehr freundlich. Wir haben uns abends zu acht vor unsere Werkstadt gesetzt. Gegenüber liegt eine Bar – und plötzlich hat uns der Besitzer einfach so mit Wein versorgt. Toll ist auch Dane, ein Mann, der in der Gegend, wo unser Schiff liegt, mit einem dreirädigen Motorroller und einem Anhänger Kaffee verkauft. Er hat uns angeboten, uns alles zu transportieren was wir brauchen. Diese Freundlichkeit und Offenheit ist überraschend und schön.